Stress, Fitnesswahn
Immer mehr Menschen weisen gestörtes Essverhalten auf

Carina Mayer ist klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin bei der Psychosozialen Beratungsstelle Liezen. | Foto: KK
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Low-Carb-, Low-, Fat-, Paleo-, Keto-Diät, Intervallfasten – egal, wo man hinschaut, viele Titelblätter und soziale Medien zeigen Diät- und Ernährungstrends. Carina Mayer, Psychosoziale Beratungsstelle Liezen, klärt über das weit verbreitete Problem der Essstörung auf.

BEZIRK LIEZEN. Die Medienwirkung mündet in einem regelrechten Fitnesswahn. Für viele Menschen entstehen dadurch Druck, Frustration oder auch Selbstzweifel. Im schlimmsten Falle kann durch diese "Einstiegsdroge Diät und Fitnesswahn" eine Essstörung entwickelt werden.

Personen aller Altersgruppen

"Davon sind mittlerweile nicht mehr nur junge Menschen unter 20 Jahren betroffen. Auch immer mehr Frauen in der Lebensmitte verfallen der zwanghaften Idee, schlank zu sein. Schönheitsideale setzen auch diese unter Druck, bedenkt man die mit dem Wechsel einhergehenden Risikofaktoren für Gewichtszunahme", betont Carina Mayer, klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin.

Stress kann Auslöser sein

Ein gestörtes Essverhalten kann auch durch den eigenen Alltag entwickelt werden, wie zum Beispiel schnelles Essen in kurzer Zeit aufgrund von Stress oder Heißhungerattacken. "Ein Risikofaktor könnte der Schichtbetrieb sein. Hier stehen oftmals nur sehr kurze Pausen zur Verfügung, ein Hunger- oder Sättigungsgefühl kann sich kaum einstellen", informiert Mayer. Heißhungerattacken können auch aufgrund von unangenehmen Gefühlen wie Traurigkeit entstehen.

Stress in der Arbeit kann zu einem gestörten Essverhalten führen. | Foto: Pixabay
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Häufig ist Essen kein Genuss mehr, sondern etwas, das schnell gehen soll. Die Expertin meint dazu: "Aus psychologischer Sicht ist die Achtsamkeit Voraussetzung für Genuss und ein wichtiger Faktor, um die Resilienz zu stärken. Beispiele dafür sind: bewusstes und langsames Essen, keine Ablenkung (Handy, TV), damit sich ein Sättigungsgefühl einstellen kann oder auch Bewegung in den Alltag einbauen."

Arten der Essstörung

Es gibt also einige Vorzeichen, um eine Essstörung zu entwickeln: Ein unregelmäßiges Essverhalten führt aber nicht automatisch dazu. Wenn (Nicht-)Essen jedoch zum Zwang wird oder nicht mehr kontrolliert werden kann, ist dies ein Indiz dafür. Die bekanntesten Essstörungen sind Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) sowie Binge-Eating (Esssucht).

Wenn der Blick auf die Waage ein tägliches Ritual ist, könnte das bereits Stress und Unwohlsein auslösen. | Foto: Pixabay
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Die Folgen einer Essstörung hängen von der jeweiligen Form ab, betreffen aber in allen Fällen den gesamten biopsychosozialen Bereich. "Symptome wie Schwäche, Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, sozialer Rückzug, immenser Zeitaufwand mit der Beschäftigung und Beschaffung von Essen, Zyklusstörungen bis hin zum Ausbleiben der Menstruation, Herzbeschwerden oder Gelenksprobleme können zusätzlich auftreten und die Lebensqualität und den Alltag massiv einschränken", klärt Mayer auf.

Gespräch mit Experten suchen

Um eine Essstörung zu entwickeln, gibt es nicht nur eine Ursache, sondern oftmals eine Aneinanderreihung vieler Stressoren: Idealvorstellungen, Mobbing, geringes Selbstbewusstsein, Unterdrückung von Gefühlen oder (Nicht-)Essen als Stressbewältigung.
"Damit keine chronische Essstörung entwickelt wird, ist es wichtig, so früh wie möglich eine therapeutische Begleitung in Anspruch zu nehmen. Oftmals erkennen die Betroffenen ihre Erkrankung nicht. In diesem Falle ist es wichtig, dass Angehörige das Gespräch suchen."

Hier kann Hilfe gesucht werden

  • Die Sucht- und Drogenberatungsstelle im Beratungszentrum Liezen des PSN (Psychosoziales Netzwerk gemeinnützige GmbH) hilft sowohl Betroffenen als auch Angehörigen bei deren Anliegen. Diese Form der Beratung ist, wie auch alle anderen Angebote vom PSN, kostenlos.
  • Auskunft und Information zu suchtrelevanten Themen erhältst du unter der Telefonnummer 0664/849 14 27 (jeweils montags und donnerstags von 11 bis 12 Uhr).

Terminvergabe und Kontakt
Beratungszentrum Liezen
Fronleichnamsweg 15
8940 Liezen

Journaldienst
Montag bis Freitag, jeweils von 9 bis 16 Uhr
Telefon: 03612/26 322 – 10
E-Mail: journaldienst.li@psn.or.at
www.psn.or.at

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