"9 Plätze 9 Schätze"
Im Jubiläumsjahr steht das Stoderkircherl im Fokus

Das Friedenskircherl, von den Einheimischen stets Stoderkircherl genannt, gilt seit mittlerweile 120 Jahren als Wahrzeichen von Gröbming. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr könnte es auch zum schönsten Platz Österreichs gewählt werden. Es ist eines von drei Kandidaten für die steirische Vorauswahl zur ORF-Sendung "9 Plätze 9 Schätze".

GRÖBMING. Als am 6. September 1902 das Friedenskircherl am Stoderzinken vor rund 350 Menschen eingeweiht wurde, hätte wohl niemand gedacht, welche Bedeutung das Bauwerk noch 120 Jahre später für die Region hat. Als Erbauer zeichnete Emil Ritter von Horstig verantwortlich, seit 1993 steht das Kircherl unter der Obhut der Gröbminger Bergrettung.

Überwältigender Panoramablick

Warum das Kircherl an dieser exponierten Stelle gebaut wurde, ist nicht eindeutig belegbar. "Horstig hat den Stoderzinken kennengelernt und war wohl vom Blick zum Dachstein, ins Gesäuse bis hin zum Großglockner fasziniert", vermutet Alois Guggi, Obmann des Gröbminger Museums.

Weiß über die Geschichte des Stoderkircherls bestens Bescheid: Alois Guggi, Obmann des Gröbminger Museums | Foto: Schneeberger
  • Weiß über die Geschichte des Stoderkircherls bestens Bescheid: Alois Guggi, Obmann des Gröbminger Museums
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Außerdem wollte er eine konfessionsfreie Kirche errichten, da Katholische und Evangelische zu dieser Zeit wenig Gemeinsamkeiten fanden. Als dritter Grund könnte auch sein persönliches Schicksal beigetragen haben: Emil Ritter von Horstig hatte früh seine Ehefrau sowie vier seiner fünf Kinder verloren.

Unvorstellbare Leistung

Das Stoderkircherl wurde mit Spendengeldern finanziert und vom Schladminger Zimmerermeister Brandner in einem Sommer erbaut. Der Holztransport erfolgte mit Ochsen. "Ich bin ja Mitglied der Bergrettung, daher weiß ich, wie schwer es ist, Sachen rüberzutragen – auch wenn wir nur das Geländer austauschen. Es ist beeindruckend, welche Leistungen damals erbracht wurden", betont Guggi.

Eines der ersten Fotos vom Stoderkircherl: Emil Ritter von Horstig mit seiner Haushälterin | Foto: Museum Gröbming
  • Eines der ersten Fotos vom Stoderkircherl: Emil Ritter von Horstig mit seiner Haushälterin
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Das Stoderkircherl ist nach wie vor Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste gleichermaßen. "Es ist unser Wahrzeichen. Ich schenke gerne ein Gemälde mit dem Kircherl her, es ist ein Unikat", schwärmt Guggis Nachfolger als Bürgermeister der Marktgemeinde Gröbming, Thomas Reingruber.
Weiters nimmt seit einigen Jahren die Anzahl an Hochzeiten vor dem Stoderkircherl zu. Standesamtliche Trauungen wohlgemerkt – das Friedenskircherl selbst ist bis heute eine konfessionsfreie Kirche.

Nur mehr ein Schritt bis ins Finale

Im 120. Jubiläumsjahr ist das Stoderkircherl außerdem Teil der steirischen Vorauswahl zum schönsten Ort Österreichs. Im Zuge der TV-Sendung "9 Plätze 9 Schätze", die am Nationalfeiertag ausgetrahlt wird, werden derzeit die Finalteilnehmer gesucht. Für das Stoderkircherl kann hier abgestimmt werden.

Das Stoderkircherl steht in der steirischen Vorauswahl zur ORF-Sendung "9 Plätze 9 Schätze". | Foto: Schneeberger
  • Das Stoderkircherl steht in der steirischen Vorauswahl zur ORF-Sendung "9 Plätze 9 Schätze".
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Kurze Gehzeit, beliebtes Fotomotiv: Diese Kombination lässt in Zeiten wie diesen die Herzen vieler "Hobbywanderer" höherschlagen. "Heutzutage werden solche Plätze gesucht – Stichwort Instagram. Wenn es diesen Platz nicht geben würde, müsste man ihn erfinden", sagt Reingruber.

Beginn des Massentourismus?

Der Gröbminger Ortschef kennt allerdings auch die andere Seite der Medaille. Schließlich ist das Stoderkircherl aufgrund der einzigartigen Lage prädestiniert dafür, einen Besucheransturm auszulösen. "Darauf wurde ich auch schon angesprochen, das ist schwer abzuschätzen. Sollten es zu viele Touristen werden, müssen wir uns Lenkungsmaßnahmen überlegen." Allerdings fügt er hinzu: "Nur weil etwas schön ist, muss es nicht gleich überlaufen sein."

Aufgrund seiner einzigartigen Lage wird das Stoderkircherl von vielen Gröbmingern auch gerne als "Wahrzeichen der Region" bezeichnet. | Foto: Schneeberger
  • Aufgrund seiner einzigartigen Lage wird das Stoderkircherl von vielen Gröbmingern auch gerne als "Wahrzeichen der Region" bezeichnet.
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Bauwerk für den Frieden

Was macht das Stoderkircherl also so besonders beziehungsweise warum sollte man dafür abstimmen? "Es befindet sich an einer einzigartigen Lage und es wurde für den Frieden gebaut, was heute genau so wichtig ist wie damals. Vor allem deswegen, weil wir sehen, dass das leider noch immer nicht selbstverständlich ist", erzählt Alois Guggi abschließend.

Das Stoderkircherl 2022

ein Gedicht von Bergwanderführer Hubert Pleninger

Das Friedensglöckerl munter läutet,
Dein Blick übers Obere Ennstal gleitet.
Der Markt Gröbming dir zu Füßen liegt,
Ein Adler sich stolz im Aufwinde wiegt.
Dein Geist will stets Neues erkunden,
Die Welt scheint ihre Eintracht gefunden.
Der Erbauer Horstig wollte Frieden für alle,
Sei es am Berge – oder im Tale.

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