Fischerei Ausseerland
"Langsames Wachsen ist als Qualitätsnachweis spürbar"
Die Fischerei Ausseerland verarbeitet im Jahr 100 Tonnen Lebendfisch. Obwohl die Nachfrage das Angebot deutlich übersteigt, wachsen und reifen die Tiere in den 60 Becken, Fließkanälen und Teichen für mindestens drei Jahre. Nachhaltigkeit spielt allgemein eine große Rolle: Es entstehen keine Abfälle – die "Reste" werden zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet.
KAINISCH. Ein Winter, der seinen Namen nicht verdient: Seit Ende Jänner blieb selbst im Ausseerland die Temperatur tagsüber nur selten unter dem Gefrierpunkt. Menschen, Tiere und Pflanzen müssen sich umstellen und den Gegebenheiten anpassen.
In der Fischerei Ausseerland, hier werden 100 Tonnen Lebendfisch pro Jahr verarbeitet, wachsen und reifen die Tiere in den 60 Becken, Fließkanälen und Teichen. Während in den Fließgewässern die Wassertemperatur im Winter im Durchschnitt 5,2 bis 5,4 Grad Celsius beträgt, erwärmen sich die Seen schneller als in der Vergangenheit. Allerdings stellt das für Fische in dieser Jahreszeit kein Problem dar – im Sommer dagegen sehr wohl.
Niedriger Wasserstand
Laut Geschäftsleiter Christian Kohlmayr ergebe sich heuer aber eine andere Problematik. "Durch den milden Winter werden wir wenig Wasser haben, daher richten wir gerade die Notpumpen her." Fischen benötigen nämlich laufend frisches Wasser. Zirkuliert es über einen längeren Zeitraum im Becken, würde man Bakterien eine Chance geben, sich zu entfalten. Außerdem stellen in diesem Winter besonders viele Kormorane eine Gefahr für die Fischzucht dar.
Auf Dauer mache sich ein Anstieg der Wassertemperatur jedoch bemerkbar, wie Kohlmayr berichtet. "Es gibt einen großen Unterschied bei der Laichzeit, der Zeit der Eiablage. Letzten Herbst waren die Fische noch nicht ‚laichreif‘, sie brauchten fast drei Monate, früher waren dafür nur zwei Wochen nötig. Durch die Erwärmung hatten sie noch nicht das Gefühl, bereit zu sein."
Zur Gewinnung der "wilden Gene" werden alljährlich im November Mutterfische aus der Seepopulation gefangen. Dabei werden die Fische traditionell mit Plätte und Zugnetz aus dem See geholt, um sie schonend abzustreifen, wie die Entnahme des Eimaterials genannt wird. Die Mutterfische werden anschließend wieder in die freie Wildbahn entlassen, während das Eimaterial in die Bruteinsätze gelangt.
Es fällt kein Müll mehr an
Obwohl die Nachfrage nach heimischen Wildfang-Fischen das Angebot bei weitem übersteigt, "wollen wir glaubwürdig bleiben und den Fischfang nicht steigern", betont Kohlmayr. Er führt weiter aus: "Wir machen derzeit etwas Paradoxes: Wir konzentireren uns auf die Kernregionen Ausseerland, Salzkammergut und Ennstal. Mit den großen Verschickungen möchten wir aufhören." Nachhaltigkeit spielt bei der Fischerei allgemein eine große Rolle: Seit zwei Jahren entstehen keine Abfälle mehr – die Reste werden zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet.
Die Tiere – vom Ei bis zum Speisefisch – reifen mindestens drei Jahre. "Das langsame Wachsen ist als Qualitätsnachweis spürbar", sagt Christian Kohlmayr. Zum Vergleich: Ausländischer Billigfisch in unseren Supermarktregalen wächst teilweise nicht einmal ein Jahr lang. Insgesamt verarbeiten 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie zwei Berufsfischer jährlich etwa 100 Tonnen Lebendfisch.
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