"Früher war alles besser"
So hat sich Dating mit der Zeit verändert

- Im Laufe der Zeit haben sich die Beziehungserwartungen stark verändert und individualisiert.
- Foto: sucker4pain/pixabay
- hochgeladen von Nathalie Polz
Vom persönlichen Kennenlernen zum schnellen "Swipen" am Handy: Wie hat sich das Dating im Wandel der Zeit verändert? MeinBezirk hat im Rahmen der neuen Serie „Früher war alles besser“ nachgefragt.
BEZIRK LIEZEN. Im Laufe der Zeit haben sich die Beziehungserwartungen stark verändert und individualisiert. Schnelllebigkeit im Alltag kann Beziehungen belasten und zudem scheint es immer mehr „Auswahl“ zu geben.
Dating-Plattformen wie beispielsweise Tinder und auch soziale Medien machen die Partnerwahl oberflächlicher, schneller und vergleichsbasierter. Harald Lendorfer, Klinischer Psychologe und Psychologe für Kinder, Jugend und Familien aus Liezen, führt aus: "Äußeres zählt stärker, die Auwahl wirkt unbegrenzt und Entscheidungen werden oft nach wenigen Sekunden getroffen."
Trotzdem haben Dating-Apps auch so ihre Vorteile, denn sie ermöglichen eine gezieltere Suche und mehr Optionen. Dies widerrum "führt oft zu Entscheidungsdruck und Bindungsangst", so Lendorfer.

- Dating-Plattformen wie beispielsweise Tinder und auch soziale Medien machen die Partnerwahl oberflächlicher, schneller und vergleichsbasierter.
- Foto: appshunter.io auf Unsplash
- hochgeladen von Nathalie Polz
Der Druck "alles" bieten zu müssen
In der heutigen Zeit erwarten Menschen immer mehr emotionale Erfüllung, Gleichberechtigung und Selbstverwirklichung in Partnerschaften. Früher legte man mehr Wert auf ökonomische Sicherheit oder reine Pflichterfüllung. Lendorfer erklärt, dass der Druck, in Beziehungen „alles“ bieten zu müssen, steigt, was sie anfälliger für Enttäuschungen und kurzlebiger macht.
Eine große Auswahl beim Online-Dating kann manchmal aber auch zum Problem werden, weil sie den sogenannten "Paradox of Choice" auslöst. Dabei führen zu viele Optionen zu Entscheidungsstress, Bindungsangst und Unzufriedenheit. In der heutigen Gesellschaft vergleicht man ständig und zweifelt auch schneller an der eigenen Wahl.

- Harald Lendorfer ist klinischer Psychologe und Psychologe für Kinder, Jugend und Familien aus Liezen.
- Foto: Lendorfer
- hochgeladen von Nathalie Polz
Während es früher oft feste Regeln in Beziehungen gab, liegt der Fokus heutzutage auf mehr Freiheit. "Das bringt zwar mehr Raum für Individualität und Gleichberechtigung, aber auch Unsicherheit, mehr Verhandlungs- und Aushandlungsbedarf, sowie höhere Erwartungen", gibt Lendorfer zu verstehen. Das macht Beziehungen zwar flexibler, kann sie aber auch instabiler werden lassen.
Da sich auch klassische Machtverhältnisse, wie zum Beispiel "Mann = Versorger" zunehmend auflösen, liegt es an den Paaren vieles selbst zu definieren – von Treuevorstellungen bis zur Rollenverteilung. Was für die jüngere Generation heute als „normal“ angesehen wird, ist für ältere Menschen oft schwer nachzuvollziehen. Die Dating-Gewohnheiten werden dabei oft mit Skepsis erlebt. „Sie empfinden sie als flüchtiger und oberflächlicher, da schnelle Urteile und ständige Vergleiche häufig die Tiefe und Beständigkeit einer Beziehung erschweren“, betont der Psychologe.
Vertrauen bleibt eine wichtige Grundlage
Auch wenn sich vieles im Laufe der Zeit verändert hat, gibt es doch Aspekte, die immer gleich bleiben: Etwa der Bedarf nach einem offenen Austausch und Verständnis füreinander bleibt zentral für das Funktionieren einer Beziehung. Auch Vertrauen ist nach wie vor eine der wichtigsten Grundlagen einer langfristigen Beziehung. In modernen Partnerschaften gibt es ebenso Streit und Missverständnisse, die gelöst werden müssen. „Die Art und Weise, wie diese Bedürfnisse erfüllt werden, hat sich verändert, aber die Kernaspekte bleiben bestehen“, verdeutlicht Lendorfer.
Oft sind ältere oder traditionell denkende Menschen überfordert, wenn es zu modernen Datingtrends kommt. Dazu hat Harald Lendorfer auch einen guten Tipp parat: „Es müssen klare Grenzen gesetzt werden. Erwartungen sollten offen kommuniziert werden und man sollte sich bewusst Zeit nehmen, um eine echte Verbindung aufzubauen – ohne sich vom schnellen Tempo oder oberflächlichen Apsekten stressen zu lassen." Trotz allem bleibt eine offene Kommunikation entscheidend, vor allem wenn zwei Menschen unterschiedliche Dating-Erfahrungen haben. Dadurch lassen sich auch Missverständnisse vermeiden. Abschließend erläutert Lendorfer: „Offenheit und Empathie helfen dabei, Brücken zu bauen und Vertrauen zu schaffen.“
Auch interessant:



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.