Landschaft erzählt Geschichte(n)
Im Steinbachtal

ehemaliger Vorderhammer im Steinbachtal | Foto: Margit Brandstätter
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  • ehemaliger Vorderhammer im Steinbachtal
  • Foto: Margit Brandstätter
  • hochgeladen von Veronika Frank

Gleich nach der steirisch - niederösterreichischenGrenze liegt bei Göstling das Steinbachtal, ein Seitental des Ybbstales in Richtung Lunz.
Wegen seiner landschaftlichen Naturschönheit als Wandergebiet beliebt, finden sich noch viele montanhistorische Spuren und Kulturdenkmäler, die vom einstigen Leben an der Eisenstraße erzählen.

Entlang des Themenweges „Von der Kraft des Wassers“ wird der Besucher anhand von Bildtafeln, Siedlungsresten und verfallenen Baudenkmälern aufmerksam gemacht auf die Zeit der Hammerwerke, der Eisenverarbeitung und Holzbringung im waldreichen Steinbachtal, das auch maßgeblich vom Wirken der Familie Rothschild geprägt wurde.

Vom Kögerlwirt geht es beim Stausee den Steinbach entlang bis zum Kraftwerk, wo eine ausgediente Turbine vom Kraftwerk Opponitz und Reste des Stixenlehner Vorderhammers zu sehen sind. Vorbei an der Hofstatt und Wohnhäusern gelangt man weiter zu Überresten des Hinterhammer Gross -Pachleiten.
Der letzte Besitzer war Johannes Fürst, der im Göstlinger Armenhaus verstarb. Nach einer Legende soll seine Schwester Rosalia Fürst ihren Ring auf der Ybbsbrücke in den Fluss geworfen haben. „So wenig dieser Ring je wieder zum Vorschein kommt, so wenig wird unsere Familie verarmen“ rief sie. Einige Tage später wurde in einer Forelle, die für die Küche des Hauses Pachleiten gebracht wurde, der besagte Ring gefunden.

Ein sicherer Holzsteg leitet den Wanderer im Sommer gefahrlos durch das Naturdenkmal, die Noth mit ihren hoch aufragenden Felswänden, die der Steinbach jahrhundertelang unermüdlich durch Werfener Schichten und Gutenberger Kalk gefräst hat. Früher verlief hier auch die offizielle Zufahrtsstraße in das hintere Steinbachtal. Da die Nothschlucht im Winter jedoch wegen der Lawinengefahr schwer begehbar ist, wurde 1965 eine Straße und ein Tunnel gebaut.
Gespeist von der Karstquelle des Dürrensteinmassives stand hier einst die Kahnlehnermühle, wie auf alten Bilddokumenten zu sehen ist.

Am Ende der Schlucht erreicht man das Tor zum  Wildnisgebietes Dürrenstein Lassingtal. Von hier aus gelangt man in rund 2,5 Stunden abschnittsweise am Luchstrail auf die Ybbstalerhütte und es beginnt der 2,5 km lange erlebnisreiche Eulenweg durch die Windischbachau.

Man trifft im Steinbachtal immer wieder auf forstkulturelle Spuren und hohes soziales Engagement, das mit der Familiengeschichte Rothschild verbunden ist.
1875 kaufte der Wiener Bankier Baron Albert Rothschild
das heruntergekommene, ausgeholzte Steinbachtal, beendete den Raubbau am Holz und ließ die Berghänge wieder aufforsten, 1894 legte er beim Bau seines Jagdschlosses Fischteiche an.

Die wohlhabende und gleichzeitig wohltätige Familie Rothschild richtete für betriebseigene Forst- und Sägewerksarbeiter eigene Pensionskassen und eine geregelte Altersversorgung ein.
Zusätzlich begründete Baronesse Bettina Rothschild 1878 im ehemaligen Fürstenhaus das Rothschild´sche Kinderasyl, ein Schülerheim in Göstling, in dem die Kinder der Forst- und Waldarbeiter aus weit abgelegenen Regionen des unzugänglichen Rothwaldgebiets untergebracht wurden und ihnen damit ein geregelter Schulbesuch ermöglicht wurde.
Der kleine, steile Bergpfad über den Tremelsattel ist ein Verbindungsweg vom Steinbachtal nach Klaus im steirischen Salzatal bei Wildalpen, den die Forstarbeiterkinder als Schulweg nutzten, wenn sie Ostern und Weihnachten heimkamen.

Julia Demmer hat dies in ihrer Diplomarbeit
„Erziehungswirklichkeit und Lebenswelt in erzählten Erinnerungen“
Schuljahre im Rothschild´schen Kinderasyl für Forstarbeiterkinder in Göstling an der Ybbs zwischen 1925 und 1945.
umfassend dokumentiert.
Im Zuge der Enteignungen des Rothschild-Besitzes durch die Nationalsozialisten wurde das Kinderasyl 1938 von den Reichsforsten übernommen und bis zum Ende des zweiten Weltkrieges weitergeführt.
So gäbe es noch viele Landschaftsgeschichten und Erinnerungen aus dem Steinbachtal, die es sich zu erkunden lohnt.

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