Der Verkäufer als "Freund"
Die WOCHE plauderte mit Harald Scherz über die Herausforderungen und Chancen des regionalen Handels.
Herr Scherz, als Spartenobmann und renommierter Sportartikelhändler wissen sie sehr genau, wie in Zeiten von Amazon & Co. der Hase in Sachen "Verkauf" läuft. Sieht die Zukunft wirklich problematisch aus?
HARALD SCHERZ: Herausfordernd - ja, problematisch - das glaube ich nicht. Glaubt man den jüngsten Studien, dann werden auch im Onlinehandel die "Konkurrenten" wieder weniger werden. 90% der Verkäufer im Netz sollen wieder verschwinden und nur die Großen werden übrig bleiben.
Und bis es soweit ist?
SCHERZ: Bis es soweit ist, ist der Druck durch den Onlinehandel im regionalen Handel natürlich durchaus spürbar. Aber man wächst ja schließlich auch mit der Herausforderung.
Wie meinen Sie das?
SCHERZ: Gerade in Zeiten, in denen die Menschen immer mehr vereinsamen, bekommt ein Verkäufer die Chance, nicht Verkaufsberater, sondern auch Gesprächspartner - ja fast schon zum Freund zu werden. Der regionale Handel sollte also die Chance nutzen, um zum vielschichtigen Serviceanbieter zu werden.
Können Sie auch hier ins Detail gehen?
SCHERZ: Natürlich. Der Texilhändler wird in Zukunft wieder eine Schneiderei haben; der Sporthändler könnte Events anbieten - "Skitests", "Wachselkurse", "Ausstellungsareale", eine "Kaffee- und Plauderecke", etc. Der regionale Handel könnte immer mehr zum "Freizeitgestalter" werden.
Würde ein derartiger Wandel nicht am allgemeinen Fachkräftemangel scheitern?
SCHERZ: Wir tun uns derzeit tatsächlich sehr schwer geeignete Leute zu finden. Das wird wohl am generellen Bevölkerungsrückgang, gepaart mit steigenden Studentenzahlen liegen. Aber warum genau die Jungen nicht mehr in der Region arbeiten wollen, das kann wohl niemand mit Gewissheit sagen.
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