Ortsreportage Langenwang
Der große Langenwanger Musikkreis
Vom Edler Trio über die Pretuler Buam. Langenwang ist seit jeher die musikalische Brutstätte vieler internationaler Musikerinnen und Musiker.
LANGENWANG. Das Edler Trio existierte von 1945 bis 1961 und erreichte durch Rundfunkauftritte weit über die Grenzen des Bezirkes Bekanntheit. Das Vorbild, das diese Gruppe in melodischer und spieltechnischer Weise gesetzt hat, wirkt noch heute über die Grenzen der Steiermark hinaus. Die Besetzung mit Steirischer Harmonika (Franz Edler), Klarinette (Hermann Sommer) und Posaune (Josef Haim) hat viele Nachahmer gefunden; Gruppen in dieser Besetzung werden auch heute noch als „Edler-Trio“ bezeichnet.
Die "Pretuler Buam" waren seit dem Gründungsjahr 1960 bis zum letzten Auftritt im Jahr 1980 ein Meilenstein in der musikalischen Geschichte der Steiermark. Viele Auftritte weit über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus waren für ein großer Werbefaktor in verschiedensten Bereichen.
Sie alle bereichern die Welt
Auch in weiterer Folge machten Musikerinnen und Musiker aus Langenwang mit ihrem musikalischen Wirken auf sich und ihre Zunft aufmerksam. Gemeinsam mit dem Langenwanger Chronisten Manfred Polansky können wir einige davon vor den Vorhang bitten:
Manfred Tausch zum Beispiel ist Pianist und Organist. Er ist Professor an der Kunstuniversität Graz und organisiert seit Jahren den "Orgeloktober" in Trofaiach, dazu hat er sogar ein eigenes Orgelkabarett gestaltet. Mit seiner Improvisationskunst auf der Orgel ist er in ganz Europa ein gefragter Musiker.
Weltberühmter Marimba-Solist
Bertram Egger ist der Enkel von Hermann Sommer, Mitglied des legendären Edler-Trios. Er unterrichtet ebenso an der Kunstuni in Graz das Fach "Klassische Klarinette", er ist federführend in der Musikschulausbildung tätig und leitet das Bigbandprojekt BBC (Big Band Cross) Dreihackengasse mit jungen Musikstudentinnen und Musikstudenten.
Hannes Schöggl ist Schlagzeuger und Percussionist. Weltkarriere machte er auf der Marimba. Er tritt regelmäßig als Percussion- und Marimba-Solist auf, im Jahr 2017 gab er sein Debüt im Wiener Musikverein; 2016 gewann er den 1. Preis sowie den Grand Prix in der Kategorie Marimba beim „Drumsfest Russia“ in Moskau und den Fidelio-Wettbewerb in der Sparte Kreation. Im Duo mit dem Organisten Manfred Tausch gibt er regelmäßig Konzerte und veröffentlichte 2014 seine erste CD "Orgel trifft Marimba."
Unterwegs auf der ganzen Welt
Reinhard Hofbauer hat es mit der Posaune zu internationaler Reputation gebracht. Seit 2004 ist er fixes Orchestermitglied der Wiener Symphoniker. Mit ihnen spielt er rund 100 Konzerte und Opernaufführungen im Jahr. Die meisten in Wien, aber auch bei den Festspielen in Bregenz. Tourneen führen ihn durch ganz Europa, nach Japan, China und Taiwan sowie in die USA. Der gebürtige Schwöbinger ist Mitbegründer des Wiener Posaunen Quartetts.
Nicht vergessen darf man Michael Heger mit einer klassischen Musikausbildung auf der Klarinette und am Saxofon. Er hat sein Musikstudium auf der klassischen Klarinette an der Musikuni Graz absolviert und unterrichtet jetzt an Musikschulen in Niederösterreich und jetzt auch in Langenwang. Er ist bei zahlreichen Musikgruppen engagiert und ist auch ein gefragter Studiomusiker bei Rundfunk und Fernsehen.
Leonie Raß ist mit ihren 18 Jahren der Jungspund unter den Langenwanger Musikschaffenden. 2016 erreichte sie beim Bundesbewerb "Prima la musica" mit ihrer Violine den zweiten Platz. Mittlerweile ist sie Konzertmeisterin beim steirischen Landesjugendsinfonieorchester. Sie studiert Musikwissenschaft in Wien im Konzertfach Violine und ist im Aufnahmeverfahren für das Recreation-Orchester der Grazer Musikuniversität: Deren Mitglieder stammen aus halb Europa (Österreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Bosnien, Polen, Albanien, Bulgarien, Griechenland, Ungarn, Tschechien u. a.) und stellen damit ein Abbild dieses südosteuropäischen Zukunftsraumes dar.
Wenn man schon bei Langenwang und der Musikjugend ist, dann darf niemals auf das Mißebner-Trio vergessen werden, mit der jungen Tastenakrobatin Klara und ihren nicht minder begabten Brüdern Felix auf der Gitarre und Bruno am Kontrabass. Clara errang heuer bei der Harmonika-Weltmeisterschaft in der “Therme Olimia” im slowenischen Podcetrtek den Weltmeistertitel.
Vor der Musik war die Tapete
Karl Korak hat es zuerst gar nicht auf eine Musikkarriere abgesehen gehabt, er hat ursprünglich eine Tapeziererlehre begonnen. Er hat in Graz und Wien Klarinette studiert. Seit 1979 hat er ein Engagement als Musiker bei den Vereinigten Bühnen Wien. Seit 1990 ist er Direktor einer Musikschule in Niederösterreich. Seit 1986 Art Director des Wiener Mozart Orchesters. Seine rege musikalische Aktivität in Österreich und weit darüber hinaus – bis nach Russland und in die baltischen Staaten – umfasst verschiedene Orchester und Kammermusikformationen als Klarinettist und Dirigent. Er ist Experte im Film und Musical Genre. Und er dirigiert das Imperial Philharmonic Orchestra Austria; konzertiert wird im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, dem wahrscheinlich schönsten Konzertsaal der Welt. Korak ist ebenso Ensemblemitglied im Wiener Mozart Orchester, mit Auftritten auf allen fünf Kontinenten.
Karl Korak hat übrigens mit seiner Diplomarbeit über das Edler-Trio die erste wissenschaftliche Aufbereitung dieses legendären Trios verfasst. Somit schließt sich wieder der "Langenwanger Musikkreis".
Ein guter Boden für die Musik
Warum gerade Langenwang so ein ausgezeichneter Nährboden für internationale Musikkarrieren ist, darauf weiß auch Chronist Manfred Polansky keine zutreffende Antwort: "Langenwang profitiert natürlich von den umliegenden Musikschulen in Mürzzuschlag und Krieglach, die sicherlich zu den besten Ausbildungsstätten des Landes zählen. In Kombination mit engagierten Lehrerinnen und Lehrern und aufgeschlossenen Eltern kann zumindest die Basis für künftige Musikkarrieren gelegt werden."
Anmerkung: Es ist immer nur ein kleiner Auszug aus dem vielfältigen Schaffen regionaler Musikschaffenden. Zum einen sind sicherlich nicht alle erfasst, zum anderen kann nicht jedes Detail des musikalischen Schaffens jedes einzelnen Künstlers abgebildet werden.
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