Lokalaugenschein in Bruck-Mürzzuschlag
Der Alltag in der Mobilen Pflege (+ Video)
Bei der Pflege im mobilen Dienst gibt es keine kontrollierten Bedingungen wie im Krankenhaus.
Unlängst durfte ich die Kindbergerin Theresia Bruckgraber bei ihrer alltäglichen Arbeit als Pflegeassistentin im mobilen Dienst des Hilfswerks begleiten. Bei jedem Wetter nimmt sie den täglichen Weg vom Mürztal aus zu zahlreichen Patienten von St. Lorenzen bis nach Thörl, Turnau und Aflenz auf sich.
Keine leichte Zeit
Durch Corona haben sich die Herausforderungen des ohnehin schon fordernden Jobs weiter verschärft. "Anfangs war die Unsicherheit schon sehr groß. Ich habe immer gesagt 'wir fahren russisches Roulette', denn wir können bei unserer Arbeit keinen Abstand halten und haben keine Krankenhausbedingungen bei den Menschen zu Hause. Dennoch ist es uns bis heute gelungen, dass wir keine Ansteckungen zu verzeichnen haben", erzählt Bruckgraber, die mich nach ihrer Dienstbesprechung am Hilfswerk-Stützpunkt in Aflenz willkommen heißt. Dort treffe ich auch Einsatzleiterin Ursula Rappold, die die derzeitige Arbeitssituation der rund 20 MitarbeiterInnen konkretisiert: "Die Situation ist nach wie vor keine leichte. Das beginnt mit der Maske, welche die Kommunikation aufgrund der fehlenden Mimik total erschwert. Schließlich haben wir auch zahlreiche schwerhörige, taubstumme und kognitiv beeinträchtigte Klienten. Zudem sind die Patienten teilweise vereinsamt, wodurch auch die Gedächtnisleistung abnimmt. Sie haben viel mehr Redebedarf, da wir oftmals der einzige Sozialkontakt am Tag sind."
Herzliche Betreuung
Einer der Patienten, für den die Besuche der mobilen PflegerInnen gerade jetzt umso wichtiger sind, ist Heinz Pöschl in Aflenz, der im vergangenen Jahr seine Frau verloren hat. Als Bruckgraber den Raum betritt, ist die Freude auf beiden Seiten sofort spürbar – "Die Chemie zwischen uns stimmt", schmunzelt Bruckgraber. Nach der Überprüfung der Werte und des Gesundheitszustandes wird noch eine Weile miteinander geschäkert. Der 80-Jährige liefert allerdings auch jede Menge Gesprächsstoff (siehe Artikel auf Seite 46). "Herr Pöschl ist ein Paradebeispiel, aber jeder Patient ist anders, was die Arbeit enorm vielschichtig macht. Unsere Aufgaben reichen von der Körperpflege über die Medikamenteneingabe und die Überprüfung der gesundheitlichen Werte bis hin zum Post und Zeitung hereinholen."
"Gerade als meine Frau verstarb, ist es mir sehr schlecht gegangen. Seit mich die Pflegerinnen vom mobilen Dienst besuchen, wird es immer besser, sowohl körperlich als auch geistig. Das ist ein Wahnsinn. Ich nenne sie auch immer meine Engel", so Pöschl, der seine Pflegerin an diesem Tag sichtlich berührt. "Das ist das Salz in der Suppe. Genau deswegen machen wir den Job. Wir hören es viel zu selten. Das tut schon gut", so Bruckgraber am Ende des Besuchs.
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