Donaulandhütte mit bewegter Geschichte
Die Hinteralm wird wiederbelebt
Der Alpenverein Edelweiss erwirbt die Donaulandhütte auf der Hinteralm und hat jetzt zusätzlich zum Hinteralmhaus (ehemals Wiener-Lehrer-Hütte) einen zweiten Stützpunkt im hinteren Schneealmmassiv.
NEUBERG/MÜRZ. Die Hinteralm im Naturpark Mürzer Oberland liegt auf einer Seehöhe von 1.450 Meter. Besonderheiten sind hier der aufrechte Almbetrieb im Sommer, sowie üblicherweise Schneesicherheit im Winter. Zu Jahresbeginn hat der Alpenverein Edelweiss die Donaulandhütte erworben und betreibt jetzt mit dem Hinteralmhaus zwei Objekte auf der Hinteralm.
Die Donaulandhütte ist heute eine sehr gepflegte und liebevoll eingerichtete Hütte mit zwölf Schlafplätzen in sechs Zimmern. Mehrere Toiletten und auch Duschen sind vorhanden. Die Hütte wird langfristig als Selbstversorgerhütte mit etwa 15 Schlafplätzen im Sommer zur Verfügung stehen. Bereits im heurigen Sommer finden Kurse und Seminare sowie die Naturjugendcamps der Edelweiß-Sektion auf der Hütte statt.
Wegen der sehr bewegten Geschichte der Donaulandhütte und der Sektion Donauland (siehe nachstehende Information) ist es dem Alpenverein Edelweiss eine besondere Freude, diese Hütte wieder zurück in den Alpenverein geholt zu haben und von nun an für alle Menschen und alle Mitglieder zu öffnen.
Hinteralmhaus soll neu gebaut werden
Für das benachbarte Hinteralmhaus (ehemals Wiener-Lehrer-Hütte) wird in diesem Jahr auch noch ein Architekturwettbewerb veranstaltet. Geplant ist ein ganzjährig bewirtschafteter Ersatzbau mit zirka 30 Schlafplätzen, der auch die strengen Kriterien des Umweltgütesiegels der Alpenvereine erfüllt.
Das neue Hinteralmhaus soll eine ganzjährig und dauerhaft bewirtschaftete Schutzhütte mit fixem Pächter sein. Genaue Kostenschätzungen gibt es noch keine: "Ohne einen konkreten Entwurf vorliegen zu haben, ist es natürlich schwierig eine seriöse Kostenschätzung abzugeben, wir gehen von rund 1,2 Millionen Gesamtkosten aus", erklärt Christoph Weitz, Hütten- und Wegereferent des AV-Edelweiß. Die bauliche Umsetzung des Ersatzbaus scheint im Sommer 2025 realistisch.
Die AV-Sektion Edelweiß setzt damit nach der Unterstützung beim Bau des Klettersteiges bei der Falkensteinalm und dem damit verbundenen Wegebau eine weitere Initiative zur Belebung des koordinierten Wander- und Bergsteigertourismus im Sinne des laufenden Besucherlenkungsprojektes im Naturpark Mürzer Oberland.
Die Geschichte der Donaulandhütte
Im Jahr 1922 wird die heutige Donaulandhütte (ursprünglich Schliefsteinerhütte) als Skihütte mit rund 20 Schlafplätzen gepachtet. Die Donaulandhütte entwickelt sich in wenigen Jahren zu einer gut ausgestatteten und beliebten Skihütte und wird 1933 vom Alpenverein Donauland gekauft.
Im 2. Weltkrieg wird auf der Hinteralm von der Luftwaffe ein Funkmessgerät zur Beobachtung von US-Bombern installiert, die Soldaten sind in der Donaulandhütte stationiert.
Die Donaulandhütte,, die bis 1968 der Sektion Donauland gehörte, wurde 1968 von der Alpenvereinssektion Wiener-Lehrer gekauft, die zu diesem Zeitpunkt schon das große Wiener-Lehrer-Haus auf der Hinteralm bewirtschaftete. Die Donaulandhütte wurde 1994 an einen privaten Unternehmer verkauft verkauft.
Die Sektion Wiener-Lehrer hat sich im Jahr 2009 aufgelöst und wurde in die Sektion Edelweiß eingegliedert.
Die Geschichte der Sektion Donauland
Wie mit der Sektion Donauland im Österreichischen und Deutschen Alpenverein in der Zwischenkriegszeit und während des Nazi-Terrorregimes umgegangen wurde, ist kein Ruhmesblatt für den damaligen Alpenverein.
Die Sektion Donauland war eine 1921 insbesondere von jüdischen Bergsteigern in Wien gegründete Sektion des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins (DÖAV). Sie wurde 1924 nach dem Ausschluss aus dem DÖAV in den eigenständigen Alpenverein Donauland umgewandelt.
Die Sektion Donauland entstand aufgrund der antisemitischen Ausrichtung von großen Teilen des DÖAV. Eduard Pichl, der Vorsitzende der Wiener Sektion Austria, setzte 1921 einen sogenannten Arierparagraphen in seiner Sektion durch.
Daraufhin wurde im gleichen Jahr die neue Sektion Donauland gegründet, in der sich viele ausgeschlossene Bergsteiger sammelten, unter anderem Viktor Frankl, Fred Zinnemann und Joseph Braunstein. Erster Vorsitzender der Sektion Donauland wurde der bekannte Bergsteiger und mit einer Jüdin verheiratete Karl Hanns Richter.
Am 16. November 1924 verabschieden auf einer Tagung der österreichischen Sektionen in Bischofshofen auf Verlangen 100 österreichische Sektionen eine Denkschrift und einen Aufruf „An die Schwestersektionen im Deutschen Reich!“ Sie drohen den widerstrebenden deutschen Sektionen mit ihrem Austritt aus dem Gesamtverein, falls die Sektion Donauland nicht aus- geschlossen wird. Das bedeutete eine mögliche Spaltung des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.
Auszüge aus diesem Aufruf:
„Warum lehnen die hundert österreichischen Sektionen die Sektion „Donauland“ ab? Weil sie in den Alpenverein nicht gehört“. Begründung: „Donauland“ ist wegen ihrer volksfremden Zusammensetzung und Eigen- art für die Gesamtheit der österreichischen Sektionen unannehmbar. Sie bedroht das Deutschtum in den Alpenländern und unter- gräbt den Bestand des Vereins...."
Im Dezember 1924 gelang es der rechtsradikalen Seite, die Sektion Donauland auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit fadenscheinigen Gründen aus dem DÖAV auszuschließen. Die Sektion Donauland wurde daher 1925 von ihren Mitgliedern in den Alpenverein Donauland umgewandelt. Kurz nach dem „Anschluss Österreichs“ wird 1938 Donauland von der GESTAPO aufgelöst.
1945 wurde der Alpenverein Donauland von wenigen überlebenden und zurückgekehrten Mitgliedern wiedergegründet, und der Besitz der Glorer Hütte, des Friesenberghauses und der Donaulandhütte erfolgreich eingeklagt. Der Alpenverein Donauland löste sich ein Jahr nach dem Tod Karl Hanns Richters im Mai 1976 auf.
Mittlerweile haben DAV und ÖAV die historischen Vorkommnisse um das antisemitische und rassistische Einwirken auf die Donaulandsektion historisch aufgearbeitet und dokumentiert.
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