Erinnerungen an den Dietrichpark

Dietrich-Park heute
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In letzter Zeit auftauchende Fotos aus dem Mürzer Dietrichpark regten mich an, einen etwas aus den Augen verlorenen Kindheitsort wieder einmal aufzusuchen.

Als vor zwei Jahren die Regionalhistorische Arbeitsgemeinschaft Erinnerungsstücke für eine Ausstellung zum Thema „Kindheit“ suchte, entdeckte ich Familienfotos aus dem Dietrichpark. Da wir in den 40er Jahren im nahen Fischerhof wohnten, machte ich schon als Vorschulkind Bekanntschaft mit dieser grünen Oase.

Als Schüler war ich später in diesem Park Stammgast. Die Mürzer Knabenhauptschule stand damals dort, wo heute die Stadtwerke ihre MÜRZMÖBEL verkaufen. Hauptsächlich mit den Abenteuerromanen von Karl May saß ich oft stundenlang lesend auf einer Parkbank. Entweder im Holzpavillon im oberen Teil, wo sich heute das Aarau-Denkmal befindet, oder neben dem kleinen Türmchen im unteren Teil, wo es heute fast noch so ausschaut wie früher. Hier könnte es gewesen sein, wo ich gegen Tränen ankämpfte, als ich las, wie die edle Rothaut Winnetou von einem weißen Schurken niedergestreckt wurde.

Nach der Übersiedlung an den Stadtrand, verlor ich den Dietrichpark aus den Augen. In den 80er Jahren war er einmal im Gespräch, dass hier eine Tiefgarage errichtet werden sollte. Diese Pläne waren aber vom Tisch, als im Jahr der Landesausstellung ein Verkehrskonzept verwirklicht wurde mit einer Fußgängerzone und vielen zentrumsnahen Parkplätzen.

Seit die Innenstadt infolge des wieder hereingeholten Autoverkehrs für Fußgänger nicht mehr so attraktiv ist, versucht man das Zentrum durch das Aufstellen von Bänken zu beleben. Von einer am Hauptplatz neben der Johanneskapelle geplanten langen Bank, direkt an einer verkehrsreichen Kreuzung, hat man zum Glück abgesehen. Dort wo sie am Rande des Dietrichparks angekündigt war, steht momentan eine aus dem letzten Gemeinderatswahlkampf zurückgebliebene Tafel über „Gratis WLAN in der Innenstadt“.

Auf den Bankerln der „Wohnstraße“ sieht man kaum jemand im Netz surfen. Warum wohl? Jetzt hat man den Dietrichpark entdeckt, und die Stadtwerke haben dort knall-bunte Sitzmöbel hingestellt. Ob sie in die Parklandschaft, ob sie zu Brahms und Aarau passen, mögen andere beurteilen. Mir persönlich sind die traditionellen Bankerl mit den Kindheitserinnerungen lieber.

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