Windkraft in der Steiermark
Windräder "wachsen" in den Himmel
Zwei stehen schon! Auf der Stanglalm entsteht gerade ein neuer Windpark. Noch heuer sollen die neun Windräder Strom liefern. Offiziell eröffnet wird der Windpark im Juli 2023.
KINDBERG/STEIERMARK. Die ersten zwei Windräder des Windparks Stanglalm ragen bereits weit sichtbar in den Himmel. Sieben weitere werden in den nächsten Wochen folgen. "Wir liegen gut im Zeitplan, wenn alles hinhaut, dann sollten bis Ende Oktober alle Windräder stehen", erzählt Michael Hainzl, Windheimat-Geschäftsführer und Betreiber der Windparks Hochprürschtling und Stanglalm. Die ersten Windräder könnten jedoch bereits Ende August in Betrieb gehen.
Zirka vier Wochen nachdem die Windräder aufgestellt sind, können sie auch in Betrieb gehen. Rund zwei Wochen dauert der Innenausbau, vor dem Vollbetrieb braucht es noch einen rund 300 Stunden störungsfreien Testlauf. "Wir versuchen jetzt jede Woche eine Anlage fertigzustellen, vorausgesetzt es kommt zu keinen Problemen bei der Anlieferung", so Hainzl.
Wobei allein der Transport von der Lagerstätte in der Stanz bis hinauf auf die Stanglalm ein Spektakel für sich ist. Rund sechs Stunden benötigen die Spezialfahrzeuge für eine Fahrt. Pro Windrad sind fünf Turmteile, drei Rotorblätter, eine Nabe, ein Maschinenhaus und ein Getriebe anzuliefern. "Allein das Maschinenhaus hat ein Gewicht von 150 Tonnen", sagt Michael Hainzl.
Doppelte Leistung
Gigantisch die Ausmaße der Windräder: Die Rotorblätter zeichnen einen Durchmesser von 126 Meter, die Nabenhöhe beträgt 117 Meter. Ein Windrad kann bis zu 3,6 MW Strom erzeugen. "Die neuen Anlagen erzeugen doppelt so viel Energie, wie die bestehenden. Bringen es die bestehenden Windräder auf 5 Millionen KW je Anlage, leisten die neuen Anlagen bereits 10 Millionen KW je Anlage. Wobei hier auf der Stanglalm bei weitem nicht die größten Windräder stehen", so Michael Hainzl. Bei der Windkraft zählt einzig die Fläche der Rotoren. Je mehr Rotorfläche, umso mehr Energie kann erzeugt werden.
Jedenfalls erzeugt der Windpark Stanglalm mit insgesamt 29,7 MW Leistung, Strom für fast 20.000 Haushalte – das wären vier Prozent der steirischen Haushalte und bringt einer CO2-Einsparung von jährlich fast 30.000 Tonnen – das ist mehr als 11.000 Pkw's ausstoßen
Schaffung von Ausgleichsflächen
Auch wenn die Windräder sich heuer noch drehen und Strom liefern, heißt es nicht, dass die Baustelle auf der Stanglalm abgeschlossen ist. "Wir starten heuer noch mit Böschungs- und Begrünungsarbeiten. Wegböschungen und Teile der neu geschaffenen Plateaus werden wieder aufgeforstet. Außerdem haben wir noch die Arbeiten an den Ausgleichsflächen abzuschließen", erzählt Michael Hainzl.
Für den Windpark mussten rund 10 Hektar Wald gerodet werden, als Ausgleich muss der Betreiber 60 Hektar Ausgleichsfläche für Auerwild und rund 10 Hektar für Birkwild bereitstellen; zusätzlich müssen 3 Hektar Wald außer Nutzung gestellt werden und 70 Nistkästen mussten aufgestellt werden. Auch diese Arbeiten werden im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen.
Kein Wander- und Radweg durch die Baustellenzone
Während die Baustelle auf der Stanglalm in Betrieb ist, ist auch die Mountainbikestrecke von der Schanz auf die Stanglalm gesperrt – auch an Wochenenden. Von der Mitterdorfer Seite ist die Auffahrt mit dem Rad bis zur Mitterdorfer-Kapelle möglich.
Für Wanderer und Wallfahrer wurde ein Umleitung des Wanderweges eingerichtet. Der Wanderweg Nr. 720 vom Gasthaus Ochnerbauer auf die Stanglalm ist im oberen Teil gesperrt. Zu Fuß erreichbar ist die Stanglalm von Mitterdorf, Wartberg, Freßnitz, der Schanz und der Stanz (Gehöft Mestl). Achtung! Auch an Wochenenden wird gearbeitet. Auf der Wittmaierhütte gibt es ungestörten Hüttenbetrieb; die Hütte ist am Wochenende bewirtschaftet.
Im Detail
An der Windpark Stanglalm GmbH sind beteiligt:
• Hainzl GmbH (35 %),
• Leobener Realgemeinsch. (35 %),
• Patrick Bubna-Litic (10 %),
• Georg Kury (10 %),
• Stadtgemeinde Kindberg (10 %).
Windenergie in der Steiermark
Die Steiermark hat das zweitgrößte Windkraft-Potential im ganzen Bundesgebiet. Potenzial das laut IG-Windkraft bei weitem nicht ausgeschöpft wird. Dafür wäre die weitere Ausweisung von neuen Windparkflächen erforderlich. Vor allem beim Ausbau der erneuerbaren Energien braucht es jetzt deutlich mehr Anstrengungen. Derzeit können die erforderlichen 250 Windräder, die der Zielsetzung der steirischen Klima- und Energiestrategie 2030 entsprechen würden, nicht errichtet werden.
Damit die Nutzung von Erdgas möglichst schnell beendet werden kann, müssen deutlich mehr Zonen für die Windkraftnutzung ausgewiesen und die Genehmigungen beschleunigt werden.
Mit einem erneuerbaren Stromanteil von 50 Prozent liegt die Steiermark vor Wien an vorletzter Stelle und noch weit entfernt vom gesamtösterreichischen Anteil von 78 Prozent.
Diese Windparks gibt es aktuell in der Steiermark:
In der Steiermark stehen aktuell 105 Windräder und erzeugen Energie im Ausmaß von insgesamt 264,05 MW.
• Bezirk Bruck-Mürzzuschlag: 32 Windräder / Leistung 75,93 MW (+ 9 Windräder vom Stanglalm-Windpark)
• Bezirk Deutschlandsberg: 17 Windräder / 48,45 MW
• Bezirk Hartberg-Fürstenfeld: 4 Windräder / 9,20 MW
• Bezirk Leoben: 1 Windrad / 0,60 MW
• Bezirk Murtal: 13 Windräder / 39,15 MW
• Bezirk Voitsberg: 4 Windräder / 4,45 MW
• Bezirk Weiz: 34 Windräder / 86,27 MW
Die Windparks im Detail:
• Windpark Freiländeralm: 4 Anlagen, 9,45 MW
• Windpark Fürstkogel auf der Schanz: 5 Anlagen, 16,9 MW
• Windpark Gaberl: 5 Anlagen, 8,65 MW
• Windpark Handalm: 13 Anlagen, 39 MW
• Windpark Herrenstein: 6 Anlagen, 19,95 MW
• Windpark Hochpürschtling am Alpl: 9 Windräder, 18,45 Mw
• Windpark Moschkogel: 10 Anlagen, 23 MW
• Windpark Oberzeiring: 10 Anlagen, 32,10 MW
• Windkraftanlage Plankogel: 1 Anlage, 3,6 MW
• Windpark Pretul: 14 Anlagen, 42 MW
• Windpark Pongratzer Kogel: 4 Anlagen, 9,20 MW
• Windkraftanlage Präbichl: 1 Anlage, 0,6 MW
• Windkraftanlagen Salzstiegl: 2 Anlagen, 2,85 MW
• Windpark Steinriegel: 21 Anlagen, 38,3 MW
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