Über die ärztliche Versorgung auf dem Lande

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Anlässlich eines Artikels in der „Kleinen Zeitung“ über das Aussterben der Landarztpraxen fällt es mir nicht schwer, über die Versorgung in meiner Heimatgemeinde zu berichten. Es soll dies ein Versuch sein, die heitere Seite dieses leider so brisanten Themas zu behandeln.
Wenn man das Glück hat, in der Gaal gesund zu bleiben, entgeht einem etwas Wesentliches: unsere Frau Doktor!
Das „Doktorhaus“, das darin befindliche Wartezimmer und die Ordination muten äußerst „nostalgisch“ an. Im Wartezimmer wird man von den dort anwesenden Patienten freundlichst begrüßt und natürlich auch ausgefragt. Die Atmosphäre ist sehr familiär, fast alle sind untereinander bekannt. Die Wände des Warteraumes sind mit zahlreichen Notizen tapeziert, welche Hinweise über Rezeptgebühren, E-Card, Impfungen und Anderes geben. Während man diese noch ganz versunken studiert, wird auf einmal schwungvoll die Türe zum „Allerheiligsten“ geöffnet. Die Erscheinung im Türrahmen hat außer dem flatternden weißen Kittel keinerlei Ähnlichkeit mit einem Arzt! Das „Darunter“ ändert sich je nach Jahreszeit: im Sommer sind es manchmal Shorts und Gummistiefel, im Winter lange Hosen und Moonboots, wenn gerade ein Hausbesuch ansteht oder vorbei ist. Meist braucht man nicht lange zu warten, bis man aufgerufen wird, was ja auch ein Vorteil ist. Manchmal hat man aber auch ein anderes Glück: stellen Sie sich vor, Sie haben sich endlich dazu entschlossen, wegen eines Wehwehchens den Arzt aufzusuchen. Sie kommen in ein leeres Wartezimmer und zittern der ärztlichen Behandlung entgegen! Da kann es schon passieren, dass die Sprechstundenhilfe erscheint und einem mit der Aussage: „die Frau Doktor ist heute nicht da“ von seinen Ängsten befreit! Beglückt verlässt man die Praxis und fragt sich, ob man vielleicht eine Nachricht auf der Wand übersehen hätte. Aber nein, Frau Doktor ist entweder bei einem Patienten oder unbekannten Aufenthaltes. Es ist ja auch kein Wunder, denn rund um die Uhr da zu sein, kann man ihr nicht zumuten! Als Patient hat man also derweilen gefälligst zu warten, bis die Ordination wieder besetzt ist, oder…. aber meist verschiebt man die Beratung und alles wird von selbst wieder gut!
In seltenen Fällen kommt es allerdings vor, dass jemand am Wochenende einen Herzinfarkt erleidet. Da allerdings muss man großes Glück haben, diesen zu überleben! Der Notarzt wurde nämlich am Wochenende „eingespart“. Sollte man jedoch das Glück haben, das nächste Krankenhaus zu erreichen, sind die Überlebenschancen zwar gestiegen, aber bei weitem nicht gesichert! Es kommt auf die Schwere des Infarktes an, ob man die Überstellung ins nächstgrößere Krankenhaus überlebt. Also, liebe Leute, reißt Euch zusammen und infarktet gefälligst an Wochentagen, wenn Ihr überleben wollt!
Doch nun zurück zu unserer Frau Doktor, von der wir bestens versorgt werden. Ist man obendrein noch stolzer Besitzer eines Haustieres, steht sie auch da mit Rat und Tat hilfreich zur Seite! Sollte man eine kleine, bis mittlere Wunde aufzuweisen haben, wird sie garantiert genäht und auch Injektionen, egal welcher Art, gibt sie gerne und leidenschaftlich! Bis heute habens noch alle überlebt.
So gesehen ist eine Landärztin ein Juwel, das man nicht gerne verlieren möchte. Ich kenne die Unterschiede zur Stadt und muss sagen, dass es mir hier weitaus besser gefällt.
Es bleibt zu hoffen, dass sich die Landarztpraxen noch lange nicht auflösen und uns unsere „Doktorin“ noch einige Jahre erhalten bleibt!
Es grüßt Euch Elfi

Wo: Bischoffeld, 8731 Gaal auf Karte anzeigen
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