Achterbahn
Auffangnetz für Menschen mit psychischen Erkrankungen

Michaela Wambacher und Angelika Klammer von der Achterbahn Steiermark wollen ihre Erfahrungen von psychischen Krankheiten teilen und Menschen helfen. | Foto: RegionalMedien
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Bedingt durch die Lebensumstände unserer Zeit befinden sich vor allem Depressionen, Angsterkrankungen und Burnout im Vormarsch. Doch im steirischen Gesundheitssystem fehlt es an einem Auffangnetz für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Der Verein Achterbahn will hierbei helfen.

MURTAL/LEOBEN. Die Weihnachtszeit naht. Für viele es ist die schönste Zeit des Jahres. Für andere, die beispielsweise an Depressionen und Co. leiden, ist es jedoch "die Zeit der Einsamkeit", berichtet Michaela Wambacher vom Verein Achterbahn. Dieser wurde von Menschen, die selbst Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen gemacht haben, im Jahr 2006 gegründet.  Die Achterbahn ist eine Plattform für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung.

"Es ist für uns alle ein innerer Auftrag, anderen Menschen zu helfen, denn wir wissen, wie es ist, wenn man in einer Krise steckt und damit alleine gelassen wird. Hat man am Körper eine physische Wunde, wird diese sofort behandelt. Hat man psychische Wunden, wird man alleine gelassen."
Michaela Wambacher, Leitung Achterbahn Steiermark

Erfahrungen teilen

"Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man mit Antidepressiva und Beruhigungsmittel wieder nach Hause geschickt wird. Das ist keine Lösung". "Termine für eine therapeutische Hilfe bekommt man erst nach Monaten des Wartens", fügt Angelika Klammer hinzu. Auch sie weiß aus Erfahrung, wie es ist, mit einer psychischen Erkrankung zu leben. "Ich habe lange nicht gewusst, was mit mir los ist und was ich brauche. Ich weiß, wie es ist, wenn einem der Boden unter den Füßen weggerissen wird und darum möchte ich helfen. Keiner sollte alleine gelassen werden", berichtet Klammer. Darum hat sie sich entschlossen ihre Erfahrungen weiterzugeben und leitet einige Selbsthilfegruppen der Achterbahn Steiermark. 

Kennst du Menschen mit psychischen Erkrankungen in deinem Umfeld?

"Durch die Selbsthilfegruppen wird die Angst genommen und Erfahrungen werden ausgetauscht. Dort kann man sich auch über andere Optionen informieren. Es ist ein niederschwelliges Angebot. Zudem agieren wir als ein Auffangnetz und sind für einander da. Damit ist keiner mehr alleine", erklärt Michaela Wambacher das Konzept.

Achterbahn

Die Achterbahn bietet keine medizinische oder therapeutische Behandlung. Sie kann diese aber sinnvoll ergänzen.

Betroffenen Beratung

Der Weg „von der ersten Krise zur Selbstorganisation“ dauert viele Jahre - der Verein will den Betroffenen dabei helfen. Die Selbsthilfegruppen in den Bezirken werden ausnahmslos von Betroffenen mit psychischer Belastung begleitet. Angelika Klammer leitet eine Selbsthilfegruppe in Leoben und in Knittelfeld. "In Knittelfeld kommen derzeit nur eine Handvoll Menschen zu den Gesprächsgruppen. In Leoben ist es schon gut angelaufen. Wir wissen, dass der Bedarf in den Regionen groß ist, jedoch wissen nur die wenigsten von unserem Angebot. Dabei ist der Austausch in der Gruppe so wichtig", erklärt Klammer. Durch ihre eigenen Erfahrungen kann sie in vielen Situationen helfen. Zusätzlich macht sie eine psychologische Ausbildung und wird von der Achterbahn auch regelmäßig geschult, auf Fortbildung geschickt und mit Coachings unterstützt. "Uns gehts wieder gut, das möchten wir nun weitergeben."

Knittelfeld

Gruppengespräche: 2. & 4. Montag im Monat
Uhrzeit: 15 bis 17.30 Uhr
Ort: Beratungszentrum, „Raum der Begegnung“, Bahnstraße 4, 8720 Knittelfeld

Leoben

Gesprächsgruppe: 2. + 4. Donnerstag im Monat
Kreativgruppe: 1. + 3. Donnerstag im Monat
Uhrzeit: 16 bis 18.30 Uhr
Ort: Sozialpsychiatrische Tagesstruktur, Homanngasse 7–9, 8700 Leoben

Tel: 0676/407 97 46

"Es braucht einfach ein Auffangnetz und Hilfe für betroffene Menschen. Unsere Selbsthilfegruppen sind der erste Schritt zur Verbesserung. Auch Peergruppen könnten bei diesem Thema schon viel bewirken und helfen", so Wambacher. 

Achterbahn Steiermark

Seit dem Bestehen ist es dem Verein gelungen, in die entscheidenden politischen Gremien der Stadt Graz und des Landes Steiermark aufgenommen zu werden und Anlaufstellen für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung in Graz, Deutschlandsberg, Gleisdorf, Hartberg, Kapfenberg, Knittelfeld, Leibnitz, Leoben, Liezen, Südoststeiermark, Voitsberg, und Weiz einzurichten. Dort wird einerseits den Betroffenen Beratung durch Betroffene angeboten, andererseits wird durch zahlreiche unterschiedliche Gruppenangebote (Kaffeerunden, begleitete Selbsthilfe-, Aktiv-, Kreativ oder Wandergruppen u.v.m.) der Erfahrungs- und Informationsaustausch, sowie die Erfahrung der Selbstwirksamkeit gefördert.

Auch Personen, die psychischer Gewalt ausgesetzt sind, könne sich beim Verein Achterbahn melden. Die Teilnahme ist anonym und kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Hier gibt es Hilfe. | Foto: Regionalmedien

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