Murtalerin der Woche
Eine Sternenmama mit ganz viel Kampfgeist

Julia Luschin ist dreifache Sternenmama. Sie will ihr Wissen und ihre Erfahrungen Betroffenen weitergeben und sie dazu motivieren, nach vorne zu schauen. | Foto: Privat/Facebook
5Bilder
  • Julia Luschin ist dreifache Sternenmama. Sie will ihr Wissen und ihre Erfahrungen Betroffenen weitergeben und sie dazu motivieren, nach vorne zu schauen.
  • Foto: Privat/Facebook
  • hochgeladen von Martina Bärnthaler

Julia Luschin weiß, was es heißt, wenn das Kennenlernen auch einen Abschied bedeutet. Die Spielbergerin ist dreifache Sternenmama und will jetzt Betroffenen helfen, wieder zurück ins Leben zu kommen.

MURTAL. Es sind liebevolle Nachrichten wie "Ich wünsche euch eine wundervolle Kennenlernzeit", die einen erreichen, wenn man ein Kind zur Welt gebracht hat. Worte die einen aufmuntern und bestärken, wenn man plötzlich vor der großen Aufgabe steht Mama zu sein.

Woche 32 änderte alles

Julia Luschin ist 22 Jahre jung, als sie 2018 zum ersten Mal einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hält. Die Freude auf Wunschkind Jakob ist riesig, die Schwangerschaft verläuft wie im Bilderbuch - bis zur Woche 32. Auf der Toilette erleidet die angehende Mama plötzlich einen Blutsturz, "binnen Sekunden kam literweise Blut aus mir raus", erzählt sie heute. 

Not-Kaiserschnitt

Auf der 20-minütigen Fahrt ins Krankenhaus bekommt sie die erste Bluttransfusion, im Krankenhaus erfolgt einen Not-Kaiserschnitt. Als die Spielbergerin einen Tag später auf der Intensivstation aufwacht ist sie alleine, keine Spur von Jakob. Die Ärzte teilen der damals 23-Jährigen mit, dass sie eine vorzeitige Plazentalösung hatte, mehrere Bluttransfusionen brauchte und mit dem hohen Blutverlust ein Nierenversagen einherging. Aber das Schlimmste: Sie konnten nichts mehr für ihren Jakob tun. Er ist verstorben

Die Fuß- und Handabdrücke des kleinen Jakob kurz nach dessen Geburt. Den kleinen Mann konnten die Ärzte leider nicht retten. | Foto: Privat/Facebook
  • Die Fuß- und Handabdrücke des kleinen Jakob kurz nach dessen Geburt. Den kleinen Mann konnten die Ärzte leider nicht retten.
  • Foto: Privat/Facebook
  • hochgeladen von Martina Bärnthaler

"In dem Moment fällst du tief... sehr, sehr tief. Ich bin bis heute traurig und es gibt Tage, an denen es mir wirklich richtig scheiße geht" gesteht Julia Luschin.

Unmögliche Kommentare

Insgesamt war Julia drei Wochen im Krankenhaus. Neun Tage auf der Intensivstation und in drei verschiedenen Kliniken. Wieder daheim mussten sie und ihr Mann Manuel die Beerdigung ihres eigenen Kindes organisieren und waren mit unmöglichen Aussagen wie: "Ach ihr seids doch so jung, probierts halt ein neues Baby" konfrontiert.

"Wir hätten Jakob im Sammelgrab für Sternenkinder in Judenburg beerdigen können, haben uns aber bewusst für ein Familiengrab entschieden. Wir wollen, dass Jakob bei uns ist - zeigen, dass es ihn gegeben hat", so Julia.

Der Gang zum Grab von Jakob fällt der jungen Sternenmama heute, dank Raphael, wesentlich leichter. | Foto: Privat/Facebook
  • Der Gang zum Grab von Jakob fällt der jungen Sternenmama heute, dank Raphael, wesentlich leichter.
  • Foto: Privat/Facebook
  • hochgeladen von Martina Bärnthaler

Dreifache Sternenmama

Um aus dem seelischen Loch herauszukommen fängt Julia eine Therapie an, nimmt anfangs Anti-Depressiva. Ein knappes Jahr später ist Julia erneut schwanger, doch auch diese Freude währt nur kurz. "In der 9. Schwangerschaftswoche haben wir zum letzten Mal das kleine Herzchen schlagen gehört." Und auch beim dritten Kind erleidet sie eine Fehlgeburt. "Mein Glück war, dass mein Mann und meine Familie immer für mich da waren und mich aufgefangen haben", erzählt sie.

Wieder fest im Leben

Heute kann Julia offen über ihre Erfahrungen reden, steht - dank Sohnemann Raphael, der zweieinhalb Jahre und das ganze Glück der Familie ist - wieder fest im Leben. "Die Angst war natürlich auch in der Schwangerschaft bei Raphael ständig präsent, weil du auf einmal weißt, was passieren kann. Deshalb haben wir jeden Wochenwechsel mit einem Glas Wasser gefeiert. Für mich war klar: Wir haben es erst dann geschafft, wenn ein gesundes, schreiendes Kind in meinen Armen liegt", schildert die dreifache Sternenmama

Sohn Raphael ist das große Glück von Julia und Manuel Luschin.  | Foto: Privat/Facebook
  • Sohn Raphael ist das große Glück von Julia und Manuel Luschin.
  • Foto: Privat/Facebook
  • hochgeladen von Martina Bärnthaler

Emotionale Fehlgeburtsbegleiterin

Julia ist mit ihren Erfahrungen nicht alleine, bei etwa 15 Prozent aller Schwangerschaften in Österreich kommt es zu einer Fehlgeburt. Eine Tatsache, die den Eltern den Boden unter den Füßen wegzieht und Auslöser von Trauer, Wut oder Schuldgefühlen ist.

Darüber sprechen

Julias Vision ist es,  dass Sterneneltern ganz selbstverständlich über alle ihre Kinder sprechen können. Deshalb hat sie sich zur emotionalen Fehlgeburtsbegleiterin und aktuell zur Doula (eine geburtserfahrene Frau, die einer werdenden Mutter während der gesamten Dauer der Geburt zur Seite steht) ausbilden lassen.

"Ein Therapeut oder Psychologe weiß natürlich wovon er spricht, aber was man als Sternenmama fühlt und was in einem vorgeht, das kann nur eine Betroffene wirklich verstehen", ist die Spielbergerin überzeugt.

Sie will für Betroffene da sein, sie während des Heilungsprozesses begleiten. "Eine Fehl- oder Totgeburt ist dramatisch. Da ist kein Geschrei, kein Glück." Julia möchte Frauen die Angst nehmen, sie ermutigen mit dem Tabuthema zu brechen und trotz des Schmerzes und des Verlustes nach vorne zu schauen und wieder zu lächeln. "Die Zeit macht es zwar nicht leichter, aber man lernt damit umzugehen", so Julia abschließen. 

Geschwisterfoto der anderen Art. Raphael wurde nach seiner Geburt in die Decke seines verstorbenen großen Bruders gewickelt.  | Foto: Privat/Facebook
  • Geschwisterfoto der anderen Art. Raphael wurde nach seiner Geburt in die Decke seines verstorbenen großen Bruders gewickelt.
  • Foto: Privat/Facebook
  • hochgeladen von Martina Bärnthaler

Weitere Infos zu Julias Arbeit und ihren Angeboten im Murtal gibt es auf ihrer Homepage unter: www.julia-luschin.com oder gerne persönlich unter der Telefonnummer: 0676/470 22 87.

Weitere Murtalerinnen der Woche:

"Bester Tag meines Lebens"
"Let me be your Lederhosn"
Nici Schmidhofer tritt mit einem großen Knall ab
Die Präsidentin half bei der ersten Medaille mit
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.