Teuer und zeitaufwendig
Fazit zum Selbstversuch "plastikfrei leben"

Plastikfrei Einkaufen - ist das möglich? Wir haben einen Selbstversuch gestartet. Hier ist das Fazit. | Foto: RegionalMedien
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Astrid Wieser und Julia Gerold wagten den Selbstversuch und lebten eine Woche lang plastikfrei. Ihre Erfahrungen wurde auf MeinBezirk.at dokumentiert. Das Fazit: Es ist fast unmöglich. Zum Schluss wurden noch offengebliebenen Fragen geklärt.

MURTAL/MURAU. Im Rahmen der Serie "Griaß di, Zukunft" versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von MeinBezirk.at unterschiedliche Aspekte unseres Alltags nachhaltiger zu gestalten und führen dazu eine Reihe von Selbstversuchen durch. Die Murtaler Mitarbeiterinnen widmete sich dem Thema Plastikverzicht beim Lebensmitteleinkauf. Ist das überhaupt möglich? Über die Erfahrungen und Herausforderungen wurde hier (zum Selbstversuch) in Form eines Tagebuches berichtet. Das Fazit: Es ist fast unmöglich, regional und plastikfrei einzukaufen. Man müsste doch auf einiges verzichten, was für eine Woche kein Problem darstellt, auf Dauer gesehen aber nicht durchführbar ist.

Es gibt jeden Tag Erfolge aber auch Enttäuschungen. Besonders der fünfte Tag war herausfordernd. | Foto: RegionalMedien
  • Es gibt jeden Tag Erfolge aber auch Enttäuschungen. Besonders der fünfte Tag war herausfordernd.
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Das Fazit

"Die größten Herausforderungen waren Bio-Obst und -Gemüse plastikfrei in einem Supermarkt einzukaufen, denn die Öffnungszeiten der regionalen Bioläden sind begrenzt, vor allem im Winter. Bei Salz und Kräutern war es auch nicht einfach", berichtet Astrid Wieser. "Die Zutaten für Weihnachtskekse sind ohne Plastik nicht zu erhalten. Das gleiche Problem trat bei den Snacks (Chips und Co.) auf. Auch in der Tiefkühlabteilungen war nichts ohne Plastik, weil auch die 'Kartonverpackungen' von Gemüse und Co. eine Beschichtung haben", erzählt Julia Gerold.

Der Schock für "Kochmuffel" Julia: In der Tiefkühlabteilung gab es nichts ohne Plastik. | Foto: RegionalMedien
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Die beiden sind sich einig: "Generell ist das plastikfreie Einkaufen sehr zeitaufwendig und teurer." Motivierend war jedoch, dass die Menge an Plastikmüll in dieser Selbstversuch-Woche sehr gering ausgefallen ist. Somit wollen sie es weiter probieren - so gut es geht. Ihr Augenmerk wird aber jetzt eher auf der Müllvermeidung im täglichen Alltag liegen.

"Abfallvermeidung ist laut der gesetzlich verankerten Abfallhierarchie immer besser als das Recycling. Also hat das generelle Vermeiden von Verpackungen mehr Sinn als der Verzicht auf Plastikverpackungen. Jede Verpackung benötigt Energie und Rohstoffe und soll so weit wie möglich vermieden werden oder zumindest mehrmals verwendet werden", bestätigt Helfried Kreiter vom Bauamt und Umweltangelegenheiten der Stadtgemeinde Judenburg.

Offene Fragen

Mit Helfried Kreiter haben die beiden Versuchspersonen die offengebliebenen Fragen am Ende des Selbstversuches besprochen. Unter anderem haben sie nicht verstanden, warum so viel Obst und Gemüse in Plastik verpackt wird. "Weggeworfene Lebensmittel haben durch Produktion und Lagerung eine große Umweltlast. Die Haltbarkeit von Lebensmitteln kann durch die Verpackung verlängert werden und schützt vor Verunreinigung. Dies ist besonders wichtig bei empfindlichen Bio-Produkten, um ihre Qualität zu erhalten. Zudem sind die Lagerung und der Transport von in Plastik verpackten Lebensmitteln einfacher. Manche nachhaltigeren Verpackungsmaterialien können begrenzt oder teurer sein und der Hersteller greift daher auf Plastik zurück. Da viele Konsumenten aber dazu neigen, Papierverpackungen zu kaufen, wird oft beides verwendet und somit doppelt verpackt. Sinnvoller wäre es also zu einer reinen Kunststoffverpackung oder zu gar keiner Verpackung zu greifen. Außerdem ist die Verpackung ein Werbe- und Informationsträger und wird deshalb vom Produzenten oft ungern weggelassen", berichtet Kreiter.

Im Hinblick auf den Klimaschutz zeigt sich bei Alltagsentscheidungen: Was wirksam ist, wird subjektiv vielfach als sehr schwierig aufgefasst.  | Foto: Brudermann/Hoeben (klimapsychologie.com)
  • Im Hinblick auf den Klimaschutz zeigt sich bei Alltagsentscheidungen: Was wirksam ist, wird subjektiv vielfach als sehr schwierig aufgefasst.
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Was gehört in die gelbe Tonne?

Beim Selbstversuch stellte sich auch die Frage der Mülltrennung. Was gehört genau in die gelbe Tonne? "Grundsätzlich werden alle Verpackungen, die nicht aus Papier, Metall oder Glas sind, in der gelben Tonne entsorgt. Kartonverpackungen mit Plastikschicht (z.B. Milch- und Tiefkühlverpackungen, TetraPak etc.) sind Verbundstoffe und gehören auch in die gelbe Tonne", erklärt Helfried Kreiter und fügt hinzu: "Andere Gegenstände aus Plastik wie beispielsweise Spielzeug gehören in den Restmüll."

Und was passiert mit dem Müll in der gelben Tonne? "Die Abfälle in der gelben Tonne werden in einer Sortieranlage am Förderband per Hand sortiert und in verschiedene Kunststofffraktionen getrennt. Viele der sortierten Kunststoffe können recycelt(z.B. PET-Flaschen) werden. Die nicht recyclbare Fraktion wird als Ersatzbrennstoff verbrannt."

Auf welches Siegel oder Zeichen sollte man schauen, wenn man eine nicht Plastikverpackung kaufen will, bzw. was ist die beste Alternative? "Siegel und Zeichen sind kritisch zu betrachten, da meist nur ein Schritt des Produktes betrachtet wird und nicht auf die Nachhaltigkeit des Produktes geschlossen werden kann. Das Recycling-Zeichen (Mobius-Symbol) ist ein dreieckiges Pfeilsymbol auf Verpackungen, und gibt an, dass das Material recycelbar ist. Viele glauben, dass ein Produkt mit Recycling-Zeichen umweltfreundlich und leicht recycelbar ist. Das Recycling-Zeichen allein ist jedoch nicht aussagekräftig und eine umfassendere Betrachtung der Verpackungsinformationen und Materialien erforderlich. Am besten informiert man sich über die Recyclingpraktiken in der Region und bevorzugt nachhaltige Produkte, die klare Angaben über ihre Verpackung und Materialien machen. Die besten Alternativen sind immer unverpackte Lebensmittel oder Mehrwegverpackungen."

Griaß di, Zukunft

Wie kann man seinen eigenen Alltag nachhaltiger gestalten? Antonia, Sarah, Alois und Lisa wagen den Selbstversuch. Willst du wissen, wie es ihnen dabei geht?

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