KOMMENTAR
Die Pflege ist nicht mehr Familiensache
Weil wir in den letzten Jahrzehnten dazu übergegangen sind, die Altenpflege mehr und mehr an die Allgemeinheit zu delegieren, erleben wir heute einen Pflegenotstand. Früher wurden Alte oft im Familienverband betreut und versorgt. In der heutigen Zeit nehmen sich dafür nur mehr wenige die Zeit. Das ist natürlich auf die veränderten Lebensumstände zurückzuführen. Wenn Mann und Frau für das Familieneinkommen arbeiten müssen, bleibt oft keine Zeit mehr für die Altenpflege. Das gleiche Dilemma erleben wir bei der Kindererziehung. Das "System Familie" wurde in Österreich über Jahrzehnte hinweg kaputtgemacht. Jetzt offenbart sich der Wert der Arbeit, die in vielen Familien hauptsächlich von Frauen zum Nulltarif geleistet wurde bzw. wird. Von unserer Gesellschaft und von der Politik wird das meiner Meinung nach immer noch nicht mit der nötigen Wertschätzung und vor allem mit ausreichender finanzieller Unterstützung bedacht. Unangenehme und schwere Arbeit sowie die Verantwortung für das eigene Leben werden in unserer Spaß- und Freizeitgesellschaft immer öfter anderen aufs Auge gedrückt. Auch die Einstellung zur Arbeit lässt oft sehr zu wünschen übrig. Politik und Arbeitnehmervertretungen fördern vieles davon per Gesetz. Eine Gesellschaft, die nicht mehr leistungsbereit ist und lieber andere für sich arbeiten lässt, kann auf Dauer nicht bestehen. Sie ist über kurz oder lang dem Untergang geweiht. Die heute an den Tag gelegte Dekadenz wird sich rächen. Aber in diesem Punkt scheint niemand Angst vor der Zukunft zu haben, obwohl das mehr als angebracht wäre.
Diesen Kommentar finden Sie auch in der Print-Ausgabe Ihrer WOCHE Murtal-Murau.
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