UMFRAGE
Niemand weiß, wie es in Zukunft weitergeht

ATB-Betriebsratsvorsitzender Michael Leitner bedankte sich im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen bei allen Menschen, die unser Land in der Krise am
Laufen halten. | Foto: KK
2Bilder
  • ATB-Betriebsratsvorsitzender Michael Leitner bedankte sich im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen bei allen Menschen, die unser Land in der Krise am
    Laufen halten.
  • Foto: KK
  • hochgeladen von Wolfgang Pfister

Die Murtaler Zeitung versucht im Rahmen von Umfragen wie dieser ein aktuelles Stimmungsbild unter Wirtschaftstreibenden und Führungskräften zu zeichnen. Alle versuchen derzeit, das Beste aus der Lage zu machen, aber niemand weiß, wie es in Zukunft weitergeht.

MURTAL, MURAU. Der Shutdown der Wirtschaft aufgrund der Coronakrise stellt nahezu alle Unternehmen vor große Probleme. Die Regierung setzt Unterstützungsmaßnahmen, die Wirtschaftstreibenden auf die Schnelle unter die Arme greifen sollen. Das sorgt zumindest vorerst für eine Beruhigung der doch sehr dramatischen Lage. Unser Gesundheits- und Wirtschaftssystem gerät in der Coronakrise mehr und mehr ins Wanken.

Umfrage der Murtaler Zeitung

Klaus Rainer (Sprecher der Wirtschaftsplattform Kraft. Das Murtal): „Ich glaube, dass die von der Regierung gesetzten Maßnahmen prinzipiell richtig sind, man aber etwas nachbessern muss, um die Wirtschaft in einem zweiten Schritt noch wirksamer zu unterstützen. Das betrifft vor allem kleine Unternehmen. Den Großen hat man mit diesem ersten Paket vorübergehend sehr geholfen. Der Soforthilfefonds muss aber dringend aufgestockt werden. Problematisch ist es in vielen Bereichen des Handels. Allzu lange hält das die Wirtschaft nicht aus. Wichtig ist, dass Industrie- und industrienahe Betriebe noch arbeiten. Auch Online-Marketing und Onlinehandel erleben jetzt einen Aufschwung. Wachsam sein muss man aber in allen Bereichen des Datenschutzes, Stichwort Telefon-Tracking.“

Christian Sabath (Geschäftsführer Autohaus Neubauer): „Wir müssen jetzt das Beste aus der Lage machen. Wir haben unsere Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet. Von drei Mitarbeitern haben wir uns einvernehmlich getrennt. Der Betrieb ist von 8 bis 12 Uhr geöffnet. Die Maßnahmen der Bundesregierung helfen für eine begrenzte Zeit. Länger als zwei, drei Monate stehen wir das trotz dieser Maßnahmen aber nicht durch. Der Markt wird sich sicher beruhigen und gleichzeitig bereinigen.“

Klaus Bischof (Geschäftsführer Bischof Immobilien): „Mit dem Büro in Wien beschäftigen wir derzeit 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Bei uns hält derzeit jeweils eine Mitarbeiterin die Stellung im Büro, der Rest des Teams arbeitet vom Homeoffice aus. Ich schätze, das wird noch mindestens einen Monat, wenn nicht länger so gehen. Sonst geht es bei uns gleich weiter, wir erleben keinen Absturz im Geschäft, nur der persönliche Kontakt und Besichtigungen fallen derzeit aus. Einen Einbruch wird es vorübergehend bei Gewerbeimmobilien geben. Bei Privathäusern und Wohnungen sehe ich nach wie vor Potenzial. Die Frage ist, wie lange das alles jetzt dauert. Am Ende dieser Gesundheits- und Wirtschaftskrise könnte eine Geldentwertung stehen.“

Reinhard Karl (Geschäftsleiter Raiffeisenbank Aichfeld): „Wir haben bis auf die kleinen Bankstellen in den Gemeinden Lobmingtal, Gaal und Hohentauern alle Bankstellen geöffnet. Normalerweise waren unsere Bankstellen in den genannten Gemeinden an zwei Tagen pro Woche halbtägig geöffnet. Die Bankomaten können natürlich weiterhin durchgehend benützt werden. „Wir sind in diesen Zeiten bestrebt, alles zu vereinfachen und den Kunden wo es geht entgegenzukommen, zum Beispiel wenn es um Kreditstundungen geht. Beim Förderthema geht es jetzt vermehrt um Überbrückungshilfen, bis die öffentlichen Gelder fließen. Wir sitzen jetzt alle in einem Boot und müssen da gemeinsam durchtauchen.“

Rudi Weißenbacher (Spielberger Kulturchef, seit 1. April in Pension): „Was ich derzeit mache? Mit dem Hund spazieren gehen und einen großen Bogen um die Leute machen. Mehr können wir jetzt nicht tun. Derzeit ist alles zu, wir haben auch in der Gemeinde nur mehr einen Notdienst. Man sieht jetzt, dass auch die Kultur ein enormer Wirtschaftsfaktor ist. Es sind nicht nur die Künstler betroffen, sondern auch der gesamte Betrieb rundherum. Ich befürchte, dass das noch länger dauert und die Unsicherheit noch länger nachwirken wird. Letztendlich müssen wir aber doch positiv denken und nach vorne schauen!“

Harald Kraxner (Geschäftsführer Holzwelt Murau): „Man merkt, dass alles heruntergefahren worden ist und sich die Leute momentan mehr auf essenzielle Dinge konzentrieren. Es stehen mehr die Grundbedürfnisse im Vordergrund. Unsere Region steht an und für sich für ein ruhigeres Leben, was sich auch im Slogan ,In der Ruhe liegt die Kraft‘ ausdrückt. Für die Wirtschaft ist die Lage natürlich dramatisch. Viele haben investiert und sind jetzt auf Überbrückungskredite angewiesen. Die Betroffenen verhalten sich trotzdem ruhig. Es herrscht keine Hysterie oder Panik im Bezirk. Die Frage ist, wie lange dauert es wirklich und wie lange halten wir das durch? Wir selbst haben unser Energiecamp nicht abgesagt, sondern in den virtuellen Raum verlegt. Es wird in dieser Woche Zoom- bzw. Videomeetings in Zusammenarbeit mit der Landesenergieabteilung geben. Infos gibt es unter www.energiecamp.at. Darüber hinaus nützen wir die Zeit zum Abarbeiten von bürokratischen Dingen, damit wir nach der Krise wieder voll durchstarten und wir uns der gedeihlichen Weiterentwicklung unserer Holzwelt-Region widmen können.

Michael Leitner (Betriebsratsvorsitzender der ATB Spielberg): „Wir mussten eine Anpassung des Personalstandes an die Umsatzrückgänge vornehmen, konnten das aber ohne Härtemaßnahmen bewältigen. Durch Pensionierungen und einvernehmliche Auflösungen von Dienstverhältnissen wurde die Zahl der Mitarbeiter um rund 70 reduziert. Wir hatten nämlich schon vor der Corona-Krise Probleme. Diesen Dienstag haben wir weitere Schritte gesetzt und unsere rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Einführung von Kurzarbeit informiert, weil wir durch die Corona-Krise natürlich weitere Umsatzrückgänge zu verkraften haben. Deshalb haben sich Management und Betriebsrat nach dem Okay der chinesischen Eigentümer zu diesem Schritt entschlossen. Angemeldet wurde die gesamte Belegschaft für den Zeitraum vom 1. April bis 30. Juni. Wir planen, den Betrieb tageweise zu schließen. Wie viele Tage im Monat das sein werden, steht aber noch nicht endgültig fest und hängt auch davon ab, wie sich die Auftragslage weiter entwickelt. Das neue Corona-Kurzarbeitsmodell ist sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber attraktiv und sehr gut dafür geeignet, die nächsten Monate zu überbrücken. Das neue Corona-Kurzarbeitsmodell erlaubt wesentlich mehr Flexibilität als das alte Kurzarbeitsmodell“, so der Betriebsratsvorsitzende Michael Leitner.

ATB-Betriebsratsvorsitzender Michael Leitner bedankte sich im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen bei allen Menschen, die unser Land in der Krise am
Laufen halten. | Foto: KK
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Diese beiden lieben ihren Beruf: Manuela Sopa (l.) und Mirjam Plattner (r.) sind beide Krankenschwestern. | Foto: RegionalMedien
3

Interview zum Tag der Pflege
Krankenpflege aus reiner Leidenschaft

Der Tag der Pflege und der Muttertag fallen dieses Jahr auf den 12. Mai. Grund genug, um zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, die ebenfalls Mütter sind, bei ihrem Job im LKH Murtal zu besuchen. MURTAL. Im LKH Murtal arbeiten 174 Pflege(fach)assistentinnen und -assistenten sowie 455 Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger. MeinBezirk.at hat zwei diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerinnen zum Interview getroffen. Manuela Sopa arbeitet seit 2012 auf...

  • Stmk
  • Murtal
  • Julia Gerold
Anzeige
Schlüsselübergabe vom Vorstandsdirektor der Ennstal Wohnbaugruppe Wolfram Sacherer (2.v.l.) an die Verantwortlichen in der Gemeinde und Diakonie sowie Betreuer für das neue Wohnheim in Neumarkt. | Foto: Anita Galler
5

Baureportage
Diakonie eröffnet Heim für Jugendliche in Neumarkt

Vergangenen Freitag wurde mit der Wohngemeinschaft Meranerweg eine sozialpädagogische Einrichtung der Diakonie für Kinder und Jugendliche von 10 bis 18 Jahren ihrer Bestimmung übergeben. NEUMARKT. In Neumarkt eröffnete die Diakonie ein Heim für Jugendliche. Zuvor waren die Kinder bzw. Jugendlichen in der Bräuergasse in einer Wohngemeinschaft untergebracht. Damit wurde den Jugendlichen ein Lebensraum außerhalb ihrer Familien geschaffen. Die Gründe, warum diese nicht mit ihren Familien unter...

  • Stmk
  • Murau
  • Anita Galler

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.