Flucht vor Gewalt zuhause
Das Frauenhaus ist zu klein
Der Preis für die Flucht vor der Gewalt für 25 Menschen: ein (Übergangs-)Leben auf 330 Quadratmetern.
NEUNKIRCHEN. Beengte Verhältnisse herrschen im Frauenhaus Neunkirchen. "Inklusive Duschen und allen Nebenräumen haben unsere Bewohnerinnen 330 m2 zur Verfügung", spricht Barbara Prettner, Leiterin des Frauenhauses, über die baulichen Einschränkungen, die seit knapp 30 Jahren vorherrschen. Das Ziel? Ein größeres Haus. "Wir würden gerne neu bauen", so Prettner zu den BezirksBlättern: "1.600 m2 bräuchten wir wenigstens." Doch die Gretchenfrage ist: wer soll zahlen?
Oberösterreich ist anders
Prettner: "In anderen Bundesländern wie Oberösterreich wird gebaut und dort bezahlt das Land. Eine andere Möglichkeit wäre der Bau mit Unterstützung einer Genossenschaft." Lichtblicke in den beengten Verhältnissen: Firmen wie "Hilti" zeigen Herz. "Acht Mitarbeiter haben bei uns Dinge repariert, die kaputt waren oder werden; etwa Türstöcke. Auch der Kinderraum wurde neu gestaltet", so Prettner.
Trotz bestehender baulicher Einschränkungen ist das Frauenhaus eine wichtige Anlaufstelle für viele, die vor häuslicher Gewalt fliehen. 35 bis 45 Frauen werden pro Jahr im Frauenhaus Neunkirchen betreut.
"Gewalt ist nun sichtbarer"
Die Polizei-Statistik weist steigende Zahlen von Betretungs- und Annäherungsverboten aus. Steigt die Gewalt in den eigenen vier Wänden? "Ich glaube nicht, dass es mehr wird, die Gewalt wird nur sichtbarer. Das neue Gewaltschutzgesetz trägt dazu bei, dass diese Fälle nun offener behandelt werden. Vor 30 Jahren wollte niemand hinter die Türen schauen", so Prettner. Das Zusammenleben im Frauenhaus ist auch nicht immer konfliktfrei. Schließlich lebt man zusammen, weil man muss. Aber: "Die Vorteile überwiegen, weil sie sehen, dass sie nicht alleine sind", so Prettner.
Zur Sache
Bis Ende September wurden von der Polizei im Bezirk Neunkirchen 118 Betretungs- und Annäherungsverbote ausgesprochen. Wie Bezirkspolizeikommandant Johann Neumüller erklärte, sei diese Zahl aber bereits Mitte Oktober auf über 120 Betretungs- und Annäherungsverbote angestiegen. Zum Vergleich: im selben Zeitraum 2014 wurden 114 Maßnahmen gesetzt.
Das Frauenhaus Neunkirchen verzeichnet etwa 5.500 Nächtigungen jährlich. Die meisten Frauen bleiben vier bis sechs Monate. Sie kommen aus ganz Niederösterreich.
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