Pflege von Kindern
Personalnot belastet Pflegekräfte in Kinderstationen

- Oft müssen Kinder nach einer Operation von den Eltern zuhause gesund gepflegt werden.
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Nach einer Studie der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2019 können in Österreich beinahe 20 Prozent des Pflegebedarfs nicht gedeckt werden. Das entspricht etwa 2.500 Pflegekräften. Besonders betroffen davon sind etwa Kinderstationen in Krankenhäusern.
OÖ. Unter anderem aufgrund von "Sparmaßnahmen beim Personal" sinkt zudem die Verweildauer der jungen Patienten im Krankenhaus. Das bedeutet, dass Eltern einen Teil der Pflege zuhause übernehmen müssen. "Da Kinderstationen sogenannte 'Querschnittstationen' sind – das heißt, dass hier etwa operierte Kinder und jene mit psychosomatischen Leiden behandelt werden – kommt auf die Eltern daheim einiges zu", sagt Johann Kalliauer, Präsident der Arbeiterkammer Oberösterreich, kurz AKOÖ, kürzlich während einer Online-Presskonferenz.
"Viele haben Angst"
Um den Eltern zu erklären, wie sie ihre Kinder daheim zu versorgen haben, brauchen die wenigen Pflegekräfte nach Barbara Pucher, der stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden des Krankenhauses St. Josef in Braunau, viel Zeit. "Im Normalfall können sich die Kinder ja noch nicht selbst versorgen. Besonders oft müssen übrigens Mütter ihre Nachwuchs pflegen. Viele haben jedoch Angst, diesen zum Beispiel beim Verbandswechsel zu verletzen. Sie fragen daher oft beim Personal nach. Das kostet Zeit. Und der Zeitdruck frustriert die Mitartbeiter", sagt Pucher.
Tests und Schutzausrüstung
Als zusätzliche Belastung bezeichnet Pucher aktuell die ständigen Corona-Tests und das Tragen der Schutzausrüstung. Zudem können die Kinder in den Stationen durch die Maßnahmen traumatisiert werden. Das kann passieren, wenn etwa Pflegekraft und Mutter eine FFP2-Maske tragen. "Traumata entstehen zum Beispiel, wenn das Kind dann sieht, dass die beiden etwas an seinem Körper machen", sagt Pucher.
Hohe Ansteckungsgefahr
Viele Eltern bringen ihre Kinder aufgrund der Pandemie außerdem erst in einem späten Krankheitsstadium in die Klinik. "Viele glauben nämlich, dass sich sowohl ihre Kinder als auch sie selbst hier leicht mit dem Corona-Virus anstecken können", sagt Pucher. Fortgeschrittene Krankheitsverläufe benötigen allerdings mehr Pflegeaufwand. Zusätzlich zerre die Ungeduld und Hilflosigkeit mancher Eltern an den Nerven der Pflegekräfte.
Blick auf die Situation
Um die Situation für die Pflegekräfte zu verbessern, fordert Kalliauer die Landes- und Bundespolitik auf, einen genauen Blick auf die Situation zu werden. So muss unter anderem der derzeit gültige Pflegeschlüssel überarbeitet werden. Dieser stamme nämlich aus den 1990er-Jahren. "Schließlich braucht es verbindliche und transparente Personalberechnungsmodelle. Es muss mehr hochqualifiziertes Personal eingestellt werden. Nur so können aktuelle sowie künftige Anforderungen gemeistert werden", sagt Kalliauer.
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