Reisen statt Shopping
Wie sich Corona und Inflation auf den Urlaub auswirken
Während der Reiseboom anhält, entspannt sich die Kaufzurückhaltung im Einzelhandel nur langsam. Sind Urlaubsreisen den Österreicher:innen nach zwei Jahren Corona-Pandemie wichtiger geworden als Einkaufen? Die aktuelle IHaM-Analyse zeigt insbesondere in jungen Alterskohorten eine Verschiebung der Relevanz von Shopping hin zu Reisen.
LINZ/Ö. 32 Prozent mehr Urlaubsreisen als vor der Pandemie gab es im Sommer 2023. Auch heuer ist die Reiselust ungebrochen – das sagen zumindest die Daten des Instituts für Handel Absatz und Marketing (IHaM) an der Johannes Kepler Universität (JKU): 67 % der Österreicher:innen (16-74 Jahre) planen demnach im kommenden Sommer auf Urlaub zu fahren (2023: 65 %). Die durchschnittliche Reisedauer sei heuer mit elf Tagen einen Tag länger als im Vorjahr. In der Alterskohorte 16-24 Jahre wollen heuer im Sommer sogar 80 % verreisen.
„Wer weiß, wann die nächste Pandemie kommt?
Covid-19 wirkt in der Urlaubsplanung scheinbar noch nach. 36 % der Österreicher:innen reisen lieber jetzt – frei nach dem Motto: „Wer weiß wann die nächste Pandemie (mit Reisebeschränkungen) kommt?“. Auch von der Teuerungskrise lassen sich die Österreicher:innen in ihren Urlaubsplänen kaum bremsen. 58 % der Österreicher:innen (16-74 Jahre) sagen, dass Sie trotz hoher Inflation nicht auf einen Sommerurlaub verzichten wollen. Die Kaufzurückhaltung im Einzelhandel entspannt sich hingegen nur sehr langsam.
„Der Kampf ums Geldbörserl der Konsument:innen lautet im heurigen Sommer Einkaufen vs. Reisen. 44 % der Österreicher:innen geben heuer ihr Geld lieber für einen Sommerurlaub als für Einkäufe im Einzelhandel aus. 29 % sparen bei ihren Einkäufen, um im Sommer verreisen zu können. Fazit: Das Kaufverhalten wird immer hybrider und das zulasten des Einzelhandels“,
fasst Christoph Teller, Institutsvorstand des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) die aktuellen Studienergebnisse zusammen.
Knappes Drittels spart beim Einkaufen für Urlaub
Für 45 % der Österreicher:innen (16-74 Jahre) sind laut der IHaM-Analyse heuer Urlaubsreisen wichtiger als Einkaufen. 29 % der Österreicher:innen sparen bei Einkäufen im Einzelhandel, um sich eine Urlaubsreise im Sommer leisten zu können. Gespart wird vor allem bei Einkäufen von Einzelhandelswaren im Langfristbedarf (Möbel, Elektroartikel, etc.) aber auch im Mittelfristbedarf (Mode, Sport, etc.). 33 % der Österreicher:innen haben bereits während der Covid-19-Pandemie hohe Ausgaben im Einzelhandel (vor allem im Langfristsegment) getätigt und wollen heuer lieber verreisen. Während 50 % in der Alterskohorte 16-24 Jahre weniger beim Shopping ausgeben wollen, um auf Sommerurlaub fahren zu können, sind es in der Altersgruppe 65-74 Jahre „nur“ 14 %.
„Die Krisen der letzten Jahre haben tiefe Spuren im Konsument:innenverhalten hinterlassen. Während jedoch die Teuerungskrise zur Kaufzurückhaltung im Einzelhandel geführt hat, hat die Covid-19-Krise im Nachgang einen regelrechten Reiseboom angestoßen. Vor allem in jungen Alterskohorten verschiebt sich die Wichtigkeit von Shopping hin zu Reisen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Handelsdynamiken nicht nur isoliert, sondern auch in Zusammenhang mit anderen Branchen bzw. Wirtschaftssektoren betrachtet werden müssen – insbesondere mit dem Tourismus“,
erläutert Ernst Gitttenberger vom IHaM.
Eine Frage des Einkommens
Während 53 % der Österreicher:innen in Haushalten mit einem monatlichen Nettohaushaltseinkommen (HNE) bis 2.000 Euro pro Monat heuer im Sommer verreisen, sind es 82 % in Haushalten mit einem NHE von mehr als 5.000 Euro. Gerade Haushalte solch einem vergleichsweise hohen Einkommen verreisen lieber als einzukaufen (60 %). Auch tätigen diese Haushalte häufiger lieber Ausgaben für ihren Sommerurlaub als für Shopping (53 %). In Haushalten mit geringem Einkommen trifft dies auf 38 %. Erwartungsgemäß sparen Haushalte mit vergleichsweise geringeren Einkommen (33 %) häufiger bei ihren Einkäufen (um sich einen Sommerurlaub leisten zu können) als solche mit höheren Haushaltseinkommen (18 %).
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