„Gib ihnen Flügel und irgendwann kommen sie gerne zu dir zurück“
Wir besuchten Familie Strass in Piringsdorf und durften dabei einen Blick in ihre Familien-Welt werfen
Für diese Ausgabe haben wir eine Familie gesucht, die als Großfamilie zusammenlebt, und sind dabei im liebevoll hergerichteten Stadl der Familie Strass in Piringsdorf gelandet.
Familie im Mittelpunkt
Kornelia, Christian und ihre Kinder Katharina, Emauel und Emilio leben hier mit der Erni-Oma in einem gemütlichen Haus und einem fantastischen Garten. Kornelia ist diplomierte Krankenpflegerin und arbeitet in der mobilen Hauskrankenpflege, Christian ist selbstständig im Finanzservice.
„Familie war für uns immer ganz wichtig“, erzählt Kornelia gleich zu Beginn unseres Gespräches, „Ich bin lang zu Hause geblieben, als die Kinder klein waren, um sie gut zu versorgen. Auch jetzt arbeite ich nur 20 Stunden“
Treffpunkt Mittagessen
„Das gemeinsame Mittagessen war immer ein wichtiger Fixpunkt in unserem Familienleben. Die Kinder sagen heute „Das war immer so schön, dass du für uns gekocht hast und dass du daheim warst, wenn wir aus der Schule gekommen sind.“ Wenn ich mal keine Zeit habe, kocht die Oma.“
Für die Kinder war es in vielerlei Hinsicht ein großer Vorteil, dass die Eltern von Kornelia immer mit im Haus waren. Mit separatem Eingang, aber sie waren immer da. „So konnten auch wir mal gemeinsam fortgehen. Die Großeltern hier im Haus und am Strass-Weingut in Drassmarkt waren immer sehr wichtig für unsere Kinder“, meint Kornelia, „Von den Großeltern hier und in Drassmarkt haben sie auch Vieles gelernt.“
Mit Großeltern aufwachsen
Der Otto-Opa ist vor ein paar Jahren gestorben, aber die Erni-Oma lebt auch heute noch mit im Haus. Gerade der Jüngste, Emilio, hat eine ganz spezielle Verbindung mit seinen Großeltern. Von Opa hat er viel Handwerkliches gelernt, erzählt er: „Wir beiden haben immer zusammen geschraubt und gebastelt oder Kräuter gesammelt. Heute mache ich solche Sachen für die Oma.“ Und auch von der Oma hat er so einiges gelernt: kochen, nähen, seine Hühner versorgen. Sie waren sogar schon zu zweit auf Urlaub und am Wochenende übernachtet Emilio meistens bei der Oma.
„Wir haben zum Glück dieses Netzwerk der Großfamilien Strass und Renner“, sagt Papa Christian. Er selbst hat drei Geschwister, Kornelia zwei. „Wir sind von der Familie immer aufgefangen. Unsere Kinder haben dadurch viel Unterstützung und auch viel Kontakt zu ihren Cousinen und Cousins. Wir sind alle sehr verschieden. Jeder möchte er selbst sein, aber akzeptiert den Anderen in seiner Art. Und wir dürfen wir selbst sein in unserer Familie, genauso wie die Kinder im Storchennest immer sie selbst sein dürfen.“
Die drei Kinder
Die Kinder: Katharina – 20, Emanuel – 19 und Emilio - 13. Katharina wohnt und arbeitet nach Abschluss ihrer Ausbildung und einem Au Pair-Jahr in den USA heute in Wien. Emanuel besucht das Sportgymnasium in Oberschützen und wird dort nächstes Jahr maturieren. Emilio ist noch im „Storchennest“ – einer ganz besonderen Schule in Kaisersdorf, die auch seine beiden älteren Geschwister bis zum Ende der Pflichtschulzeit besucht haben. Im Storchennest ist fast alles anders als in einer „normalen“ Schule. Hier lernen die Kinder selbstbestimmt und aus eigenem Antrieb, ohne einen Lehrplan, den „man durchbringen“ muss oder einen fixen Stundenplan. Katharina meint heute zu ihrer Schulzeit dort: „Ich bin so dankbar, dass ich in diese Schule gehen durfte. Ich habe mich dort wirklich entfalten können und mir so viel für meinen weiteren Weg mitnehmen können.“ „Aus dieser Freude und Freiheit ist für die Kinder so viel Sicherheit in ihrem Leben geworden,“ ergänzt Kornelia. „Sie sind dadurch heute ausgegelichen und gefestigt.“
Eine ganz besondere Schule
Und Christian ergänzt schmunzelnd: „Es ist faszinierend, was ein Kind, das das Storchennest besucht hat, alles kann und weiß, ohne je „Schulunterricht“, wie er sonst stattfindet, gehabt zu haben. Wer das nicht erlebt hat, glaubt nicht, das das tatsächlich so funktioniert. “ Im Storchennest gab es auch keinen Stress beim Distance-Learning in der Lockdown-Zeit, da die Kinder dort sowieso immer selbstständig und aus eigener Motivation lernen.
Gut durch die Corona-Zeit
Während Corona hatte die Familie plötzlich noch viel mehr gemeinsame Zeit als sonst. Die Strass haben diese „geschenkte“ Zeit zum gemeinsamen Sport und ausgiebige Kartenspiel-Runden nach dem Mittagessen genutzt. Emilio hat sich viel mit seinen Hühnern beschäftigt, Kornelia und Christian an ihrem wunderschönen Garten getüftelt. Aber auch der ältere Sohn Emanuel, der das Sport-Gymnasium in Oberschützen besucht, fand das Distance-Leraning halb so schlimm. Eher eine gute Vorbereitung auf die Herausforderungen an der Uni. Länger schlafen war für ihn das Highlight dabei, aber am Schluss hat auch er sich dann doch wieder nach persönlichem Kontakt gesehnt. Und besonders das Fußballtraining hat ihm gefehlt.
Stattdessen fuhren Papa Christian und Emanuel im Frühjahr sogar mit dem Rad von Piringsdorf bis nach Salzburg, begleitet von Mama Kornelia im „Versorgungsfahrzeug“.
Wir sind ein Team mit offenen Türen
Die Strass bezeichnen sich selbst als „sehr lebhafte Familie“. Christian und Kornelia sind seit 22 Jahren verheiratet. „Für uns ist es das Besondere, dass wir immer mehr zusammengewachsen sind. Wir streiten auch um dies und das, wie in jeder Beziehung, aber wir hätten Vieles nicht erlebt, wenn wir nicht trotzdem immer gemeinsam weiter gegangen wären. Wenn der Zweite nicht da ist, fühlt man sich allein“, beschreibt Christian ihre Beziehung: „Ich möchte mit Konny einen Kaffee trinken, mit ihr im Garten arbeiten, gemeinsam radfahren gehen... wir sind ein Team, das hat uns gefestigt.“
Und das glaubt man ihnen ohne den geringsten Zweifel, wenn man sie so gemeinsam erlebt. „Wir haben ein offenes Haus für alle. Auch die Freunde unserer Kinder und unsere Freunde gehören bei uns zur Familie,“ sagt Kornelia. Und so sieht das auch Emanuels Freundin Lena:“ Hier waren vom ersten Tag an alle urlieb“, meint sie, „hier ist mein zweites Zuhause!“
Ein Platz zum Zurückkommen
Im Februar ist auch Katharina nach 13 Monten in den USA und vielen neuen Erfahrungen wieder zurück in Ihr Elternhaus gekommen, das für sie Geborgenheit bedeutet.
Und so geht Kornelias Motto offensichtlich auf:
„Gib deinen Kindern Flügel und irgendwann kommen sie gerne zu dir zurück.“
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