Gewalt
"Es ist notwendig, hinzusehen und etwas dagegen zu unternehmen"

Um Gewalt zu beenden, braucht es meist Unterstützung. Im Notfall kann man sich beim Frauennotruf Innergebirg unter 0664/5006868 melden. | Foto: Nadine Shaabana/Unsplash
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  • Um Gewalt zu beenden, braucht es meist Unterstützung. Im Notfall kann man sich beim Frauennotruf Innergebirg unter 0664/5006868 melden.
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Gewalt an Frauen steht in vielen Familien an der Tagesordnung. Ein Kreislauf, der durchbrochen werden kann.

PINZGAU: Die Kampagne "16 Tage gegen Gewalt an Frauen" findet heuer – wie bereits im vergangenen Jahr – während eines landesweiten Lockdowns statt. "Dadurch geraten die Aktionstage vielleicht in den Hintergrund", gibt Wolfgang Czerny von der Beratungsstelle "Männerwelten" im Pinzgau zu bedenken. Dabei ist das Thema aktueller denn je.

Fallzahlen steigen deutlich

Die Fallzahlen stiegen seit der Corona-Pandemie. "Im Jahr 2019 gab es laut der Statistik der Gewaltschutzzentren 555 Betretungsverbote in Salzburg. Im Jahr 2020 sind es 657,“ informiert Landtagsabgeordnete Barbara Thöny. Für den Pinzgau bedeutet das: Pro 10.000 Einwohner wurden vergangenes Jahr 11,2 Betretungsverbote ausgesprochen.

Mehr Gewalt durch Belastungen

Der Lockdown per se sei kein Grund für Gewalt. "Männer, die vor dem Lockdown nicht zugeschlagen haben, tun es wahrscheinlich auch jetzt nicht", sagt Christina Riezler vom Gewaltschutzzentrum. Er könne aber Auslöser für Gewalt sein, wenn jemand generell dazu neigt.

Christina Riezler vom Gewaltschutzzentrum Salzburg sagt: "Männer, die vor dem Lockdown nicht zugeschlagen haben, tun es wahrscheinlich auch jetzt nicht." | Foto: RegionalMedien Salzburg
  • Christina Riezler vom Gewaltschutzzentrum Salzburg sagt: "Männer, die vor dem Lockdown nicht zugeschlagen haben, tun es wahrscheinlich auch jetzt nicht."
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"Es ist leider so, dass die Belastungen und Unsicherheiten, denen wir alle durch Corona jetzt ausgesetzt sind, oft auch zu einem Anstieg von familiärer Gewalt gegen Frauen und Kinder führen", sagt Katrin Gimpl vom Frauenhaus im Pinzgau.

Das unterstreicht auch Wolfgang Czerny: "Gerade der zweite Lockdown hatte einen sprunghaften Anstieg von Betretungsverboten und Wegweisungen im Bezirk zur Folge. Wir Männerberater von Männerwelten Pinzgau appellieren daher eindringlich an alle um erhöhte Achtsamkeit – zum Schutz der Frauen und Kinder."

Gewalt ist oft unsichtbar

"Uns ist es auch sehr wichtig zu betonen, dass sich Frauen nicht nur melden können, wenn sie geschlagen werden", betont Katrin Gruber vom Frauenhaus im Pinzgau. "Wer ein ungutes Gefühl hat, sich nicht sicher ist, ob das, was man erfährt, schon Gewalt ist, kann sich jederzeit an uns wenden. Hierzu zählt auch die psychische Gewalt, die oft übersehen wird."

Im Frauenhaus finden Frauen und ihre Kinder eine geschützte Unterkunft. Zudem bietet das Team auch ambulante Betreuung und Beratung an – für alle, die keinen geschützten Platz, aber trotzdem Hilfe brauchen. "Wir beraten Frauen juristisch und psychosozial, ohne sie zu bevormunden", erklärt Katrin Gruber. "Wir unterstützen sie einfach dabei, ein gewaltfreies und selbstbestimmtes Leben zu führen."

16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen: Im Frauenhaus Pinzgau finden Betroffene Hilfe und Unterstützung. Gewaltausübende Männer können sich an die Männerwelten Pinzgau wenden. | Foto: Priscilla Du Preez/Unsplash (Symbolfoto)
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Nicht wegschauen, handeln

"Sollten Sie oder jemand in Ihrem Umfeld von Gewalt betroffen sein, wenden Sie sich bitte an uns oder an eine andere Frauenberatungsstelle. Die angebotene Beratung und Betreuung sind streng vertraulich und anonym", appellieren Katrin Gruber und Kathrin Gimpl.

"Viele Menschen glauben nach wie vor, dass einmalige Gewalttaten die Regel sind und 'einem die Hand schon Mal auskommen darf'", gibt Wolfgang Czerny zu bedenken und macht klar: "Das ist eine Verharmlosung – Gewalt ist immer verboten." Zudem wiederholt sich Gewalt, wird oft massiver. "Wenige Gewalttäter können von sich aus aufhören. Daher ist es notwendig, hinzusehen und dagegen vorzugehen." Hier kann – und soll – man auch als Beobachter einschreiten. Denn wer wegschaut, stimmt zu.

Prävention bereits für Kinder

Laut Barbara Thöny ist im Kampf gegen Gewalt auch mehr Aufklärung und Beratung unumgänglich. Zusätzlich zu den bestehenden Angeboten braucht es einen Ausbau der Frauenhäuser, Beratungsstellen für Männer und Frauen, Gewaltschutzzentren und Schulungen für alle, die in diesen Bereichen arbeiten, sagt sie.

Auch mehr Personal in diesen Unterstützungsbereichen werde benötigt. Zudem sollen Kinder bereits ab dem Kindergarten lernen, wie man ohne Fäuste kommunizieren kann, was Zivilcourage ist, wo man im Ernstfall hingehen kann, wenn Hilfe benötigt wird. "Es muss sich auch gesellschaftlich etwas ändern", so Barbara Thöny.

Gewalt spielt sich oft Zuhause und daher im Verborgenen ab. Hilfe für von Gewalt Betroffene (Opfer und Täter) gibt es im Pinzgau bei mehreren Einrichtungen. | Foto: Ben Blennerhassett/Unsplash
  • Gewalt spielt sich oft Zuhause und daher im Verborgenen ab. Hilfe für von Gewalt Betroffene (Opfer und Täter) gibt es im Pinzgau bei mehreren Einrichtungen.
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Kontakt: Hier gibts Hilfe

Kommt es zu psychischer oder physischer Gewalt, erhalten Betroffene Hilfe unter folgenden Telefonnummern:

Könntest du Frauen unterstützen, die von Gewalt betroffen sind?
Pinzgauer Krankenhäuser in orangem Licht
16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen

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