Mobbing im Internet
Hass im Netz – Anonymität senkt die Hemmschwelle
Beleidigungen und Beschimpfungen auf Social Media sind wahrlich keine Seltenheit. Die Leiterin vom Rieder Jugendservice verrät, was Betroffene dagegen unternehmen können.
RIED. Das Zauberwort lautet: Medienkompetenz. Diese ist laut Christine Wagneder, der Leiterin des Jugendservice in Ried, das Um und Auf, damit Kinder und Jugendliche mit dem Internet verantwortungsvoll und sicher umgehen können – sie sei maßgebend für ein respektvolles Miteinander im Netz. Für einen besseren zwischenmenschlichen Umgang auf Social Media empfiehlt die Expertin, sich an sieben Regeln zu halten:
- keine fremden Fotos ohne Einverständnis nutzen oder weiterleiten
- keinen Streit online austragen, lieber mündlich als schriftlich klären
- nichts Persönliches oder Intimes über andere schreiben
- nicht ungeduldig werden, wenn jemand nicht sofort antwortet
- auf Beleidigungen anderer nicht ebenso beleidigend antworten, sondern sachlich bleiben
- mit andern Internetnutzern so umgehen, wie man selbst gerne behandelt werden möchte
- erst lesen, dann denken, dann posten
Was tun als Betroffener?
"Von Hass im Netz Betroffene benötigen in dieser Situation Unterstützung, denn wird kein Widerspruch auf Hasskommentare geleistet, so lernen Kinder und Jugendliche, dass solche Beschimpfungen normal sind und verfallen im schlimmsten Fall selbst in ein solches Verhalten", erklärt Wagneder.
Damit so etwas nicht passiert, gibt es mehrere Optionen: Mit Fakten auf das Hass-Posting reagieren, die Aufmerksamkeit auf andere Themen lenken, die Situation auflockern oder Likes an jene geben, die bereits gegen einen Hasskommentar gekontert haben. Diese Tipps können gegen Hass im Netz auch helfen:
- Die Person, die Hasspostings einsetzt, sperren.
- Hasspostings beim Betreiber der Seite melden. Die Vorgangsweise dafür findest du unter saferinternet.at/leitfaden
- Mitteilen, dass man mit den Hasspostings nicht einverstanden ist. Auch wenn man damit die Erstellerin oder den Ersteller nicht überzeugt – vielleicht aber die Mitlesenden. Wichtig: Sachlich bleiben.
- Hetze, Beleidigungen und Beschimpfungen sind auch online strafbar. Man kann solche Beiträge bei jeder Polizeidienststelle anzeigen. Man muss jedoch Beweise zum Beispiel durch Screenshots sichern.
- Gegenrede: Hier findest du, wie sie funktioniert.
- Unterstützung holen: Beim Jugendservice (geht auch anonym via Onlineberatung), Rat auf Draht, #GegenHassimNetz, Hilfe bei Menschen suchen, denen man vertraut.
Keine Hemmschwelle
Anonymität gibt manchen Menschen das Gefühl, Hass im Netz verbreiten zu können. "Um jemanden face to face zu beleidigen, muss eine Hemmschwelle durchbrochen werden, die im Netz wegfällt", weiß Wagneder.
"In Zeiten, wo viele Menschen sehr belastet sind, äußern sie ihre Wut und Verzweiflung an der Situation, indem sie anderen die Schuld dafür geben und häufig passiert das online. Täter und Täterinnen fühlen sich im Netz anonym und es wird mit Hilfe von ein paar Klicks ein großes Publikum erreicht".
Der Aufwand für die Veröffentlichung von Postings und Kommentaren ist zudem sehr gering. Wenn man mitbekommt, dass jemand im Internet Hass erfährt, so ist es wichtig, ihr oder ihm zu zeigen: Es ist nicht okay, was da gerade vor sich geht. Denn das "Recht auf Meinungsfreiheit" ist noch lange keines auf Narrenfreiheit – so ist Hass im Netz strafbar, wenn zum Beispiel jemand beleidigt, verleumdet oder bedroht wird. Solche Verstöße können sowohl eine Geldstrafe als auch eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen.
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