Hannes Brugger
Die Volkskultur ist seine Leidenschaft
Der Gnigler Hannes Brugger ist neuer Obmann der Salzburger Heimatvereine. Über seine Ziele und die aktuellen Herausforderungen für Vereine spricht er im Interview.
SALZBURG. Vielen Salzburgern war der Gnigler Hannes Brugger bisher vor allem als Tapezierermeister im eigenen Familienbetrieb und als Obmann der Altgnigler Krampusse und Perchten bekannt – seit Kurzem hat der 36-Jährige zudem die Funktion als Obmann der Salzburger Heimatvereine inne. Welche Schwerpunkte er setzen möchte und wie sehr das Vereinsleben unter der Corona-Pandemie leidet, erzählt Hannes Brugger im Interview.
Herr Brugger, Sie haben in einer Zeit, in der das Vereinsleben gar nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden kann, die Funktion übernommen. Wie beschreiben Sie die Stimmung bei den Vereinen?
Hannes Brugger: Teilweise resignierend. Wenn ich an Trachtenvereine mit Tanz-Aktivitäten denke, da stellen sich viele die Frage, wie lange man die Aktivitäten noch aussetzen kann, ohne dass sich das Vereinsleben mehr oder weniger auflöst. Es gehen da ja auch die sozialen Kontakte verloren. Gerade das Miteinander, für das die Heimatvereine stehen, kann nicht ausgelebt werden.
Sind dadurch auch neue, kreative Ideen bei den Vereinen entstanden?
Hannes Brugger: Auf jeden Fall. Etwa bei den Schnalzern: statt mit allen Vereinsmitgliedern wird nur mehr mit der eigenen Familie auf einer Wiese geschnalzt. Das ist auch ein Zeichen an die Bevölkerung: Schaut her, wir geben nicht auf, wir halten unsere Tradition aufrecht. Aber man muss klar sagen, dass bei vielen eine große Unsicherheit herrscht. Wir als Landesverband versuchen, alle möglichen rechtlichen Bedingungen auszuloten, damit in den Vereinsalltag bald ein Stück Normalität einkehren kann. Wir hoffen, dass Proben zumindest in kleinem Rahmen möglich werden.
Was sind Ihre zentralen Aufgaben als Landesobmann?
Hannes Brugger: Das Gebiet ist sehr umfangreich. Wichtig ist, viele Bräuche unter einen Hut zu bringen und den Mitgliedervereinen ein gutes Service für ihre Anliegen zu bieten, etwa bei Fragen rund um das Vereinsrecht. Mein Ziel ist auch, mit unserem Fortbildungsprogramm verstärkt in die Gaue zu gehen, damit die Menschen keine langen Anfahrtswege in die Stadt haben.
Gibt es einen Schwerpunkt, den Sie in Ihrer Funktionsperiode setzen wollen?
Hannes Brugger: Ich möchte vor allem die Kinder und Jugendlichen für die Volkskultur begeistern. Das war mir schon bei den Altgnigler Krampussen wichtig. Ich möchte eng mit den Volksschulen zusammenarbeiten, sodass die Kinder spielerisch an das Thema herangeführt werden. Konkret gibt es die Idee, einen Zeichenwettbewerb zu veranstalten, bei dem die Kinder einen typischen Brauch aus ihrem Bezirk zeichnen, etwa den Georgi-Ritt auf die Festung Hohensalzburg. Am Ende soll ein Malbuch mit besonders schönen Zeichnungen entstehen. Diesbezüglich gab es auch schon gute Gespräche mit der Politik.
In ländlichen Regionen scheint das Vereinsleben deutlich stärker verankert zu sein als im urbanen Raum. Wie kann man das Vereinsleben auch im städtischen Bereich intensivieren?
Hannes Brugger: Der Unterschied ist schon sehr deutlich. In der Stadt gibt es einfach so ein breites Freizeitangebot. Zudem kennen sich die Menschen in einer kleinen Gemeinde untereinander, da findet man einen leichteren Zugang in die Vereine. Dabei gibt es auch in der Stadt so ein breites Angebot. Ich möchte hier verstärkt über die Schulen gehen, man muss aktiv auf die Menschen zugehen, ohne anbiedernd zu sein. Dazu braucht es Menschen, die selbst mit großer Leidenschaft in einem Verein sind und andere dadurch begeistern können. In Stadtteilen, die auch noch einen dörflichen Charakter haben, ist das etwas einfacher, etwa Gnigl, Liefering, Maxglan oder auch Aigen. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl und das Generationenübergreifende in einem Verein sind etwas sehr Schönes.
Einen aktuellen Kommentar dazu könnt ihr hier lesen
Einen weiteren Bericht über Hannes Brugger und seine Altgnigler Krampusse und Perchten könnt ihr hier lesen
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