Psychologie / Psychotherapie
Was sind Persönlichkeitsstörungen?

Persönlichkeitsstörungen zählen zu den schwereren Formen von psychischen Erkrankungen.

Sie entwickeln sich meist in der frühesten Kindheit, weswegen sie zu den Frühstörungen zählen. Die Betroffenen leiden unter einem instabilen Selbstbild und haben immer wieder Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen, etwa in Partnerschaften oder im Familienleben. Oft ist ihnen aber ihre Störung gar nicht bewusst.

Es gibt folgende Arten von Persönlichkeitsstörungen, die wiederum in die Cluster A, B und C unterteilt werden:

Cluster A:

Hier finden sich vor allem sonderbare und exzentrische Charakterzüge. Dieses Cluster umfasst folgende Persönlichkeitsstörungen, von denen jede spezifische Unterscheidungsmerkmale aufweist

  • Paranoider Typus: Dieser ist argwöhnisch und misstrauisch, er verdächtigt jeden Menschen, ihm Böses zu wollen.
  • Schizoider Typus: Er zeigt kein Interesse an anderen Personen.
  • Schizotypischer Typus: Er verhält sich eigenartig, sonderbar oder hat exzentrische Ideen.

Cluster B:

Hier finden wir dramatische, emotionale oder launische Charakterzüge.

  • Antisozialer Typus: Dieser kann seine Verantwortung für das gesellschaftliche Zusammenleben nicht wahrnehmen. Er kümmert sich nicht um seine Mitmenschen, täuscht und manipuliert andere, um eigene Vorteile daraus zu ziehen. Hier finden wir oft auch Verbrecher und Menschen, die sexuelle, körperliche und schwere psychische Gewalttaten begehen.
  • Borderline-Typus: Typisch sind innere Leere, große Verlustangst davor, in Beziehungen verlassen zu werden, instabile Beziehungen, Probleme, Gefühle zu kontrollieren und impulsives, selbstschädigendes bis hin zu selbstverletzendes Verhalten (etwa Selbstverletzungen, Schneiden, Ritzen, Bulimie).
  • Histrionischer Typus: Personen, die davon betroffen sind, heischen permanent nach Aufmerksamkeit und verhalten sich dramatisch, unecht, affektiert und sexualisiert.
  • Narzisstischer Typus: Dieser strebt nach Bewunderung und Grandiosität. Im fehlen meist Empathie, Mitgefühl und Verständnis für andere. Auch neigt er zum Größenwahn und zu einem überzogenen Selbstwertgefühl. Er ist extrem leicht kränkbar und wertet dann andere massiv ab. Typisch für den Narzissmus ist das falsche Selbst. Ein Selbst ist nicht vorhanden, und so muss die narzisstische Person dieses kompensieren, etwa durch äußere Objekte (Leistung, Arbeit, Prestige, sexuelle Eroberungen, Sexualpartner*innen) und erschafft sich ein künstliches Selbst. Diese künstliche fassadenhafte Selbst ist jedoch instabil und fragil, weil es ständig auf Bestätigung durch andere angewiesen ist. Darum suizidieren sich auch narzisstische Menschen überdurchschnittlich häufig, wenn die äußeren Gratifikationen und Kompensationen wegbrechen.

Cluster C:

In diesem Cluster befinden sich ängstliche Charaktere.

  • Ängstlich-vermeidender Typus: Dieser vermeidet zwischenmenschliche Kontakte, weil er so starke Angst davor hat, von anderen abgelehnt oder zurückgewiesen zu werden.
  • Abhängiger Typus: Er macht sich ganz klein, unterwirft sich anderen und verhält sich abhängig, weil er von anderen umsorgt werden möchte.
  • Zwanghafter Typus: Er strebt zu Perfektionismus, Ordnung, Steifheit, Engstirnigkeit und Halsstarrigkeit.

Persönlichkeitsstörungen gehen meist mit problematischen Bindungsstilen einher oder entwickeln sich, weil Menschen in ihrer Kindheit keine sicheren Bindungen erfahren haben. In diesem Kurzfilm wird gezeigt, wie sich unsichere Bindungsstile bzw. Beziehungs- und Persönlichkeitsstörungen entwickeln.

Copingreaktionen - der Schmerz wird aus Selbstschutz abgespalten

Die psychischen Schmerzen werden in den verschiedenen Persönlichkeitsstörungen als unerträglich erlebt. Um diesen Schmerz nicht fühlen zu müssen, entwickeln die Betroffenen Copingreaktionen, welche vorübergehend Entlastung und Erleichterung verschaffen. So fühlt es sich kurzfristig leichter an, wenn ich meinen seelischen Schmerz abspalte und abschalte (Copingreaktion der Spaltung). Spaltung ist ganz typisch für Persönlichkeitsstörungen. Hier wird das Persönliche vom eigenen Erleben und den authentischen Emotionen abgespalten.
Im Laufe der Zeit fixieren sich jedoch diese Copingreaktionen. Die Betroffenen reagieren auch bei nichtigen Anlässen übertrieben, rigide, starr und stereotyp mit den jeweiligen Copingreaktionen. Die Copingreaktionen verselbständigen sich und das authentische Selbst verschwindet hinter ihnen.
Zudem führen die fixierten Copingreaktionen zu Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur. Die Betroffenen erleben ihr Verhalten als richtig und angemessen. Sie können sich nicht von ihren schädigenden, verletzenden und unangemessenen Verhaltensweisen distanzieren.

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist in unserer Leistungskultur weit verbreitet. Erfahren Sie in diesem Animationsfilm mehr über Narzissmus und wie narzisstische Persönlichkeiten in Partnerschaften agieren. Menschen mit ausgeprägtem Narzissmus begeben sich allerdings nur selten in Psychotherapie, weil sie dies als eine schwere Kränkung erleben.

Ein Beispiel für Fixierung und Spaltung

Ein Beispiel: Herr Z. leidet unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Nichtige Anlässe können ihn massiv kränken. Wenn er etwa beim Bäcker zu lange in der Warteschlange stehen muss, dann kränkt ihn dies massiv. Herr Z. wird mitunter ausfällig, schnauzt die Verkäuferin und andere Kundinnen empört und hasserfüllt an und wird rüde. Er selbst ist völlig überzeugt, dass dieses Verhalten angemessen sei. Er versteht nicht, warum sich andere Menschen empören, wenn er seiner Wut Luft verschafft. Auch versteht er nicht, warum sich privat immer wieder Menschen von ihm zurückziehen, wenn sie ihn näher kennenlernen. "Die spinnen doch alle, diese oberflächlichen Menschen", denkt sich Herr Z.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Salzburg / Hamburg
(Existenzanalyse)

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