Aktuelle Stunde
Das braucht qualitätsvolle Kinderbildung in Salzburg
Braucht es wirklich mehr Männer in der Elementarpädagogik? Sollen Mütter ohne Ausbildung in Kindergärten arbeiten können? Ist eine Matura nötig, um Kinder zu bilden und betreuen? Tut man den Familien Gutes mit einem Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung? Diese Fragen beschäftigten den Salzburger Landtag am Mittwoch.
SALZBURG. Die Herausforderungen in der Elementarpädagogik sind groß: Der Bedarf an Kleinkindgruppen- und Kindergartenplätzen steigt stetig. Die Gruppengrößen werden ob der Qualitätssicherung der Kinderbildung verkleinert. Die Öffnungszeiten sollen erweitert werden und die Ferienzeit verkürzt. Dadurch steigt der Bedarf an Elementarpädagoginnen und -pädagogen weiter an, diese aber fehlen.
Aktuelle Stunde und Dringlicher Antrag
In der aktuellen Stunde sowie in einem dringlichen Antrag der SPÖ beschäftigte sich der Salzburger Landtag heute mit der Frage, wie qualitätsvolle Kinderbildung in Salzburg sichergestellt werden kann.
Rein statistisch gesehen schneidet Salzburg bei der Kinderbetreuung wie folgt ab:
- Aktuell sind 32.649 Kinder unter 15 Jahren in Betreuung, das sind mehr als 8.000 zusätzliche Plätze als vor zehn Jahren.
- Der Betreuungsschlüssel in den institutionellen Einrichtungen wurde auf sieben Kinder pro Fachkraft verändert. (Österreichschnitt liegt bei zehn Kindern pro Fachkraft)
- Bei den unter-dreijährigen Kindern in Kleinkindgruppen und alterserweiterten Gruppen werden mit 4.723 aktuell um 185 Kinder mehr als im Vorjahr betreut.
- Damit werden in Salzburg knapp 41 Prozent der Ein- bis Dreijährigen betreu.
- Die Betreuungsquote bei den Drei- bis Sechsjährigen liegt bei 94 Prozent.
- Seit Jahresbeginn braucht es gesetzlich ab dem 21. Kind in der Gruppe eine zweite Betreuungsperson.
- Umgelegt auf Vollzeitkräfte gibt es aktuell 2.723 Ganztagesstellen in der Salzburger Elementarpädagogik. Vor zehn Jahren waren es 1.765 Ganztagesstellen.
Das Bemühen um die Verbesserung der Situation in der Kinderbildung- und Kinderbetreuung spreche man der zuständigen Landesrätin Andrea Klambauer (Neos) nicht ab, sagte Karin Dollinger, SPÖ-Familiensprecherin, am Mittwoch im Landtag. Aber dennoch gäbe es noch viel zu tun.
Die SPÖ fordert im Dringlichen Antrag unter anderem:
- einen besseren Betreuungsschlüssel (also weniger Kinder pro Pädagogin) mit einer schrittweisen Umsetzung, um das auch für die Arbeitgeber machbar zu machen;
- mehr Vorbereitungs- und Besprechungszeit für die Elementarpädagoginnen;
- mehr Sonderkindergartenpädagoginnen;
- bessere Bezahlung;
– die meisten dieser Forderungen kommen auch von der Berufsgruppe selbst. >>HIER<< liest du mehr.
SPÖ will Ausbildung ohne Matura
Einen besonderen Fokus legte die SPÖ auf die Personalgewinnung. Geht es nach den Sozialdemokraten, soll es für Personen ohne Matura einen erleichterten Zugang zur Elementarpädagogik-Ausbildung geben. Diesen Weg will Landesrätin Andrea Klambauer nicht gehen: "Das gibt es österriechweit nicht und soll auch in Salzburg nicht verändert werden", sagt die Landesrätin. Wohl habe man aber mit dem BFI einen Kompaktlehrgang initiiert, zur Erlangung der Studienberechtigung, um das Kolleg absolvieren zu können.
Ginge es nach der FPÖ solle man auch interessierten Mütter die Möglichkeit zu einer entsprechenden Ausbildung in der Elementarpädagogik geben. "Man muss nicht immer alles akademisieren", sagt FPÖ-Landesparteiobfrau Marlene Svazek.
Männer in die Kindergärten
In der Aktuellen Stunde sprach sich Simon Heilig-Hofbauer, Landesgeschäftsführer der Salzburger Grünen, für mehr männliche Pädagogen aus. "97,6 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Das Potential liegt also bei den Männern", so Heilig-Hofbauer. "Gegen die Biologie kommt man aber augenscheinlich auch politisch nicht an", äußerte sich dazu Marlene Svazek (FPÖ).
Druckmittel der Wirtschaft auf die Mütter
Generell bricht die Freiheitliche Landes-Chefin eine Lanze für die Betreuung innerhalb der Familie: "In vielen Salzburger Gemeinden ist der Familienverband noch Realität. Da braucht man die institutionalisierte Betreuung noch nicht so früh. Außerdem wollen viele Frauen – zumindest in den ersten Jahren – ihre Kinder auch gerne selber betreuen", so Svazek. Wer einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung fordere, der müsse das daraus resultierende Druckmittel der Arbeitgeber/der Wirtschaft auf die Mütter mitbedenken.
"Angebot schafft Nachfrage"
Die Salzburger Grünen sehen die Schaffung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Kinderbetreuung als dringend notwendig: "49 Prozent der Frauen sind Teilzeitbeschäftigt. Sie sind es, die später von Altersarmut betroffen sein könnten. Wenn man ein gutes Angebot schafft, wird es angenommen werden. Der Ausbau der Betreuungszeit ist wichtig", sagt die Grüne Klubobfrau Kimbie Humer-Vogl.
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