Süchtig nach Internet und Social Media
BEZIRK (ebd). Für viele Menschen ist das Internet unabdingbar. Einen Tag nicht online oder immer und überall erreichbar sein – undenkbar: 200 WhatsApp Nachrichten, mindestens 50 Facebook Postings, zahlreiche E-Mails täglich sowie sofort die neuesten Foto auf Instagram, das ist für viele Internet-User Pflicht. „Ständig, überall erreichbar und online zu sein trägt dazu bei, dass die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt immer mehr verschwimmen“, erklärt der Schärdinger Psychologe Thomas Ortner und rät zu bewussten medienfreien Auszeiten.
Laut Schätzungen gelten in Österreich aktuell rund 50.000 Menschen als internetabhängig. Besonders gefährdet sind vor allem Personen ohne Beschäftigung sowie Alleinstehende, die kontaktscheu sind und dies über die virtuelle Welt ausgleichen wollen. Die faszinierende Möglichkeit, seine Gedanken im Internet vielen Leuten zu präsentieren, erscheint verlockend. Die Nutzung des PCs dauert immer länger und erfolgt öfter als beabsichtigt. Einige Menschen scheinen so sehr vom Internet angezogen zu werden, dass sie ihr Leben nur noch danach ausrichten. Diese exzessive Form der Nutzung bringt jedoch erhebliche negative Konsequenzen mit sich. Auch wenn Internetsucht keine „stoffgebundene“ Sucht, wie Alkohol- oder Nikotinsucht ist, zeigen sich ähnliche Symptome. Wichtige Anzeichen sind: der Abhängige verlagert sein Leben immer mehr in die virtuelle Welt und verliert die Kontrolle darüber, wie viel Zeit er täglich online verbringt. Soziale Kontakte werden dabei immer unwichtiger. Daneben treten klassische Entzugserscheinungen (Reizbarkeit, Missstimmung, Panik oder Angst) auf, wenn die Person nicht ins Internet kann.
Psychische und soziale Risiken
Hinzu kommen weitere psychologische und soziale Risiken im übermäßigen Umgang mit den sozialen Netzwerken. So leiden beispielsweise viele Social Media User schnell unter depressiven Verstimmungen, wenn ihre Beiträge und Statusmeldungen von anderen Usern nicht mit „gefällt mir“ versehen und positiv kommentiert werden. Auch die Gefahr eines Burnouts ist gegeben, da es zeitlich immer schwieriger wird, die verschiedenen Social Media Identitäten mit dem realen Leben zu vereinbaren.
Bewusste Auszeiten gönnen
„Eine völlige Internet-Abstinenz ist kaum umsetzbar, da E-Mail, Facebook und Co vielfach zum (beruflichen) Alltag gehören. Jedoch könnte ein kontrollierter Umgang mit dem Internet ein Therapieziel sein. Medienfreie Zeiten, wie etwa bei gemeinsamen Mahlzeiten mit der Familie oder offline sein am Wochenende bzw. im Urlaub, sind dabei die ersten Schritte. Sport oder ein Hobby, das Spaß macht, Entspannungsübungen oder ausgedehnte Spaziergänge in der Natur sind weitere Möglichkeiten Stress abzubauen“, erklärt der Experte. Wichtig ist zu betonen, dass Internetsucht jeden treffen kann, unabhängig von Geschlecht, Alter, beruflicher, sozialer oder gesellschaftlicher Stellung.
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