Protest gegen S34
"Bauern werden enteignet!" - mit Video
Bei 34 Grad protestierten in St. Georgen am Steinfelde hunderte Menschen gegen die geplante Traisental-Schnellstraße S34.
ST. PÖLTEN. In den Feldern rund um St. Georgen am Steinfelde lag brütende Hitze, als sich dort hunderte St. Pöltnerinnen und St. Pöltner zum gemeinsamen Protest gegen die Versiegelung ihres Ortsrands durch die Traisental-Schnellstraße S34 einfanden. Bereits Tage vorher wurde der Schriftzug "STOPP S34!", der aus einer Menschenkette gebildet werden sollte, mittels Markierungen vorbereitet.
Am Sonntag, 20. Juni, war es dann um 16 Uhr soweit: "Bitte alle auf ihre Plätze, die Drohne ist startbereit!", rief Romana Drexler, Organisatorin des Protests gegen die S34, durchs Megaphon - und rund 300 Demonstranten gingen entschlossen in den Acker, der von einem Bauern, der Mitglied der Protestorganisation ist, eigens bereitgestellt worden war.
Bauern fürchten Enteignung
"Keiner von uns will seine Felder für den Bau der S34 opfern. Wir werden alle enteignet", erklärt ein anderer Bauer, der wie alle anderen Teilnehmer am Protest ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck "Stopp S34!" trägt. "Gerade in der Coronakrise ist unser Boden die Lebensversicherung unserer Bevölkerung, denn wo wird unsere Nahrung sonst angebaut? Alle reden immer von regionalem und saisonalem Anbau - und dann werden unsere Felder zubetoniert. Da braucht man nicht mit dem Finger auf die Länder zeigen, die den Regenwald abholzen!"
Im Hintergrund des Protests liegt Alt-Hart und das Gestüt Harthof der Familie Kern, wo sich Pferdeliebhaber aus ganz Niederösterreich treffen. "Bereits 2024 könnte es eingegrenzt zwischen einer Schnellstraße, einem Zubringer und einer Bundesstraße sein", erklärt Romana Drexler. "Ein Stück Paradies und Naherholungsgebiet für Tier und Mensch würde für immer vernichtet werden."
"Die Wiesen und Felder rund um St. Georgen am Steinfelde sind eine wunderbare ruhige Grünidylle, die von vielen Familien mit Kindern regelmäßig zur Erholung aufgesucht wird", sagt eine Frau, die ihre beiden Kinder zum Protest mitgebracht hat, "wenn dort eine vierspurige Schnellstraße über den Hügel runterkommt, ist es mit der Idylle vorbei."
Mehr Straßen, weniger Verkehr?
Die Befürworter erklären, dass die S34 den Verkehr auf der Mariazeller Straße S20 entlasten soll. Insbesondere LKW sollen die neue Schnellstraße von St. Pölten in Richtung Wilhelmsburg benutzen. "Keine Straße auf der ganzen Welt hat jemals eine Reduktion des Verkehrs gebracht", sagt Romana Drexler, "im Gegenteil: Neue Straßen ziehen neuen Verkehr an. So wird es auch bei der S34 sein."
Die Initiatorin von Stopp S 34 ist zufrieden mit dem Protesttag: "Ich bin sehr glücklich, dass so viele Menschen hier waren, um ihren Widerstand gegen den geplanten Bau der S 34 und diesen Eingriff in weitestgehend unbebauten Natur- und Kulturraum laut und deutlich zum Ausdruck zu bringen", so Romana Drexler. "Und das trotz der großen Hitze und am Wochenende, dafür bin ich unendlich dankbar. Das Projekt S 34 ist nicht nur eine Katastrophe für die landwirtschaftliche Nutzung der Region, sondern hat auch für die lokale Artenvielfalt massive negative Auswirkungen.“
Am Donnerstag, 24. Juni, lädt Michaela Prochaska von "STOPP S34!" zur "Pressekonferenz der Menschen und Tiere" mit Bernd Lötsch (ehemaliger Direktor des Naturhistorischen Museums, „Ökologisches Gewissen Österreichs“) und Maria Schachinger (Bodenschutzsprecherin des WWF Österreich) ein: Start ist um 13.30 Uhr im Garten des Gasthaus Böck "Zum roten Hahn", in der Teufelhoferstraße 26 in 3100 St. Pölten.
Was?
Pressekonferenz der Menschen und Tiere
Wann?
Donnerstag, 24. Juni, 13.30 Uhr
Wo?
Gasthaus Böck „Zum roten Hahn“
3100 St. Pölten, Teufelhoferstraße 26
Protest vor dem Gemeinderat
Am 28. Juni wird der Initiativantrag Stopp S 34 im Gemeinderat von St. Pölten behandelt. Ein Antrag, der in drei Tagen von 2.500 Bürgern unterstützt wurde: "Die ökologischen Folgen der Versiegelung sind dramatisch und klimatologisch verheerend“, so Drexler. „Einerseits wird die Hitzeregulation des Bodens, andererseits die Wasserversickerung dauerhaft gestört und beeinträchtigt massiv die Bodenfruchtbarkeit.“
Die Gegner der S 34 erklären, dass es sich um ein umweltpolitisches Fiasko handle: "Die S34 wird Mehrkosten verursachen, die weit über die ursprünglich veranschlagten 208 Millionen Euro hinausreichen. Millionen, die man stattdessen klimagerecht und zukunftsorientiert in ein nachhaltiges öffentliches Verkehrssystem und Radwegenetz investieren sollte!"
Wie der Protest mit dem "menschlichen" Schriftzug in St Georgen vorbereitet wurde, ist im Making-of-Video zu sehen:
Die Initiative "STOPP S34!" möchte vor der St. Pöltner Gemeinderatssitzung am 28. Juni erneut gegen den Bau der S34 demonstrieren: "Die Gemeinderatssitzung kann jederzeit betreten und verlassen werden. Um 18 Uhr wird unser Thema, der 37. Tagesordnungspunkt, an der Reihe sein", ist zu hören, "Bitte gerne wieder eure Stopp-S34-Shirts anziehen! Der Gemeinderat von St. Pölten tagt im VAZ in der Kelsengasse 9."
Wer die Bürgerinitiative "Stopp S34" finanziell unterstützen will (das Geld wird unter anderem für Protestveranstaltungen, Protesttouren mit Traktoren, Plakate, Buttons, Info-Flyer und Unterschriftenlisten verwendet), kann das mit einer Spende an die "Verkehrswende" tun, wo "Stopp S34" eine eigene Kostenstelle hat:
Kontinhaber: Verkehrswende.at
IBAN: AT72 2011 1841 4620 4500
Verwendungszweck: Stopp S34
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