Peter Kraus
Von Kontrasten, Glück und der steirischen Seele

Der Wahlsteirer Peter Kraus ist als Schlagersänger weit über die Grenzen der Steiermark hinweg bekannt. Am 18. März feiert er seinen 85. Geburtstag.

Das Interview wurde im Rahmen der Aktion "Botschafter mit Herz" vom Steiermark Standortmarketing zur Verfügung gestellt.

STEIERMARK/GAMLITZ. Peter Kraus ist ein Phänomen: Der Entertainer, Schlagersänger und Schauspieler rockt auch jenseits der 80 die Bühnen. Der gebürtige Deutsche mit österreichischem Pass lebt zwar am Schweizer Lugano-See, sein Herz hat er aber an die Steiermark verloren. Nahe Gamlitz, oben auf einem Weinberg, steht das schmucke Landhaus zum Krafttanken. Ein Buschenschank-Gespräch über Rock 'n' Roll, Tourismus, Wein- und Auto-Leidenschaft und das steirische Wesen …
 

  • Sie sind in München geboren, in Salzburg aufgewachsen, wurden zum Teenager-Idol und zu einem der bekanntesten deutschsprachiger Entertainer und sind am Ende in der Südsteiermark gelandet. Wie kam es dazu?

Peter Kraus: Das kam eigentlich durch meine Leidenschaft fürs Oldtimer-Ralley-Fahren. Ich bin die Südsteiermark-Classic gefahren, ich bin die Ennstal-Classic gefahren. Ich bin durch diese herrliche Gegend hier gedüst und habe am Abend immer meiner Frau vorgeschwärmt, wie schön es hier ist. Und nachdem wir beide immer schon gesagt haben, dass wir im fortgeschrittenen Alter wieder dahingehen sollten, wo man herkommt – also nach Österreich, lag es auf der Hand. Wenn wir hier etwas Schönes finden, dann schlagen wir zu. Und wir hatten Glück und haben etwas Schönes gefunden. Und jetzt sind wir hier und sehr froh darüber.
 

  • Glamour am Lugano See im Tessin, Beschaulichkeit am Labitschberg. Macht der Kontrast den Reiz aus? Wo können Sie besonders gut die Seele baumeln lassen? 

Der Kontrast ist natürlich etwas Feines. In Lugano, das ist direkt am See mit italienischem Flair. Italienisches Essen, Rotwein, ich habe dort mein Segelboot, mein Kanu, mit dem ich viel fahre. Es ist einfach eine ganz andere Welt als hier. Hier habe ich die Berge, ich habe die Buschenschenken, ich habe einen herrlichen Weißwein. Und ich habe hier viele freundliche und nette Leute. Der Tessiner, der mag eigentlich keine Fremden, das sage ich jetzt ganz ehrlich. Das Gegenteil ist hier. Hier hat man das Gefühl, man wird von den Fremden geliebt. Ich zumindest. (lacht).

An der Steiermark schätzt Peter Kraus die Berge, die Buschenschenken und einen herrlichen Weißwein. | Foto: STG/Jesse Streibel
  • An der Steiermark schätzt Peter Kraus die Berge, die Buschenschenken und einen herrlichen Weißwein.
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  • Sie haben sich in der Steiermark aber schon vorher offensichtlich wohlgefühlt. Als Stammgast der Ennstal-Classic und der Weinkost am Pogusch lernt man Land und Leute relativ gut kennen. Wie ist Ihr Bild von der Steiermark, was macht das Land, was das steirische Wesen aus? Und: Wie würden Sie die Steiermark einem Blinden erklären?

Durch den Pogusch und die Rallyes habe ich hier sehr schnell Freunde kennengelernt. Ich spüre einfach hier, dass die Steirer irrsinnig froh und glücklich sind über die Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. Und sie wollen das Glück, das sie in der letzten Zeit hatten, einfach weitergeben an die Menschen. Anders kann ich mir diese Freundlichkeit, welche die Menschen untereinander haben und auch den Besuchern gegenüber nicht erklären. Sie sind stolz und sie müssen auch stolz sein, denn es ist ja wirklich viel passiert. Wie erklärt man die hügelige Landschaft, die ich so liebe, einem Blinden? Schwierige Frage. Die steirische Landschaft ist einmalig, ich wüsste nicht, wo es das in einer derart kompakten Form noch gäbe.
 

  • 84 und noch immer fit wie ein Turnschuh, eine Riesen-Tournee geplant. Wie machen Sie das bloß? 

Ich glaube, ich habe einen großen Vorteil: Ich habe von Anfang an - ich habe ja mit 13 angefangen, Filme zu machen - starke Disziplin gezeigt, die ich immer noch habe. Wenn man Karriere machen will, dann muss man gewisse Voraussetzungen erfüllen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wenn ich heute mit dickem Bauch auf einem Stuhl bequem auf der Bühne sitzen würde und „Sugar Baby“ singe, dass das irgendjemanden interessiert. Ich muss einfach beweglich sein. Das ist im Kopf, das musst du noch machen, und das und das. Und ich mache es ja gerne. Ich bin nicht gedrillt von irgendjemand, schon gar nicht von meiner Frau, die ja gerne hätte, dass ich aufhöre.
 

  • Die Südsteiermark boomt. Dennoch macht man sich in Teilen der Bevölkerung bereits Sorgen über einen überbordenden Tourismus. Es gibt bereits Stimmen, die sagen, die Weinstraße darf nicht Kitzbühel werden. Wie sehen Sie das?

Also erst mal würde ich sagen: Bevor die Steiermark oder die Weinstraße Kitzbühel werden, das ist so utopisch, als würde ich sagen „Ich mache noch 100 weitere Abschiedstourneen“. Was ich meine ist, es muss was weitergehen. Und was ich unter weitergehen meine ist, dass eben mehr als nur die Saison läuft. Ganz ehrlich, ich bin Weihnachten gerne hier, weil es wunderschön ist und weil ich die Ruhe und den Frieden genieße, aber es muss etwas geschehen, dass die Leute auch außerhalb der Saison (gemeint ist der Herbst, Anm.) kommen und auch länger bleiben. Ich glaube, wir haben einen zu starken Tagestourismus …
 

  • Sie waren hier an einem geplanten Tourismusprojekt beteiligt. Die Bevölkerung hat dazu aber ein ziemlich lautes Nein gesprochen. Macht Sie das traurig, sind Sie verstimmt?

Traurig nicht, verstimmt bin ich ein bisschen ja, weil ein Teil der Bevölkerung dagegen war, bevor sie überhaupt noch wussten, was wir machen. Und das ist nicht ganz korrekt. Das Projekt ruht. In der Zwischenzeit stehe ich nach wie vor auf der Bühne, ich kann Menschen glücklich machen, kann meine Musiker und mich glücklich machen. Was soll ich mein Geld und meine Ideen ausgeben, um mich zu ärgern? Das tu ich nicht.
 

Mit 13 Jahren fing Peter Kraus an Filme zu drehen. | Foto: STG/Jesse Streibel
  • Mit 13 Jahren fing Peter Kraus an Filme zu drehen.
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  • Wo auch immer Sie hingehen, werden Sie erkannt. Wie begegnen Ihnen die Menschen in der Steiermark, wie wurden Sie in der unmittelbaren Nachbarschaft an der Weinstraße aufgenommen?

Wahnsinnig freundlich. Und ich freue mich auch darüber, dass die Steirer, wenn ich in den Ort runterfahre, zu mir kommen und sagen, es ist so schön, dass sie bei uns sind. Dann plärrt wieder eine über die Straße „Hey Sugar Baby, servus“ - das ist lustig. In der Schweiz ist das zum Beispiel ganz anders. Da kommt jemand entgegen und schaut mich so linkisch an (macht eine Geste) und wenn er vorbeigeht, hörst du „Das is er… ja das is er gewiss, jojo.“ Also hier sind die Leute sehr offen und kommen zu mir und ich sage es ehrlich – ich habe es gern, wenn sie mich ansprechen und begrüßen.
 

  • Können Sie schon ein bissl südsteirisch? Haben Sie einen Satz für uns? Oder können Sie uns sogar eine Liedzeile aus der steirischen Landeshymne vorsingen? 

Da bin ich jetzt ehrlich gesagt überfordert, soweit bin ich noch nicht Steirer. Aber ich bin übermäßig glücklich, dass ich meinen Bauern, der bei mir arbeitet und meinen Nachbarn jetzt endlich verstehe und ich weiß, was sie von mir wollen.
 

  • Zu ihrem Besitz am Labitschberg gehört auch ein Weingarten, der unter der Regie von Manfred Tement bewirtschaftet wird. Vom Muskateller Ried Labitschberg gibt es jährlich einige tausend Flaschen. Wie viel Peter Kraus steckt im Wein, wie bringen Sie sich ein? 

Also der Manfred Tement würde sagen, ich bringe mich zu wenig ein - und da hat er recht. Die Idee entstand ja, als ich das gekauft habe. Zur selben Zeit habe ich gesagt, so das ist jetzt meine Abschiedstournee. Inzwischen sind es fünf Abschiedstourneen geworden. Ich habe damals wirklich gesagt toll, Bauernhof, hier leben, um den Wein kümmern und das erlernen und beim Manfred wäre das natürlich super gewesen. Aber es ist anders gekommen, es kamen wie gesagt weitere Abschiedstourneen und im kommenden Frühjahr kommt wieder eine. Also bis ich Weinbauer werde, das wird noch ein bissl dauern.

  • In den Medien wurden Sie immer als der deutsche Elvis bezeichnet. Hat Sie das geadelt oder eher gestört? 

Beides. Also am Anfang war der deutsche Elvis natürlich eine super Zeile, um die Karriere zu starten. Dann habe ich natürlich versucht, das loszuwerden, weil ich wollte natürlich nie Elvis kopieren. Ich hätte das auch nicht gekonnt. Ich habe dann auch andere Titel bekommen, zum Beispiel „Schluckauf-Heini“ oder „Heul-Boy“ und solche Geschichten. Mittlerweile bin ich sehr stolz drauf, als der Mann genannt zu werden, der den Rock 'n' Roll in die deutschsprachigen Länder gebracht hat.
 

  • Wenn man so lange auf der Bühne steht, wird man da nicht auch irgendwann einmal müde von der eigenen Musik? Oder singen Sie „Sugar Baby“ immer noch gerne? 

Ich sing es immer noch gerne. Es gibt drei Arten von Liedern, die man auf der Bühne singt. Es gibt die, die man aus der Seele, aus dem Herzen heraus gerne singt. Da habe ich so viele. Dann gibt es die Lieder, die neu sind, so wie auf meiner neuen CD. Darauf sind Lieder, die ich auf Platte noch nie gemacht habe, Songs, die aus der Zeit vor dem Rock 'n' Roll stammen, also Sinatra-Songs usw. Diese Platte heißt übrigens „Idole“. Und dann singt man einfach Lieder wie „Sugar Baby“, wo einem einfach das Herz aufgeht, wo ich in die Augen der Leute schau und sehe, wie sie sich freuen. Und denke mir, Mensch, nach 66 Jahren freuen die sich immer noch, das ist ein unglaublicher Glücksmoment.
 

  • Wissen Sie eigentlich, wie oft Sie in Ihrer Karriere in der Steiermark aufgetreten sind?

 Nein, das weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass hier eigentlich das Traurigste in meinem Leben passiert ist. Hier hat sich nach einem Konzert in Graz, bei dem es große Tumulte gab und einige Jugendliche verhaftet wurden, ein junger Mann aus Angst vor seinen Eltern in der Zelle aufgehängt. So etwas ist zum Glück nur einmal in meinem Leben passiert.
 

  • Welche Musik oder welchen Interpreten hören Sie selber gerne?

Diana Krall ist meine absolute Lieblingsinterpretin. Meine aktuelle CD ist auch in ihre Richtung gestaltet. Das heißt Swing mit kleiner Besetzung, mit einem Solisten. Also die Zeit wieder heraufbeschwören, die ich noch erlebt habe als junger Mensch. Du bist in einer Bar, es ist ein kleines Trio da, du hast ein hübsches Mädchen im Arm und genießt einen Wein bei Kerzenschein. Das Gegenteil von dem, was man heute sieht. „Wo sind die Hände, hoch die Hände und rumbumbum“. Also Swing-Musik vom Feinsten und Diana Krall ist die Königin für mich.
 

  • Wann gehts mit Lederhose außer Haus?

Da muss ich sagen selten, weil ich habe leider keine Lederhosen-Wadln.
 

  • Zuletzt: Verraten Sie uns Ihre fünf Lieblingsplätze entlang der Weinstraße? Und: Zu welcher Jahreszeit sind Sie besonders gerne hier?

Also die Jahreszeit ist natürlich jetzt der Herbst. Wir haben auch die letzten Weihnachten hier verbracht, und ich fand diese Ruhe, diesen Frieden, diese Harmonie wunderschön. Und zur Weinstraße: Ich wüsste nicht, welche Plätze ich da herausziehen soll. Die Weinstraße als solche ist für mich ein Traum. Ob ich mit dem Fahrrad fahre, zu Fuß gehe, ob ich mit dem Oldtimer oder mit dem neuen Auto fahre – es ist einfach immer ein neues Bild, das sich in den verschiedenen Jahreszeiten immer wieder verändert. Es gibt nichts Schöneres, als die Weinstraße entlangzufahren. Das liebe ich.
 

"Wer glaubt, etwas zu sein, kann nichts mehr werden.", ist das Motto von Peter Kraus. | Foto: STG/Jesse Streibl
  • "Wer glaubt, etwas zu sein, kann nichts mehr werden.", ist das Motto von Peter Kraus.
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Peter Kraus im Word Rap

Ihr Motto?
Wer glaubt, etwas zu sein, kann nichts mehr werden.
Irdisches Glück?
Zufriedenheit.
Hauptcharakterzug?
Ich schaue eigentlich nur nach vorne, ungern zurück.
Was schätzen Sie an Freunden am meisten?
Ehrlichkeit.
Ihr größter Fehler?
Mein größter Fehler ist, dass ich bei mir keinen finde (lacht).
Lieblingsrestaurant?
Thaler und Fischwirt.
Lieblingsessen?
Hühnersuppe.
Lieblingsmaler?
Nach wie vor Picasso.
Lieblingsauto?
Schwierig. Es kommt darauf an, wofür man es verwendet.
Typisch steirisch?
Die Freundlichkeit und das Volkstümliche.

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