"Große schützen Kleine"
Der "Tote Winkel" wird noch immer unterschätzt

Zu spät oder nicht gesehen. Ein "Toter Winkel" hat oft Verunfallte im Rückspiegel zur Folge.  | Foto: Symbolfoto alexasfotos/pixabay
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  • Zu spät oder nicht gesehen. Ein "Toter Winkel" hat oft Verunfallte im Rückspiegel zur Folge.
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Nach einigen tragischen Verkehrsunfällen warnt der Verein "Große schützen Kleine" eindringlich vor der Todesgefahr, die im täglichen Straßenverkehr durch den "Toten Winkel" entsteht. 

STEIERMARK. Die jüngste Vergangenheit war wieder von zahlreichen Meldungen über Verkehrsunfälle bestimmt. In Graz ereigneten sich beispielsweise gleich mehrere tragische Unfälle zwischen Radfahrerinnen und Radfahrern und Lastkraftwägen bzw. Straßenbahnen. So fuhr etwa eine Radfahrerin rechts an einem Betonmischer vorbei, der gerade rechts abbog. Für sie kam jede Hilfe zu spät.

Nun warnt der Verein "Große schützen Kleine" eindringlich vor der Gefahr vom "Toten Winkel". Für den Fokusreport „Sehen und gesehen werden – Unfälle im toten Winkel und aufgrund von Sichtbehinderungen“ hat das Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins die Verkehrsunfallstatistik Österreich der vergangenen Jahre genau unter die Lupe genommen.

Eine Frage der Sicht

Über alle Altersgruppen hinweg spielte bei 39.986 von 186.410 Verkehrsunfällen, bei denen sogenannte ungeschützte Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer betroffen waren, der Faktor „Sehen und gesehen werden“ eine entscheidende Rolle.

Herauszustreichen: Davon passierten wiederum 96 Prozent aufgrund des "Toten Winkels", 4 Prozent wegen der schlechten Lichtsituation. „Beim toten Winkel denken viele vermutlich sofort an einen Lkw, einen Bus oder einen Traktor. Der ‚verletzende Unfallgegner‘ war allerdings in 91 Prozent der Fälle ein Pkw. In ‚nur‘ 7 Prozent der Fälle handelte es sich um einen Lkw, und in je 1 Prozent der Fälle um einen Bus oder einen Traktor“, so Holger Till, Präsident des Vereins "Große schützen Kleine".

Betrachtet man den exakten Unfallhergang unter dem Aspekt von „Sehen und Gesehen- Werden“, so ließe sich feststellen, dass 57 Prozent der Unfälle aufgrund von Sichteinschränkungen durch zu knappes Queren der Straße vor, durch zu knappes Bewegen neben dem Fahrzeug oder durch unbemerktes Vorbeigehen hinter dem reversierenden Fahrzeug passieren würden – 28 Prozent aufgrund des "Toten Winkels" beim Linksabbiegen, 11 Prozent aus demselben Grund beim Rechtsabbiegen und „nur“ 4 Prozent aufgrund des Nicht-gesehen-Werdens wegen der schlechten Lichtsituation.

Besonders Jugendliche zählen zur Risikogruppe, was Unfälle aufgrund von "Sichtproblemen" anbelangt.  | Foto: Symbolfoto ohurtsov/pixabay
  • Besonders Jugendliche zählen zur Risikogruppe, was Unfälle aufgrund von "Sichtproblemen" anbelangt.
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Jugendliche besonders betroffen

Till unterstreicht übrigens auch, dass Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren besonders gefährdet wären.

Bezüglich der Art der Verkehrsteilnahme stehen Fußgängerinnen und Fußgänger mit 36 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Radfahrerinnen und Radfahrern (33 Prozent), Mopedfahrerinnen und Mopedfahrern (31 Prozent) und Personen, die mit einem Spiel- und Sportgerät, wie z.B. einem Scooter, (1 Prozent) unterwegs waren.

Peter Spitzer vom Forschungszentrum für Kinderunfälle des Vereins dazu: „Insgesamt besonders riskante Situationen sind das knappe Vorbeigehen von Fußgängerinnen und Fußgängern vor, hinter und neben Pkw, Lkw und Bus, das Linksabbiegen von Pkw oder Lkw für entgegenkommende Mopedfahrerinnen und Mopedfahrer sowie das Rechtsabbiegen von Lastkraftwägen für Fußgängerinnen und Fußgänger, Radfahrerinnen und Radfahrer und Nutzerinnen und Nutzern von Spiel- und Sportgeräten. Hier gibt es auffällig viele schwer bis tödlich verletzte Unfallopfer.“ Die meisten Unfälle im "Toten Winkel" und aufgrund von Sichtbehinderungen würden im Ortsgebiet, bei Tageslicht und im ungeregelten Kreuzungsbereich (keine Ampel) passieren. 

Schlechte Lichtverhältnisse spielen laut der Studie nur eine untergeordnete Rolle.  | Foto: Symbolfoto music4life/pixabay
  • Schlechte Lichtverhältnisse spielen laut der Studie nur eine untergeordnete Rolle.
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Prävention als A und O

Der Verein pocht nun auf Präventionsarbeit. Man empfiehlt die Erweiterung entsprechender Ausbildungsinhalte in der schulischen Verkehrs- und Mobilitätserziehung, in der Ausbildung zur „Freiwilligen Radfahrprüfung“ sowie in der Führerscheinausbildung. Schwerpunkte sollten sich auf dabei auf Rollentausch und Reflexion beziehen, was das Sehen und Gesehen-Werden anbelangt. 

Früh übt sich

Um bereits Kinder im Volksschulalter mit dem Thema und der  Problematik vertraut zu machen, wurde ja schon mit Unterstützung des Landes Steiermark das Projekt „Augen auf die Straße – Ich seh‘, was du nicht siehst!“ für alle Schulen der 1. bis 6. Schulstufe entwickelt. Sport- und Bewegungsübungen, Videos, Simulationen und Arbeitsblätter ermöglichen es den Pädagoginnen und Pädagogen, den Themenbereich „Sichteinschränkung“ mit Übungen zum Perspektivenwechsel zu veranschaulichen und vielfältig in den Unterricht einfließen zu lassen.

Aufgaben zum Fokus „Toter Winkel und Sichtbehinderungen“ stehen auf der Homepage: www.grosse-schuetzen-kleine.at/e-learning zum gemeinsamen Üben für Groß und Klein zur Verfügung.

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