Gefragte Frau: "Altern ist nichts für Feiglinge!"

"Altwerden ist nicht immer ein Spaß, auch mir gehts manchmal schlecht, aber ich richte mich selbst immer wieder auf – schließlich habe ich noch viel vor", berichtet die quirlige 82-Jährige. | Foto: Gitte Cerjak
  • "Altwerden ist nicht immer ein Spaß, auch mir gehts manchmal schlecht, aber ich richte mich selbst immer wieder auf – schließlich habe ich noch viel vor", berichtet die quirlige 82-Jährige.
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82 Jahre und kein bisschen leise, das ist Rosemarie Kurz. Das war die quirlige "Nachberufliche" – so bezeichnet sie ihre Altersgruppe selbst – aber ohnehin nie. Im Gespräch mit der WOCHE lässt die Junggebliebene ihr bewegtes Leben Revue passieren und schildert auch, dass sie noch lange nicht fertig ist.

WOCHE: Sie sprühen vor Lebensfreude, was ist Ihr Geheimnis?

Rosemarie Kurz: Ich habe Menschen gern, gehe gerne auf sie zu und komme ins Gespräch. Irgendwie habe ich die Begabung, anderen Menschen wie ein Kind zu begegnen und finde immer das richtige Wort. 

Ursprünglich waren Sie ja Lehrerin, wie sind Sie dann als Seniorin zum Studieren gekommen?
Also ich finde "Senior" ist überhaupt das falsche Wort. Da darf man sich nicht wundern, wenn sich niemand angesprochen fühlt und jeder glaubt, da ist der andere gemeint (lacht). Für mich sind die "Nachberuflichen" das Zauberwort. Und zu meinem Studium: Das hat sich ergeben, weil ich damals in der Fröbelhauptschule unterrichtet habe und daneben war in der Mariengasse gleich das Soziologie-Institut. Da habe ich mich aus Interesse manchmal in Vorlesungen gesetzt. Später hat sich herausgestellt, dass ich im Volkskunde-Studium besser aufgehoben bin.

So gut aufgehoben, dass daraus auch Ihr Lebenswerk entstanden ist?
1988 habe ich als Seniorenreferentin bei der ÖH begonnen und habe gemerkt, dass da Geld für Projekte zu lukrieren wäre. Daher wurde die Steirische Gesellschaft zur Förderung der Alterswissenschaften und des Seniorenstudiums, kurz GEFAS, gegründet. Von 1991 bis 2007 war das mein Leben. Aus dieser Zeit rührt auch meine Fähigkeit, mit dem Internet und dem Computer umzugehen. Mein Sohn hat damals gesagt: "Wenn das was werden soll, setzt du dich jetzt hin und schaust dir den Computer an. Sonst wird das ein Hausfrauenprojekt bleiben."

Mit Erfolg, heute haben Sie einen eigenen Blog, Whats App und E-Mail gehören zum Alltag.
Ich habe nachgerechnet, ich verbringe ca. 15 bis 20 Stunden pro Woche mit Computerarbeit. Ich habe ja schon wieder ein Projekt am Laufen,"Unterwegs zur Kunst", da geht es um Partizipation und Inklusion von alten Leuten in der Kunst.

Wie hält sich Rosemarie Kurz körperlich fit?
Ich gehe und damit meine ich wirklich das Gehen und nicht Walken, und zwar ohne Stecken. Wer normal und schnell geht, damit auch das Herz was davon hat, hält den ganzen Körper fit. Manchmal turne ich zu einer Fitness-DVD.

Sie haben viele Ehrungen erhalten, darunter das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark, was zählt am meisten?

Ehrlich, am wichtigsten für mich ist die Familie, meine Kinder und meine Enkel. Die schauen auch auf mich. Die älteste Enkeltochter wohnt gleich um die Ecke, das ist fein.

Welchen Tipp geben Sie für den Umgang mit alten Menschen?
Man muss mit alten Leuten streng sein. Überhaupt müssen die Kinder mit ihren Eltern viel strenger sein. Das war ich mit meiner Mutter und auch meine Kinder sagen mir, wo es langgeht, wenn es wo was dazu zu lernen gibt. Das sehe ich dann auch ein und versuche, es umzusetzen.

Was haben Sie noch vor?

Ich will die Lust am Leben aufrecht erhalten. Auch wenn es so scheinen mag, es geht mir nicht immer gut. Zwischendurch bin ich depressiv und liege auf der Couch herum, aber ich richte mich immer wieder auf. Eines muss klar sein: Altern ist jedenfalls nichts für Feiglinge.

STECKBRIEF:

Absolvierte Lebensjahre: 82
1961-1987: Berufsphase
1991: Gründung der GEFAS Steiermark
1999: Doktorin der Philosophie
Auszeichnungen: 17
Publikationen: 29
Derzeit amtierende Großmutter von sechs Enkelkindern

Wordrap:

Rosi Kurz in drei Worten: neugierig, lebensfroh, quirlig
Humor ... "den habe ich!"
Ein Herzensprojekt ... ist derzeit das Projekt "Unterwegs zur Kunst".

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