Slow-Fashion-Workshops
So gelingt die eigene Laptoptasche aus Dämmung

In den Workshops werden "Interessante" Materialien zu Weihnachtsgeschenken verarbeitet. | Foto: Schnappschüsse/Aukai
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Nachhaltigkeit hält in allen Bereichen Einzug. Wie sich etwa aus Materialabfällen, Stoffresten und Ladenhütern Weihnachtsgeschenke basteln lassen, das zeigen Andrea Jack-Voigt und Sandra Krainer vom Verein "Austro-karibische Initiative" im Rahmen der kostenlosen Slow-Fashion-Workshops in steirischen Schulen vor.

STEIERMARK. Seit 2022 veranstaltet der Verein "Austro-karibische Initiative" (Aukai) mit Sitz in Stattegg seine Slow-Fashion-Workshops in den steirischen Schulen. Und die Kurse in den Klassen sind gratis – dank dem Sponsoring durch das Land Steiermark im Rahmen der FairStyria-Bildungsoffensive für globale Verantwortung sowie von Erasmus +.

Andrea Jack-Voigt und Sandra Krainer vom Verein "Aukai" – sie beiden sind seit 2007 im Kreativbereich tätig – arbeiten ressourcenorientiert. Für die produzierten Kleidungsstücke und Accessoires werden ausschließlich Materialien verwendet, die sie von der Industrie und von privaten Haushalten zur Verfügung gestellt bekommen. In den Schulen bastelten sie gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen Geschenke für Weihachten – und zwar aus eben diesen Materialabfällen, Stoffresten und Ladenhütern.

"Selbst gemachte Weihnachtsgeschenke an seine lieben Menschen zu verschenken, muss aber unserer Erfahrung nach erst wieder etabliert werden", erzählt Jack-Voigt. Nicht jede bzw. jeder von uns wisse den persönlichen Touch der Geschenke zu schätzen – und außerdem brauche es für die "Eigenproduktion" Selbstbewusstsein und Vorbereitung. "Neben dem Upcycling beschäftigt uns auch unser Konsumverhalten sehr - gerade zur Weihnachtszeit kommt diese Thematik besonders zum Tragen." Mit den Schülerinnen und Schülern gehe man daher gern in den Dialog dazu.

Kreativ gearbeitet wird in den Slow-Fashion-Workshops des Vereins "Austro-karibische Initiative" – seit 2022 auch in den steirischen Schulen. | Foto: Schubidu Quartet
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Brautkleid aus Fallschirm

Aber welche Materialien eignen sich eigentlich für die Produktion in den Workshops in den steirischen Schulen? "Wir lieben Schläuche von Fahrrädern oder Traktoren", aber auch Feuerwehrschläuche seien gefragt. Außerdem sehr beliebt: Trittschalldämmung. Gar nicht eignen sich modrige Stoffe und verschmutzte Materialien.

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aus einem Fallschirm habe man in einem Slow-Fashion-Workshop mit freiwilligen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sogar schon einmal ein Brautkleid gemacht, "falls die Braut doch noch abspringen möchte", scherzt Andrea Jack-Voigt, die noch weitere Beispiel aufzählt: Aus Sicherheitswesten werden Haarreifen hergestellt, aus Trittschalldämmung lassen sich stylishe Handytaschen und Laptophüllen basteln, Fahrradschläuche geben tolle Ohrringe und Ketten ab, Traktorschläuche werden zu lustigen Schlüsselanhängern, ein Paragleiter wurde zu Jonglierartikeln verarbeitet bzw. zu einem Fisch-Lampion für ein Theaterstück, dessen Premiere sogar im Schauspielhaus gezeigt wurde.

Laptoptasche aus Trittschalldämmung: Das Material stammt von einem Bodenleger und erfreute schon viele der größeren Kids.
 | Foto: Schnappschüsse/Aukai
  • Laptoptasche aus Trittschalldämmung: Das Material stammt von einem Bodenleger und erfreute schon viele der größeren Kids.
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"Wir sehen es als große Herausforderung, ressourcenorientiert zu arbeiten", erklärt der kreative Kopf. Demnach jage man keinem Material hinterher. Vielmehr bediene man sich von dem, was im Überfluss da ist. Für einen bevorstehenden Slow-Fashion-Workshop in der 4. Klasse der Mittelschule Feldbach bekommen Jack-Voigt und Sandra Krainer vom Traditionsunternehmen JMB Fashion in Rohr bei Feldbach Reste und Ladenhüter zur Verfügung gestellt. Geschäftsführer Gert Rücker sei sofort Feuer und Flamme für die vorgeschlagene Kooperation gewesen.

Material hat der Verein Aukai für seine Workshops zur Genüge. Die Flugschule Steiermark habe etwa Paragleiter und Fallschirme zur Verfügung gestellt. Vom Bikeclub Stattegg und von Rebikel Graz habe man Fahrradschläuche bekommen. Aber auch Traktorreifen von befreundeten Mechanikern, ausgediente Uniformen von der Straßenmeisterei Murau, Feuerwehrschläuche der Berufsfeuerwehr Graz, Lkw-Planen, Selbstklebefolien, Sicherheitswesten, alte Single-Schallplatten, CDs und Musikkassetten befinden sich im Fundus des Vereins.

Auch Nähen steht auf der Tagesordnung in den Workshops in Schulen. | Foto: Schnappschüsse/Aukai
  • Auch Nähen steht auf der Tagesordnung in den Workshops in Schulen.
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Geschenke für Freund, Familie und sich selbst

Schulen nutzen das kostenlose Angebot der Slow-Fashion-Workshops seit 2022 sehr gerne, wie Andrea Jack-Voigt bestätigt. In diesem Jahr kommt die Mittelschule Feldbach zum Zug. Mitgemacht haben zuletzt schon die Volksschulen von Mönichwald, Voitsberg, Kalkleiten und Puntigam Graz sowie die Volksschule Graz Bertha von Suttner, weiters die Mittelschule Gratwein, das BRG Weiz, die HAK Leibnitz oder auch die GIBS Graz. Für 2024 haben sich die Landesberufsschule von Bad Radkersburg und Mittelschule Viktor Kaplan in Graz-Andritz angemeldet.

Sind die selbst gemachten Weihnachtsgeschenke erst mal fertigproduziert, wollen sie die Kids am liebsten ihren Familienmitglieder und Freunden verschenken, erzählt Andrea Jack-Voigt. "Einige möchten die Stücke auch selbst behalten und an ihre Schultaschen hängen." Die Kleinen werken gerne für Ihre Mamas, die Größeren produzieren gern für Freunde. Andere wiederum "verkaufen" die Produkte. Jack-Voigt: "Im letzten Jahr haben die Schülerinnen und Schüler der Volksschule Kalkleiten unter anderem Schlüsselanhänger aus Fahrradschläuchen auf ihrem Weihnachtsbasar gegen freiwillige Spende angeboten."

Material für die Workshops in den Schulen steht dem Verein zur Genüge zur Verfügung, was man noch brauche, sei eine mobile Werkstatt. Findet sich ein Sponsor? | Foto: Schubidu Quartet
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Wunsch nach mobiler Werkstatt

Haben Andrea Jack-Voigt und Sandra Krainer auch jeden Menge Freude bei der Arbeit und auch jede Menge Material zur Verfügung, so sind sie doch nicht wunschlos glücklich: "Eine mobile Werkstatt in Form eines Lieferwagens, um noch mehr Workshops in entlegeneren Regionen durchführen zu können, würde Vieles erleichtern. "Vielleicht will uns wer sponsern", so Andrea Jack-Voigt mit einem Augenzwinkern in Richtung potenzieller Partner der Initiative.

www.aukai.at
www.cerwenka.at

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