Tom Hartwig: die zufällige Erfolgsgeschichte

Angekommen: Gerd Sindelgruber in der idyllischen Südsteiermark, in Kitzeck.
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  • Angekommen: Gerd Sindelgruber in der idyllischen Südsteiermark, in Kitzeck.
  • hochgeladen von Roland Reischl

Die Geschichte ist eigentlich unglaublich, Gerd Sindelgruber erzählt sie mit einem verschmitzten Lächeln – und der ihm eigenen Bescheidenheit: "Neben meiner Galerietätigkeit betrieb ich seinerzeit eine Künstleragentur. Es gelang mir allerdings nicht, alle Kundenwünsche abzudecken, eine bestimmte Art Kunst hat immer gefehlt." Also versuchte er zwei seiner Künstler in diese Richtung zu "lenken".

Aus Sindelgruber wird Hartwig

Mit mäßigem Erfolg, daher lag die Lösung auf der Hand: Selbst ist der Mann. Sindelgruber malte nach einer Experimentierphase 13 Bilder und nahm diese Anfang der 90er-Jahre zu einer Kunstmesse mit. "Nachdem ich aber wusste, dass es vom Mitbewerb nicht goutiert wird, wenn Galeristen auch malen, brauchte ich eine andere Idee." Sindelgruber schlug das Telefonbuch auf, tippte auf einen Namen: Thomas Hartwig. "Das hat mir sehr gut gefallen, ich hab den Thomas noch verkürzt und Tom Hartwig war geboren. Mit diesem Namen wurden die Bilder signiert, eine Biographie wurde erfunden: "Die war meiner aber ähnlich, ich wollte ja nicht lügen müssen. Ergebnis: 12 der 13 Bilder wurden auf der Messe verkauft, die (heimliche) Kunstkarriere nahm ihren Lauf. Zahlreiche Aufträge folgten, Konzerne, Galerien und private Sammler rissen sich um Tom Hartwig. Erst viele, viele Jahre später wurde die wahre Identität gelüftet: "Für einen Ausstellungskatalog habe ich mich – von einer Visagistin verkleidet – fotografieren lassen. Niemand ist es aufgefallen, bis auf die Chefsekretärin der Galerie. Die tippte aufs Bild und meinte: Das ist doch der Sindelgruber."

Ausstellung in Graz

Das war‘s mit der geheimen Identität, heute lebt Sindelgruber alias Hartwig glücklich und zufrieden in eiem wildromantischen Anwesen in Kitzeck – nachdem er viele Jahre im Ausland erfolgreich war, unter anderem als Geschäftsführer und dann als Eigentümer einer Galerie in München.
Anlässlich seines 70. Geburtstags gibt es in seiner Geburtsstadt Graz auch eine Ausstellung: Unter dem Titel "Tom Hartwig, 7.0 reloaded" werden seine Werke ab 21. Juni im "Haus der Kunst" (Galerie Andreas Lendl) gezeigt. Graz – eine Stadt, an die er mit gemischten Gefühlen denkt: "Einerseits immer mit ein wenig schlechtem Gewissen, weil da die Familie lebt, für die man immer zuwenig Zeit hat." Es gibt aber auch die andere Seite: "Wenn man aus dem Ausland zurückkehrt, sieht man erst was für eine traumhaft schöne Stadt das ist."
Und Graz hat auch viele Erinnerungen für ihn: An die Schulzeit im Kepler-Gymnasium, an den Lendplatz, wo es mit der Mama zum Einkaufen ging, an den Franziskanerplatz als Lieblingsort und an das Eisgeschäft vor der Hauptbrücke, wo es die Kugel um einen Schilling gab. Oder später dann die Zeit im "Murbuffet" und in der "Grünen Spinne", Hochzeit der Kunst in Graz, an der Seite von Wolfi Bauer und Peter Handke, als der "steirische herbst" seinen Namen noch verdiente. Sindlgruber erlebte diese Zeit als Mitarbeiter, später dann als Leiter der Galerie Moser: "Eine aufregende Zeit, eine Zeit als Graz von Pensionopolis zu einer lebendigen Stadt wurde." Ab 21. Juni kehrt er zurück: Gerd Sindelgruber. Oder Tom Hartwig. Oder beide ...

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