Nachhaltigkeit/Klimawandel
Waldbauberater soll steirische Wälder zukunftsfit machen
Was ist ein „optimaler Wald“ und was ist dafür zu tun? Welche nächsten Schritte sind in einem Waldbestand zu tun und wohin kann er sich nachhaltig entwickeln? Genau für diese Fragen wurde ein europaweit einzigartiges Webtool entwickelt.
STEIERMARK. „So machen wir unseren Wald klima- und zukunftsfit!“, sagt Landesrat Johann Seitinger zur Veröffentlichung des innovativen Webtools Waldbauberater.at, welches im Rahmen des Projekts "Dynamische Waldtypisierung Steiermark" entwickelt wurde. Dieses gibt punktgenaue Empfehlungen für eine klimaangepasste und nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Das grüne Herz Österreichs erhalten
Durch die Kombination von Standortdaten und Klimawandelprognosen unterstützt das neu entwickelte Webtool bei der Wahl der richtigen Baumart. „Im Garten kann man jedes Jahr aufs Neue entscheiden, welches Gemüse gepflanzt wird. Ein Baum wächst aber über viele Jahrzehnte und in diesen langen Zeiträumen verändert sich auch das Klima. Das Webtool liefert den Waldbesitzern einen Blick in die Zukunft, damit sie jene Baumarten pflanzen können, die nicht nur heute, sondern auch in vielen Jahrzehnten noch gut gedeihen. So machen wir unseren Wald klimafit“, erläutert Landesrat Hans Seitinger und ergänzt: „Mit dem Waldbauberatertool bleibt die Steiermark auch für die nächsten Generationen das grüne Herz Österreichs.“
Verbesserung der Produktionsbedingungen in der Steiermark
Das steirische Vorzeigeprojekt wurde am Donnerstag und Freitag im Rahmen einer internationalen Fachtagung in der Messe Graz vor über 500 Experten aus Österreich, Deutschland, Slowenien, der Schweiz und Südtirol präsentiert. „Auf Basis der Dynamischen Waldtypisierung wird es in Verbindung mit dem Geschick der Forstleute gelingen nicht nur die umfangreichen Funktionen des Waldes sicherzustellen, sondern vor allem auch die Produktionsbedingungen der Forstwirtschaft zu verbessern und damit die Existenzsicherung der Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer für die Zukunft zu gewährleisten“, erläutert der steirische Landesforstdirektor Michael Luidold, der zur Expertenkonferenz geladen hat.
Basiert auf wissenschaftlicher Grundlage
Um die heimischen Wälder langfristig gegen den Klimawandel abzusichern, hat das Land Steiermark die international einzigartige „Dynamische Waldtypisierung“ durchgeführt. welche auf Basis wissenschaftlicher Datengrundlagen und Prognosemodellen Handlungsempfehlungen für eine zukunftsorientiere und klimafitte Waldbewirtschaftung erarbeitet.
Zentrale Elemente sind dabei der Wasser-, Wärme- und Nährstoffhaushalt als Basis für die Charakterisierung des Waldstandortes. Diese wurden systematisch erfasst und mit den Klimawandel-Szenarien für die nächsten 80 Jahre verknüpft.
„Waldbauliche Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den steirischen Wäldern sollten drei Aspekte berücksichtigen: Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen, Förderung der Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Waldbestände. Durch die dynamische Waldtypisierung liegen nun die fachlichen Grundlagen für eine wissensbasierte Entscheidungsfindung durch die Waldbesitzer vor“, erläutert der wissenschaftliche Projektleiter Harald Vacik von der Universität für Bodenkultur.
Weiterführende Informationen zum Projekt finden sich auf www.waldtypisierung.steiermark.at.
Die Steirische Waldwirtschaft
In der Steiermark sind über eine Million Hektar bewaldet. Jährlich wachsen hier rund acht Millionen Kubikmeter Holz nach. 55.000 Arbeitsplätze hängen an der Wertschöpfungskette. Zudem leistet der Wald mit einer Bindung von einer Tonne CO2 einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Aufgrund der Klimaerwärmung wird sich die Baumgrenze in den nächsten Jahrzehnten um 400 bis 800 Meter nach oben verschieben.
Genau hier setzt die "Dynamische Waldtypisierung" an. Tausende Proben zu Geologie und Substrat sowie zu Vegetation und Standort wurden im Labor analysiert. Das Baumwachstum von 3.100 Bäumen wurde ausgewertet. Für 18 Baumarten wurde die Eignung flächig modelliert. Insgesamt wurden für das Projekt 500 Personenmonate an Zeit verwendet, das Budget, das auch von der EU gefördert wird beträgt 6,4 Millionen Euro.
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