Amphibienschutz
Wenn Kröten, Frösche und Co die Straße queren

Amphibien in Gefahr: ein der größten Barrieren bei der Wanderung zu den Laichplätzen sind mit Sicherheit die Straßen. Tausende überleben die Überquerung nicht. | Foto: Heidi Kurz
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  • Amphibien in Gefahr: ein der größten Barrieren bei der Wanderung zu den Laichplätzen sind mit Sicherheit die Straßen. Tausende überleben die Überquerung nicht.
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Dieser Tage macht das Autofahren an nassen, lauen Abenden und Nächten in Wassergebieten keinen großen Spaß: denn vielerorts in der Steiermark sind bereits Amphibien auf dem Weg zu ihren Laichplätzen – Schutzzäune gibt es nicht überall.

STEIERMARK. Die große Wanderung der Kröten, Frösche und Molche hat bereits begonnen – sie alle sind jetzt auf der Suche nach geeigneten Plätzen um zu Laichen. Eine der gefährlichsten Barrieren für Amphibien – die Straßen. Viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer setzen sich für deren Schutz ein - alle 20 Arten gehören zu den bedrohten Tierarten unseres Landes.

Allen voran im Einsatz für die Amphibien ist auch der Verein der Berg- und Naturwacht mit ihren 132 Ortseinsatzstellen in der Steiermark. Sie arbeiten eng mit der Abteilung 16 des Landes Steiermark zusammen. Das Aufstellen von Schutzzäunen ist nicht die Herausforderung, die große Aufgabe ist es , diese bis zu vier Wochen hindurch zu betreuen. Und auch sonst gibt es beim Amphibien-Schutz noch einiges zu tun. 

In diesem Video ist die Amphibienschutz-Aktion im Naturpark Mürzer Oberland zu sehen. Die gesammelten Kröten werden auf der anderen Seite der Straße wieder aus den Kübeln gelassen. Schon seit dem Jahr 2008 hat sich der Naturpark Mürzer Oberland dem Schutz der Amphibien verschrieben – MeinBezirk.at berichtete.

Frühling ist Paarungszeit

Frühling bedeutet Amphibien-Paarungszeit. Im März, Anfang April, wenn es wärmer wird, die nächtlichen Temperaturen steigen, machen sich Kröten, Frösche und Molche auf den Weg von ihrem Winterversteck an Land in Richtung Wasser, um ihre Eier darin abzulegen. In dieser Zeit hat es auch die Zoologin der Berg- und Naturwacht Steiermark, Eva Bernhart, besonders eilig. "Wir haben in der ganzen Steiermark an die 50 Zäune, die von Ehrenamtlichen betreut werden", sagt Bernhart.

Die Kübeln werden hinter dem Schutzzaun eingegraben, um so viele Amphibien wie möglich transportieren zu können. | Foto: Bernhart
  • Die Kübeln werden hinter dem Schutzzaun eingegraben, um so viele Amphibien wie möglich transportieren zu können.
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Eine Datenbank muss her

Eines der großen Anliegen von Bernhard gemeinsam mit anderen Naturschutzorganissationen und auch dem Land Steiermark ist es eine neue Datenbank zu schaffen, um nicht nur aktuelle Amphibien-Wanderrouten eintragen zu können, dies geschieht derzeit über die GIS, sondern und vor allem auch, wer diese betreut. "Das Aufstellen der Amphibien-Schutzzäune ist nicht das Problem. Das Problem ist die Betreuung über Wochen hinweg", weiß die Zoologin. Weswegen immer, dringend, neue freiwillie Helferinnen und Helfer gesucht werden.

Amphibientunnel

Wolfgang Lanner von der Abteilung 16 Verkehr und Landeshochbau ist schon seit vielen Jahren für den Amphibienschutz in der Steiermark zuständig und er koordiniert auch bauliche Maßnahmen an Straßen, wie die Errichtung von Amphibientunnel. "So etwas ist nur im Rahmen eine kompletten Straßensanierung möglich. Und das kostet dann richtig viel Geld", erklärt Lanner. Das nächste große Projekt entsteht entlang der L401, der Hartberger Straße, wo ein ein kilometerlanges Tunnelleitsystem für Amphibien errichtet wird.

Sitzen die Kröten einmal im Kübel, müssen sie nur noch darauf warten, bis sie auf die andere Seite der Straße getragen und ausgelassen werden. | Foto: Bernhart
  • Sitzen die Kröten einmal im Kübel, müssen sie nur noch darauf warten, bis sie auf die andere Seite der Straße getragen und ausgelassen werden.
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Amphibien-Schutzzäune

Solche großen baulichen Maßnahmen werden nur nach ganz genauen Zählungen und Analysen gesetzt und kommen nur bei wirklich großen Amphibien-Vorkommen und meistens in Rahmen von Straßensanierungen zum Einsatz. Wesentlich häufiger greift man demnach auf die bereits erwähnten grünen Amphibien-Schutzzäune in Verbindung mit der Kübeltechnik zurück. "Wir seitens des Landes stellen das Material zur Verfügung, unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Landesstraßenverwaltung helfen beim Austellen mit", so Lanner.

Amphibien-Wanderrouten

Meldungen über Amphibien-Wanderrouten  bekommt Lanner viele. "Ich brauche genau eine Angabe wo das ist, am besten mit der Bekanntgabe bei welchem Straßenkilometer", erklärt er. Eine solche Amphiebien-Wanderstrecke zu betreuen ist sehr zeitintensiv, weshalb es immer nur in einem Team zu schaffen sei. Denn: "Mindestens einmal am Tag müssen die Kübeln an die andere Straßenseite gebracht und ausgeleert werden – und dass drei bis vier Wochen lang", erklärt der Experte.

Klima: ein großes Problem

Ein großes Problem von Amphibien sind aber nur die Straßen. Auch die Klimaveränderung macht den Tieren zu schaffen – vor allem senisblen Tieren, wie etwa dem Moorfrosch. Seit zwei Jahren sind etwa die Wanderzahlen beim größten Moorfroschvorkommen in der Steiermark, bei den Rabenhofteichen in St. Veit in der Südsteiermark, um 98 Prozent eingebrochen. "Es ist das zu trockene Frühjahr, das zu lange kalte Frühjahr, das den Tieren zu schaffen macht. Im Vorjahr sind zum Beispiel fast alle Laichplätze ausgetrocknet", betont Zoologin Bernhart. Und auch heuer schaut es wieder nicht gut aus.

Mithelfen

Wer sich für den Amphibien-Schutz in der Steiermark engagieren möchte, Straßen weiß, die derzeit noch ganz ohne Schutzmaßnahmen sind, wo aber jährlich viele Amphibien unterwegs sind und zu tode kommen, kann sich beim Wolfgang Lanner unter der Telefonnummer 0676/86662549 oder wolfgang.lanner@stmk.gv.at melden. Aber auch Eva Bernhart von der Berg- und Naturwacht Steiermark hilft bei Anfragen gerne weiter unter der Telefonnummer 0664/4183960 oder eva.bernhart@bergundnaturwacht.at

Ein Beispiel von Amphibienschutz in der Steiermark:

Amphibienschutz im Naturpark Mürzer Oberland

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