Podcast mit Ulla Kriebernegg
"Wir brauchen ein anderes Altersbild"

Ulla Kriebernegg unterrichtet am Institut für Amerikanistik und ist Leiterin des Zentrums für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung. Mit ihrer Forschung und Arbeit möchte sie zu positiveren Alter(n)sbildern beitragen.  | Foto: Uni Graz/Tzivanopoulos
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  • Ulla Kriebernegg unterrichtet am Institut für Amerikanistik und ist Leiterin des Zentrums für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung. Mit ihrer Forschung und Arbeit möchte sie zu positiveren Alter(n)sbildern beitragen.
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Alter und Älterwerden wird in unserer Gesellschaft oft als ein negativ besetztes Thema wahrgenommen. Warum Handlungsbedarf darin besteht, wie wir Altern wahrnehmen und welche Rolle hier die Medien spielen, erklärt Universitätsprofessorin und Alternsforscherin, Ulla Kriebernegg. 

STEIERMARK. Niemand möchte jung sterben und doch ist Altern ein großes, oft mit negativen Bildern, aufgeladenes Thema. Doch früher oder später werden wir alle alt werden, auch wenn jede und jeder unter "alt sein" etwas ganz anderes versteht.

  • Frau Dr. Kriebernegg, ab wann ist man eigentlich alt?

Ulla Kriebernegg: Das ist eine gute Frage. Ich glaube, das hängt davon ab, wen Sie fragen. Wenn Sie zum Beispiel ein zehnjähriges Kind fragen, das wird sagen ab 20. Und wenn man jetzt einen Neunzigjährigen fragt, der wird vielleicht sagen, Gott bitte, 80, das war noch nicht alt. Also was man als alt empfindet, hängt immer ein bisschen vom eigenen Alter ab. Tendenziell betrachtet man Personen, die so circa 15 Jahre bis 20 Jahre älter sind als man selbst, als älter oder alt.

  • Wie wird Altern in unserer Gesellschaft wahrgenommen?

Altern ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft, obwohl natürlich auch niemand jung sterben möchte. Altwerden ist einerseits eine unglaublich tolle Errungenschaft der Wissenschaft, andererseits ist es derart negativ besetzt. Hier gibt es noch ein bisschen Handlungsbedarf, weil die Diskriminierung aufgrund des Alters in unserer Gesellschaft immer noch sehr stark ist.

In einer Filmreihe macht das Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC) auf Produktionen aufmerksam, die Altern und Pflege von alten Menschen thematisieren. Als nächster Film steht am 11. Mai "Cloudburst" am Programm. | Foto: (CIRAC)
  • In einer Filmreihe macht das Zentrum für Interdisziplinäre Alterns- und Care-Forschung (CIRAC) auf Produktionen aufmerksam, die Altern und Pflege von alten Menschen thematisieren. Als nächster Film steht am 11. Mai "Cloudburst" am Programm.
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  • Was sind denn diese typischen Altersbilder, die vorherrschen?

Hochaltrige Menschen sind oft stereotypisch beschrieben. Zum Beispiel, dass sie vielleicht langsamer seien oder dass sie hilfsbedürftig seien oder eine langsamere Auffassungsgabe haben, nicht mehr flexibel sind, nicht mobil sind, starrsinnig sind, geizig sind - all das sind Zuschreibungen, die natürlich so nicht stimmen, aber die gemacht werden. Und dann gibt es auch wieder sehr positive Zuschreibungen, die aber problematisch sind, weil sie ebenfalls nur Stereotype sind.

  • Wie schaut die ideale Vermittlung und das ideale Altersbild dann aus?

Ich glaube, wir müssen davon wegkommen zu sagen, es gibt ein Bild vom Altern. Ideal ist es dann, wenn wir verstehen können, dass Menschen in ihrer Art und Weise einfach einzigartig sind, so wie sie sind. Denn, was wissen wir schon über die Person, wenn wir das Alter kennen? Im Prinzip wissen wir dann das Geburtsjahr, aber wir wissen nicht, welche soziale Schicht, welche Bildung, welche ethnischen Hintergründe die Person hat. Und wir wissen auch sonst nichts über die Person - wie lebt sie, wie es ihr geht, ob sie Schmerzen hat oder nicht.

  • Eine bedeutende Rolle spielen hier auch die Medien. Wie werden Altersbilder medial vermittelt?

Es gibt eine Studie von Vera Gallistl und sie besagt, dass tendenziell die Darstellung älterer Menschen in den Medien eher negativ ist. Sie sagt, dass ältere Menschen über die Jahrzehnte in der Berichterstattung zwar häufiger dargestellt worden sind, aber noch immer nur ungefähr 3 bis 5 Prozent ausmachen. Im Bezug auf Frauen sei es ganz, ganz schlimm - ältere, kompetente Frauen sind in den Medien quasi unsichtbar.

Problematisch sei auch die mediale Bildwahl: So wird das Thema visuell zumeist auf das Zeigen von faltigen Händen reduziert - für Expertinnen und Experten ein klarer Fall von Altersdiskriminierung.  | Foto: sabinevanerp/pixabay
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  • Was müsste man machen, um Altern auch medial weiblicher zu machen? 

Ich glaube, es wäre einfach wichtig, auf Fotos nicht nur junge Frauen abzubilden, wenn es um generische Themen der Menschheit oder der Medienberichterstattung geht, sondern die Durchschnittsbevölkerung und damit auch ältere Frauen einfach sichtbar zu machen. 

  • Wie könnte das aussehen?

Die Stadt Graz hat einmal eine Initiative gehabt, wo Bilder von alten Frauen auf Plakate gedruckt und in der Herrengasse in ein Schaufenster gehängt wurden. Und in Großbritannien gab es eine Initiative, wo alte Frauen fotografiert wurden. Die konnten sich schminken lassen, und verkleideten sich mit Kostümen und diese Bilder sind dann auf öffentliche Gebäude in der Nacht projiziert worden - einfach um alten Frauen Sichtbarkeit in der Stadt zu geben. Ich kann mir vorstellen, dass man das ganz toll mit Kunstprojekten zum Beispiel machen könnte.

  • Wie kann es gelingen, Altern als etwas Positives in unseren Köpfen zu verankern?

Ich glaube, wir brauchen ein anderes Altersbild. Wir müssen verstehen, dass Altern sehr vielfältig ist. Wir müssen versuchen, schon bei Studierenden oder Jugendlichen anzusetzen und verständlich zu machen, dass das Leben in jeder Lebensphase lebenswert sein kann. Denn solange wir so schlechte Altersbilder haben und Angst vor dieser Lebensphase, werden wir auch keine bessere Pflege bekommen, und auch zum Beispiel Altersheime nicht besser werden, wenn dort die Personen sind, vor denen wir uns eigentlich fürchten. Also, man muss wirklich umdenken, man braucht mehr Diversität in der Vorstellung des Alterns.

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