Dunkle Kapitel
Landesbibliothek arbeitet eigene NS-Geschichte auf

„gesperrt“, „verboten“, einschlägige Stempel: Ständestaat, NS- und unmittelbare Nachkriegszeit haben in vielen Büchern der Steiermärkischen Landesbibliothek ihre sichtbaren Zeichen hinterlassen. | Foto: Landesbibliothek Stmk.
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  • „gesperrt“, „verboten“, einschlägige Stempel: Ständestaat, NS- und unmittelbare Nachkriegszeit haben in vielen Büchern der Steiermärkischen Landesbibliothek ihre sichtbaren Zeichen hinterlassen.
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Die dunklen Kapitel der eigenen Geschichte sind derzeit gerade Inhalt einer Forschungsarbeit der Steiermärkischen Landesbibliothek. So werden die Jahre 1938 bis 1945 sukzessive durch die Durchforstung sämtlicher Quellen und Dokumente wissenschaftlich aufgearbeitet. Im Herbst 2022 soll eine Publikation die Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen.

STEIERMARK. Mit diesem Forschungsauftrag, für den das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung (LBI) gewonnen werden konnte, wird in der Historie der Steiermärkischen Landesbibliothek eine Lücke geschlossen, wie Leiterin Katharina Kocher-Lichem erklärt: "Da bis heute keine umfassende wissenschaftliche Betrachtung der Steiermärkischen Landesbibliothek für die Jahre 1938 bis 1945 vorliegt, wird deren Geschichte in der NS-Zeit nun seit Frühjahr 2021 aufgearbeitet."

Da bis heute keine umfassende wissenschaftliche Betrachtung der Steiermärkischen Landesbibliothek für die Jahre 1938 bis 1945 vorliegt, wird deren Geschichte in der NS-Zeit nun bis Herbst 2022 aufgearbeitet. | Foto: Landesbibliothek Stmk.
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"Neue Quellen" erschlossen

Barbara Stelzl-Marx, die Leiterin des LBI für für Kriegsfolgenforschung, wiederum freut sich, dass mit diesem Forschungsprojekt nun die „erste tiefergehende Arbeit auf diesem Gebiet seit der Dissertation Sandra Bruggers über das Joanneum Graz 1939 bis 1945, die sich auch in Teilen der Landesbibliothek widmet, und Dieter A. Binders Aufsatz zu Julius Franz Schütz, dem Bibliotheksdirektor der Landesbibliothek zwischen 1937 und 1954" im Laufen ist. Auf einer breiten Basis ‚neuer Quellen‘ könne somit Licht auf dieses dunkle Kapitel der steirischen Zeitgeschichte geworfen werden.
Projektverantwortlich zeichnet sich Katharina Bergmann-Pfleger am LBI für Kriegsfolgenforschung in Kooperation mit der Universität Graz.

„Das Projekt versteht sich als Beitrag zur Erforschung der Geschichte österreichischer wissenschaftlicher Bibliotheken während der NS-Zeit und soll eine Lücke in der Auseinandersetzung mit den Folgen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes schließen."
Kulturlandesrat Christopher Drexler

1933 bis 1950 als "kritische Masse"

„Als Untersuchungszeitraum definierten wir die Jahre 1933 bis 1950, um Vor- bzw. Rahmenbedingungen sowie Nachwirkungen in die Betrachtung miteinfließen lassen zu können“, umreißt Katharina Kocher-Lichem den wissenschaftlich aufzuarbeitenden Zeitraum. „Katharina Bergmann-Pfleger hat sich 2021 durch das Archiv der Landesbibliothek gearbeitet, die verfügbaren Akten zur Landesbibliothek am Steiermärkischen Landesarchiv ausgehoben und durchforstet und im Österreichischen Staatsarchiv sowie der Nationalbibliothek in Wien nach Quellen gesucht. 

Fertigstellung im Herbst 2022

Momentan werden die Materialen ausgewertet, um im Herbst 2022 die Geschichte der Landesbibliothek während der NS-Zeit in Buchform der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, stellt Kocher-Lichem Ergebnisse in Aussicht.
Bis in den Herbst soll die Forschungen abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten, inklusive Publikation, wurden mit etwa 100.000 Euro veranschlagt, wovon die Hälfte von der Landesbibliothek getragen wird, der Rest setzt sich aus Förderungen durch die Historische Landeskommission für Steiermark, den Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus und des Zukunftsfonds der Republik Österreich sowie Inkind-Leistungen des Ludwig Boltzmann Institutes und der Landesbibliothek zusammen.

Mehr Infos:
www.landesbibliothek.steiermark.at
Ludwig-Boltzman Institut für Kriegsfolgenforschung

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