Girls‘ Day
152 Betriebe zeigen 810 Frauen klischeefreie Perspektiven

Frauen und Männer nebeneinander in technischen Berufen – so soll die Zukunft ausschauen.  | Foto: Symbolfoto TungArt/Pixabay
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  • Frauen und Männer nebeneinander in technischen Berufen – so soll die Zukunft ausschauen.
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Der Girls‘ Day zeigt in der Steiermark, wie Zahlen und Fakten zeigen, längst Wirkung bzw. sind junge Frauen schon in der Welt von Handwerk und Technik daheim. Am 25. April geht es wieder weiter und 810 Schülerinnen sind mit dabei. 

STEIERMARK. Der Girls‘ Day ist eine längst etablierte Aktion bzw. Initiative. Blicken wir zurück: Seit 2004 führt die Steirische Volkswirtschaftliche Gesellschaft (STVG) im Auftrag des Landes Steiermark den Girls‘ Day durch. Und der hat sich prima entwickelt: 152 Unternehmen öffnen heuer am 25. April ihre Türen und lassen dabei 810 Schülerinnen hinter die Kulissen blicken.

Die Vielfalt bzw. Streuung ist gegeben, Betriebe aus allen steirischen Regionen und insgesamt 96 Schulen sind dabei. Mädchen der 7. und 8. Schulstufe lernen vor allem technisch-handwerkliche und naturwissenschaftliche Berufe kennen. Dabei könne sie auszuprobieren, ob jene Berufsfelder ihren Interessen und Talenten entsprechen.

Gibt es noch Geschlechterklischees in der Berufswelt?

Und ja, der Girls‘ Day soll Mädchen und Frauen in der Steiermark natürlich auch motivieren, in der Folge einen technischen Beruf zu ergreifen. Denn im Bereich der technischen Berufen werden ja in allen steirischen Regionen Fachkräfte gesucht.

Yvonne Popper-Pieber, Martin Neubauer, LR Ursula Lackner, LR Werner Amon, Michaela Marterer und Vanessa Melcher-Moser (v.l.) bei der Girls‘ Day-Pressekonferenz. | Foto: Land Steiermark/Binder
  • Yvonne Popper-Pieber, Martin Neubauer, LR Ursula Lackner, LR Werner Amon, Michaela Marterer und Vanessa Melcher-Moser (v.l.) bei der Girls‘ Day-Pressekonferenz.
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Eine Erfolgsgeschichte

Die Verantwortlichen betonen, dass Aktionen wie eben der Girls‘ Day ihre Wirkung nicht verfehlen würden. Blicken wir auf Zahlenmaterial und eine Zusammenstellung der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft. Diese zeigt, mit einem Blick auf die zehn beliebtesten Lehrberufe von Mädchen in der Steiermark, dass sich etwa im Jahr 2021 nur mehr 59,8 Prozent der Mädchen für „klassische” Berufe entschieden haben und der Beruf der Metalltechnikerin nach der Einzelhandelskauffrau und Bürokauffrau seit dem Vorjahr schon auf Platz drei steht und dabei die Friseurin (Stylistin) aus den Top 3 verdrängt hat. 

Und: 2004, also im Premierenjahr vom Girls´ Day zum, war weder die Metalltechniker noch die  Elektrotechniker unter den zehn beliebtesten Lehrberufen der Mädchen.

Role-Model Vanessa macht's vor

Am besten stellt man die gute Entwicklung aber natürlich anhand eines Role-Models dar: 
Vanessa Melcher-Moser hat ihre Lehre zur Metalltechnikerin bei der Fuchshofer Präzisionstechnik GmbH in Haselbach (Eibiswald) absolviert und die Lehrabschlussprüfung mit Auszeichnung absolviert. Bis heute ist sie mit Begeisterung im Unternehmen in ihrem Beruf tätig und möchte auch andere Mädchen dazu motivieren, eine Lehre in einem nicht-klassischen Frauenberuf zu ergreifen.

„Die Teilnahme am Girls‘ Day ist für uns nicht nur eine Gelegenheit, junge Frauen für technische Karrieren zu begeistern, sondern auch eine Verpflichtung, die Geschlechtervielfalt in unserer Branche zu erhöhen. Mädchen haben das gleiche Potenzial wie Jungen, wenn es um Technik und Innovation geht. Indem wir ihnen frühzeitig Zugang zu technischen Berufen ermöglichen, schaffen wir eine inklusivere und vielfältigere Zukunft. Wir glauben, dass durch die Förderung von Mädchen in der Technik nicht nur unser Unternehmen, sondern die gesamte Branche profitieren wird. Diversität bringt neue Ideen, unterschiedliche Perspektiven und innovative Lösungen. Girls‘ Day ist unser Beitrag dazu, diese Vision Wirklichkeit werden zu lassen”, so Vanessa Melcher-Moser.

Ein großes Anliegen ist der Girls‘ Day natürlich auch Werner Amon (ÖVP), Bildungslandesrat und Präsident der Bildungsdirektion: „Die Kombination aus naturwissenschaftlich-technischer Bildung in der Schule und dem Erleben der Praxis in Unternehmen soll bei Mädchen die Neugierde wecken und sie dazu ermutigen, auch technische Berufe zu ergreifen. Umso erfreulicher ist es, dass seit 2023 auch der Beruf Metalltechnikerin in der Steiermark zu einem der drei beliebtesten Lehrberufen bei Mädchen zählt. Aktionen wie der Girls‘ Day haben mit Sicherheit einen beträchtlichen Anteil an dieser Trendwende. Aber auch bei den Unternehmen ist das Bewusstsein vorhanden, dass sie nicht auf das große Potential der weiblichen Arbeitskräfte verzichten dürfen."

Derzeit sind männerdominierte Branchen noch oft besser bezahlt.  | Foto: Symbolfoto geralt/Pixabay
  • Derzeit sind männerdominierte Branchen noch oft besser bezahlt.
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Lackner betont die Geldfrage

Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ) bringt auch die Geldfrage ins Spiel: "Leider ist es so, dass traditionell männerdominierte Branchen meist besser bezahlt sind. Deshalb braucht es eine bessere Durchmischung, damit Frauen auch davon profitieren können. Denn ein höheres Gehalt macht sie nicht nur finanziell unabhängig, sondern wirkt sich später auch auf die Höhe der Pension aus." Lackner will auch die nötigen Rahmenbedingungen schaffen: "Mit regionalen Bildungsmanagerinnen und Bildungsmanagern und erst kürzlich neu eingeführten regionalen Gleichstellungsmanagerinnen und Gleichstellungsmanagern wollen wir in allen Regionen Rahmenbedingungen schaffen, die jungen Frauen die besten Chancen bieten, sich zu entfalten.”

Es braucht mehr als einen Tag

Und die Meinung von Michaela Marterer, ihres Zeichens Geschäftsführerin der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft: „Der Girls‘ Day ist eine Möglichkeit für Mädchen direkt in steirischen Unternehmen Technik, Handwerk und Naturwissenschaft auszuprobieren. Wichtig dabei ist, dass die Aktivitäten gut in den Prozess der Berufsorientierung und Berufsfindung eingebettet sind. Dazu zählt auch, dass das Thema nicht nur an diesem Tag behandelt wird. Denn ein Beruf fragt nicht nach dem Geschlecht – Vor- und Nachbereitung sind relevant. So gibt es auch in diesem Jahr wieder das Online-Abenteuer, das morgen startet. Das Motto lautet wieder: Girls‘ Day meets Boys Day. Und das kann Stereotypen bei der Berufswahl entgegenwirken."

Weg mit alten Denkmustern

Auch Martin Neubauer, Institutsleiter WIFI Steiermark, widmet sich dem Thema: „Unsere Erfahrung im Talentcenter, aber auch bei unseren Kursen am WIFI, zeigt, welch enormes Potenzial in unserer Jugend und vor allem bei den Mädchen schlummert. Dieses Potenzial können wir aber nur heben, wenn wir festgefahrene Denkmuster aufbrechen und Mädchen mit spannenden Berufen konfrontieren, an die sie vielleicht noch nie gedacht haben."

Für Yvonne Popper-Pieber, stellvertretende AMS Landesgeschäftsführerin, steht fest: „Der Girls‘ Day ermöglicht es jungen Mädchen, in die spannende und vielfältige Welt von Handwerk und Technik einzutauchen und erste Erfahrungen zu sammeln. So wollen wir sie gemeinsam zu einem Berufseinstieg in diesen Branchen motivieren und inspirieren – immerhin bieten Handwerk und Technik gerade Frauen sehr gute Gehalts- und Karriereperspektiven."


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