Interview
Holzcluster Steiermark mit Alexander Pinter unter neuer Führung

Staffelübergabe beim Holzcluster Steiermark: Mit Anfang des Jahres folgte Alexander Pinter (l.) auf Christian Tippelreiter. | Foto: Christoph Hütter
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  • Staffelübergabe beim Holzcluster Steiermark: Mit Anfang des Jahres folgte Alexander Pinter (l.) auf Christian Tippelreiter.
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Seit über 20 Jahren agiert der Holzcluster Steiermark als Drehscheibe zwischen Holzwirtschaft, Wissenschaft und Politik und vereint dabei die Branchen Forst, Industrie und Gewerbe. Mit Anfang des Jahres hat Alexander Pinter, selbst Forstwirt und studierter Biologie, das Ruder im Holzcluster übernommen. Ein Interview mit einem klaren Hauptdarsteller: Holz.

STEIERMARK. Der Holzcluster Steiermark vereint und vernetzt steiermarkweit 170 Partnerbetriebe und mehr als 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Seit Jänner steht dem Holzcluster mit Alexander Pinter ein neuer Geschäftsführer vor. Er übernimmt damit die Geschäftsführung von Christian Tippelreither, der nach fünf erfolgreichen Jahren wieder in die Privatwirtschaft wechselt. MeinBezirk.at bat Alexander Pinter zum Auftaktinterview

  • In drei Worten – Holz ist für mich …

Tradition, Innovation, Zukunft. Darf ich ein viertes hinzufügen? Leidenschaft!

  • „Für viele Fragen der Zukunft ist die Antwort Holz“ sagen Sie anlässlich Ihrer Bestellung zum neuen Geschäftsführer des Holzcluster Steiermark – inwiefern?

Diese Aussage zielt darauf ab, die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und innovativen Anwendungen des Bau- und Werkstoffs Holz abzubilden. Holz ist als nachwachsende Ressource DER Rohstoff des 21. Jahrhunderts – darüber hinaus übernimmt er die so wichtige CO2-Speicherung. So soll neben dem Wald, wie wir ihn kennen, ein zweiter „Produkt“-Wald entstehen, in dem CO2 langfristig gebunden wird, von Alltagsgegenständen, als Substitutionsprodukte in verschiedensten Anwendungen bis hin zu mehrgeschossigen Holzbauten und Sanierungsprojekten. Dies hat natürlich auch zur Folge, dass wir für einen bewirtschafteten Wald stehen, der aus unserer Sicht auch der Garant für Stabilität und Biodiversität ist.

Sieht den Holzcluster als "verlässlichen Partner für die steirische Holzbranche – vom Startup und Tischler über das Gewerbe, den KMUs und im Holzbau tätigen Firmen bis hin zu den Großbetrieben, der Forschung und Know-how Partnern": Alexander Pinter | Foto: Christoph Hütter
  • Sieht den Holzcluster als "verlässlichen Partner für die steirische Holzbranche – vom Startup und Tischler über das Gewerbe, den KMUs und im Holzbau tätigen Firmen bis hin zu den Großbetrieben, der Forschung und Know-how Partnern": Alexander Pinter
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  • Der Holzcluster vereint die Branchen Industrie, Forst und Gewerbe – wie kann man sich hier eine Vernetzung vorstellen? Gibt es konkrete Beispiele?

Diese Branchen stehen selbstverständlich im Zusammenhang. Am Beginn der Wertschöpfungskette steht die Holzernte, und auf der Ebene „Wald der Zukunft“ gibt es viele Fragen zu beantworten, denn – und hier kann ich gleich den Bogen spannen – fragen auch Industrie und Gewerbe, welche Holzarten- und mengen in Zukunft verfügbar sein werden, und welche Produkte es auf dem Markt geben wird. Hier sind wir als Holzcluster an Projekten beteiligt, die derartige Fragen beantworten sollen. Als Innovationstreiber machen wir uns natürlich auch darüber Gedanken, in welcher Art und Weise zukünftig verfügbare Sortimente effektiv und ressourceneffizient eingesetzt werden können.
Darüber hinaus muss man auch demographische Fragen stellen – wer und wie wird man in der Zukunft Holz ernten, welche Rolle werden dabei KI und Automation spielen? Auch die Themen Qualifizierung und Bildung spielen eine entscheidende Rolle – das Wissen muss in Richtung der umsetzenden Betriebe fließen.

  • Was sind Ihre ersten Vorhaben, wo wollen Sie ggf. neue Akzente setzen?

Aus der Vogelperspektive sehe ich den Holzcluster als verlässlichen Partner für die steirische Holzbranche – vom Startup und Tischler über das Gewerbe, den KMUs und im Holzbau tätigen Firmen bis hin zu den Großbetrieben, der Forschung und Know-how Partnern. Wir wollen im Waldland Nummer 1 auf breiter Ebene unterstützen, fördern und vernetzen – sei es im Förderbereich, der Wissensvermittlung, hier besonders auch im digitalen Bereich, Beratung, Internationalisierung und Marktöffnung. Wir haben auf jeder Ebene – vom EPU bis zu großen Industriebetrieben - großartige Unternehmen in der Steiermark, diese wollen wir mit unserem Angebot noch weiter nach vorne bringen.
Darüber hinaus laufen im Holzcluster zahlreiche nationale und internationale Projekte, die wir gut bedienen und im Idealfall auch in Folgeprojekte überführen wollen. Bei unserem Bildungs- und Unterstützungsangebot – und das fällt unter Akzente – wollen wir den Startup- und KMU-Sektor unserer Partnerunternehmen möglichst zielgerichtet und niederschwellig bedienen, da haben wir auch schon innovative neue Formate angedacht.

Alex Pinter hat die familiäre Forstwirtschaft im Norden von Graz übernommen und arbeitet selbst regelmäßig im Wald. | Foto: Podesser
  • Alex Pinter hat die familiäre Forstwirtschaft im Norden von Graz übernommen und arbeitet selbst regelmäßig im Wald.
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Ein Zukunftsthema wird auf jeden Fall ein Hub für „Green lightweight materials“ sein – ein Hinweis auf eine der großen Vorteile des Werkstoffs Holz, nämlich gleiche Festigkeit bei signifikanter Gewichtsersparnis und gleichzeitiger CO2-Speicherung. Auch im Bildungsbereich wollen wir den Aufbau von Wissen im Umgang mit Holz vorantreiben.
Ein weiteres Anliegen ist mir auch die Zusammenarbeit mit den anderen steirischen Clustern, da die Erfahrung gelehrt hat, das manche Themen – beispielsweise in der Qualifizierung oder im Designbereich – übergreifend noch effektiver bedient werden können.

  • In vielen Bereichen ist der Einsatz von Holz naheliegend wie etwa im Wohnbau, wo kommt Holz hingegen zum Einsatz, wo man es nicht unbedingt erwarten würde?

Haben Sie Holz in Fahrwerksklappen von Flugzeugen, in der Stoßstange eines PKW, der Treppe eines Reisebusses, in mehrgeschossigen Hochhäusern – Stichwort Brettsperrholz, wo die Steiermark eine gewichtige Rolle spielt - oder gar in Windturbinen erwartet? Dies sind nur einige der Innovationen, die bereits in der Realität existieren, und im Innovationsbereich herrscht gerade eine große Dynamik. Die nächsten Jahre werden davon geprägt sein, dass Holz von der Simulations- und Prototypenphase immer mehr in die industrielle Nutzung übergehen wird, parallel spannende Neuentwicklungen entstehen werden. Natürlich sind wir bei dieser Thematik in mehreren Projekten involviert.

"Für viele Fragen der Zukunft ist die Antwort Holz", so das Motto des neuen Holzcluster-Geschäftsführers Alex Pinter. | Foto: Pinter
  • "Für viele Fragen der Zukunft ist die Antwort Holz", so das Motto des neuen Holzcluster-Geschäftsführers Alex Pinter.
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  • So nahe dran an Themen wie Nachhaltigkeit und Natur waren Sie öffentlichkeitswirksam zuletzt in Ihrer Zeit als Landtagsmandatar für die steirischen Grünen. Wie sehr hat Sie diese politische Funktion dahingehend geprägt bzw. was nehmen Sie daraus für die anstehende Aufgabe mit?

Als Sprecher für Forstwirtschaft habe ich die Holzbranche – zusätzlich besonders auch aus der Perspektive des Betriebsführers eines Forstbetriebs - natürlich intensiv beobachtet, auch die Entwicklung mancher Rahmenbedingungen genau mitverfolgt. Es war mir immer wichtig, mit allen Personen eine offene, aufrichtige und faktenorientierte Gesprächsbasis zu haben – insofern kann ich jetzt auch auf diese aufbauen. Da der Holzcluster Steiermark in seiner Funktion auch als Drehscheibe in Richtung Politik agiert, ist es mir wichtig, auch diese Funktion wahrzunehmen.

Zur Person:
Alexander Pinter, geboren 1979 in Graz, studierte nach der Matura Biologie, Musik und Pädagogik. Nach einigen Jahren in den USA kehrte er in die Heimat zurück, wo er die Ausbildung zum Forstwirtschaftsmeister erfolgreich absolvierte und danach das heimische Forstgut Burgstaller in Gratkorn übernahm. Als Abgeordneter zum Steiermärkischen Landtag war er auch politisch tätig und vielfach Ansprechpartner für Fragen zu Holz- und Forstwirtschaft.

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