Gas-Engpass
"Notrationierungen hätten massive wirtschaftliche Schäden"

Die Frage der Versorgungssicherheit mit Gas schwebt wie ein Damoklesschwert über der steirischen Industrie. | Foto: MAGNA Heavy Stamping (Symbolbild)
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  • Die Frage der Versorgungssicherheit mit Gas schwebt wie ein Damoklesschwert über der steirischen Industrie.
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Im Zuge der neuerlichen Verschärfung der Energiekrise nach dem Gas-Stopp aus Russland für Polen und Bulgarien, schraubt auch die heimische Industrie noch intensiver am Ausstiegsszenario aus der Gasabhängigkeit. Bekanntlich hängt Österreich zu 80 Prozent am russischen Gashahn, mehr als 93 Prozent des Gesamtverbrauchs an Gas wiederum geht an heimische Unternehmen und Wirtschaftsbetriebe.

STEIERMARK. Was, wenn die Leitungen wirklich leer bleiben und die damit die Produktion in der steirischen Industrie lahmgelegt wird. Der heute Nacht bekannt gewordene Gas-Stopp für Bulgarien und Polen hat auch in der heimischen Industrie die Alarmglocken noch lauter schrillen lassen. Noch ist die Versorgung laut  Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) über die Versorgungsrouten „Nord Stream“ und die Ukraine „uneingeschränkt" gesichert.

Energie Steiermark beruhigt

Auch die Unternehmenskommunikation des größten Energieversorgers Energie Steiermark beruhigt in einem ORF Steiermark-Medienbericht: "Im Moment ist unser Fokus auf das Anheben der Speicherstände gerichtet, wir können die Speichervorräte im Moment nahezu täglich weiter erhöhen", so Energie Steiermark-Sprecher Urs Harnik. "Den Vorrat, den wir jetzt haben, der würde ein ganzes Jahr für alle Haushalte reichen, und wenn wir den gesamten Gasverbrauch hernehmen, mit der Industrie, dann würde das Gas, das wir im Moment in den Speichern haben, rund drei Monate ausreichen."

Die wichtigsten Gas-Pipelines von Russland nach Europa | Foto: Enzog/Gazprom
  • Die wichtigsten Gas-Pipelines von Russland nach Europa
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MeinBezirk.at hat mit Gernot Pagger, dem Geschäftsführer der Steirischen Industriellenvereinigung über die neuerliche Verschärfung der Energieversorgung gesprochen.

Inwiefern verstärkt der Gas-Stopp für Polen und Bulgarien die ohnehin bereits angespannte Lage für die steirische Industrie?
Der Lieferstopp für Polen und Bulgarien betrifft die österreichische Versorgungssituation und damit die steirische Industrie nicht direkt. Maßnahmen wie dieser und jede Verknappung sorgen aber für Verunsicherung auf den Energiemärkten und beeinflussen die ohnehin schon hohen Preise.

An einem Notfallplan wird seitens der Industrie – gemeinsam mit der Energie Steiermark – gearbeitet. Wie weit ist dieser fortgeschritten?
Die steirischen Industriebetriebe bereiten sich derzeit auf unterschiedliche Szenarien der Versorgung mit Gas vor. Das alles passiert vor dem Hintergrund, dass die Steiermark und Österreich kurz- und mittelfristig auf Gaslieferungen aus Russland angewiesen sind. Das ist leider die technische und wirtschaftliche Realität. Auf absehbare Zeit kann die Versorgung von Österreich und der Steiermark mit Erdgas aus anderen Quellen oder auch alternativen Energieformen physisch und faktisch nicht ausreichend stattfinden.

"Wer im Fall von Engpässen weiterhin Gas kaufen kann, das regelt das Energielenkungsgesetz", erklärt IV-Geschäftsführer Gernot Pagger. | Foto: IV/Kanizaj
  • "Wer im Fall von Engpässen weiterhin Gas kaufen kann, das regelt das Energielenkungsgesetz", erklärt IV-Geschäftsführer Gernot Pagger.
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Gibt es sozusagen ein „Ranking“, eine Priorisierung, welche Unternehmen zuerst gedrosselt werden könnten und welche zuletzt? 
Wer im Fall von Engpässen weiterhin Gas kaufen kann, das regelt das Energielenkungsgesetz beziehungsweise eine dann zu erlassende Verordnung der Energieministerin. Notrationierungen für die Industrie hätten jedenfalls massive wirtschaftliche und soziale Schäden. Sie würden mit einer großen Zahl an gefährdeten oder gar verlorenen Arbeitsplätzen auch in der Steiermark einher gehen und es würden uns viele Produkte des täglichen Lebens schlicht und ergreifend fehlen. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt alles tun, um unsere Speicher bestmöglich zu befüllen, um hier Puffer und gegebenenfalls Zeit zu gewinnen.

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