Von Handwerk zum Kunstwerk

Architektur muss Menschen dienen, so Johann Reisenhofer.  | Foto: Kanizaj

Gebaut wird immer, Herausforderungen gibt es dennoch – gerade jetzt. Deshalb stellen wir im Rahmen des Projektes "Unser Land beleben", das die WOCHE gemeinsam mit dem Land Steiermark, Raiffeisen und der Wirtschaftskammer durchführt, traditionelles und innovatives steirisches Handwerk vor, das mit Sanierung, Revitalisierung und der Belebung von Ortskernen punktet. 
Der Bau- und Stuckateurmeister sowie Innungsmeister Johann Reisenhofer hat sich mit der Restaurierung eines Stadthauses in Gleisdorf einen Traum erfüllt. In nur einem Jahr verwandelte er das Anwesen detailgetreu in den Zustand der Gründungszeit um 1880. Da Reisenhofer gerne mit den Händen arbeitet, ergriff er diesen Beruf. Er wuchs mit zwei Großvätern auf – der eine war Schmiede- und der andere Tischlermeister. Von ihnen lernte er, wie man Dinge wirtschaftlich reparieren oder herstellen kann, und dies setzte er beim Stadthaus in Gleisdorf auch um. Es war Liebe auf den ersten Blick: "Um ein Uhr habe ich das Haus besichtigt und um drei Uhr den Kaufvertrag unterschrieben", erzählt Reisenhofer. 

Teuer bedeutet nicht gleich gut

2011 erwarb er das Jugendstilhaus und revitalisierte es in nur einem Jahr: 1.200 Stunden wendete der Maler für das Schleifen und Streichen von Fenstern und Türen auf, es wurden mühevoll die Mauern langfristig vor aufsteigender Feuchtigkeit geschützt, dezent eine Wärmedämmung angebracht, Fischgrät-Parkettböden verlegt und mit stilvollen Stuckarbeiten verziert – Reisenhofer ist ja auch Stuckateurmeister.
Was würde er jemandem empfehlen, der vor dieser Aufgabe steht und nicht vom Fach ist? „Erst einmal bedeutet teuer nicht gleich gut. Und zweitens müssen sich die Handwerker mit dem Objekt auseinandersetzen. Wenn sie das, was sie zu tun gedenken, dann auch noch so erklären, dass man es versteht, sind schon einmal gute Voraussetzungen gegeben", sagt der Innungsmeister. Das Wohngefühl in seinem Stadthaus beschreibt er als „klasse", besonders dann, wenn im Winter die Eisblumen am Fenster gefrieren.

Gemeinsam zum erklärten Ziel

Pläne vom alten Jugenstilhaus (siehe Story daneben) gab es keine. Was dann zählt, ist ein gutes Vorstellungsvermögen und natürlich auch die Hand eines Architekten. Schon beim ersten Gang durch das Objekt habe Johann Reisenhofer ein Bild vor Augen gehabt, wie das Objekt nach der Restaurierung aussehen sollte. Selbst als gelernter Baumeister würde er ein solches Projekt nicht ohne Architekten, der Erfahrung mit alten Gebäuden hat, durchführen. "Ein Denken nach Ö-Norm hat bei einer Restaurierung nichts zu suchen. Es geht um geschickte Lösungen, die nicht unbedingt teuer sein müssen", so der Innungsmeister. Was viel ausmacht, ist das passende Farbkonzept, das ebenfalls vom Fachmann stammen sollte. "Das mit den richtigen Farben ist nicht zu unterschätzen, da sollte man sich auskennen. Es ist wie bei einem tollen Kleidungsstück, bei dem die richtige Kombination zählt. Und oft ist weniger mehr."

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