Das Jesuskinderl und die Schafgarbe - Märchen und Geschichten aus dem Bezirk Steyr - Teil 8

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Die längste Nacht des Jahres bricht an, während die Welt in eisigen Frost gehüllt ist. Kinderaugen leuchten voller Erwartung und hie und da guckt schon ein Engerl zum Fenster herein. Und - spüren Sie's nicht auch? Das Christkind, es ist schon ganz nah. Endlich ist sie da, die "stillste Zeit im Jahr". Weil ich ein bisserl dazu beitragen will, die weihnachtliche Stille bis ins Innerste zu tragen, ist die heutige Geschichte eine kindliche, naive, die den Zauber der ersten Weihnacht wieder auferstehen lassen soll...

Das Jesuskinderl und die Schafgarbe
von Anita Buchriegler

Als das Jesuskind geboren werden sollte - der grantige Wirt hatte Maria und Josef zu guter Letzt doch noch Obdach im alten Stall außerhalb der Stadt gewährt – besann sich Maria der alten Überlieferung über die Bettstrohkräuter. Ihre weise Cousine Elisabeth, die selbst vor einiger Zeit trotz ihres fortgeschrittenen Alters einen gesunden Johannes zur Welt gebracht hatte, hatte ihr doch erzählt, dass schon die Alten bestimmte Kräuter verwendet hätten, um das Gebären zu erleichtern. Aber Welche Kräuter waren das bloß? Hm, der Frauenmantel gehörte dazu, das Labkraut, auch vom Quendel hatte sie gesprochen; Weidenröschen und Johanniskraut hatte sie erwähnt aber mehr fiel ihr im Moment einfach nicht ein. Da riss sie auch schon die nächste Wehe aus ihren Gedanken. Egal – in der gegenwärtigen Situation konnte sie sowieso nicht wählerisch sein. Und so ließ sie sich im duftenden Heu nieder.

Die Geburt verlief gut, sodass auch der besorgte Josef aufatmen konnte – kein Wunder, denn droben auf dem Hüttendach hatte schon ein ganzer Engelschor Platz genommen, um über das Wunder in der Krippe im Stall zu Bethlehem zu wachen.

Es dauerte nicht lange, da wurde die heilige Familie von schweren Tritten, aufgeregten Stimmen und dem freudigen Geblöke einer ganzen Schafherde mitsamt ausgelassener Hirtenmusik aus dem glückseligen Dämmerschlaf gerissen. Alle wollten sie der frischgebackenen Mutter gratulieren und dem Jesuskind ihre Geschenke darbringen. Den Retter der Welt bekam man schließlich nicht alle Tage zu Gesicht.

Als alle fertig waren und sogar die Heiligen Drei Könige verzückt dem Jesuskind gehuldigt hatten, begannen Ochs und Esel wieder zu Muhen und zu Ia-zen. Sie kündigten noch einen verspäteten Besucher an. Es war der Nazl mit dem krummen Bein, der da beschwerlich über die Schwelle humpelte. In seinen zitternden Händen hielt er ein kleines, blutverschmiertes Lämmchen. Auf Nazls Wangen sah man die Spuren vertrockneter Tränen.

Scheu kniete er vor der Gottesmutter nieder und begann stockend zu erzählen: „Oh heilige Mutter, verzeih mein spätes Eindringen. Ich bin mit den anderen zusammen aufgebrochen als uns der Engel die frohe Botschaft verkündet hat. Weil aber mein Bein verkrüppelt ist, konnte ich nicht mit den anderen Hirten Schritt halten. Ich wollte mein liebstes Lämmchen hier als Geschenk darbringen, sozusagen ein kleiner Spielgefährte für das Jesuskindlein. Da tauchte wie aus dem Nichts ein Wolf auf, und stürzte sich auf das Lämmlein. Wären nicht drei hohe Herren auf Kamelen vorbeigeritten, die den Wolf vertrieben haben, wir wären beide nicht mehr zu retten gewesen. So hat es nur mein kleines Schaf erwischt und ich komme mit leeren Händen. Oh welch ein Jammer. Mein Lämmlein ist so schwer verletzt, es wird wohl die Nacht nicht überleben.“

Da öffnete das Jesuskindlein plötzlich die Augen, hob eines der molligen Händchen und ließ eine Pflanze mit weißem Blütenstand und wunderbarem Duft aus der Krippe hinunter fallen. Und - hatte man so etwas schon gesehen - wie von einer leichten Brise ergriffen, fiel die kleine Pflanze genau auf die schwerste Wunde an der Seite des kleinen Schafes. Kaum hatte aber das Kraut den Körper des verletzten Tieres berührt, verschwand das Blut aus dem Fell des Lämmleins, die Wunde heilte und das Tier konnte wieder von alleine aufstehen.

Der beherzte Hirt sprang auf und jauchzte vor Freude. Auf einmal bemerkte er, dass auch an ihm ein Wunder geschehen war. Sein verkrüppeltes Bein war plötzlich stramm und gerade. Er drehte sich im Kreis, hüpfte und lachte und nur im aller letzten Moment fiel ihm ein, dass es sich vielleicht nicht gehörte, der Mutter Gottes um den Hals zu fallen und ihr einen dicken Schmatz auf die Wange zu drücken!

„Ist schon recht, Nazl“, lächelte ihn die heilige Maria an. „Du hast das Herz am rechten Fleck und mein Jesuskinderl in der Krippe hier hat dir gerne geholfen. Auch mir hast du eine große Freude gemacht. Als ich mich aufs Lager legte, um zu gebären, hab‘ ich mir den Kopf über die Namen der Pflanzen zermartert, die zu den Bettstrohkräutern gehören. Mir ist auch diese Pflanze in den Sinn gekommen, aber mir wollte nicht einfallen wie sie hieß. Ab jetzt soll sie den Namen „Schafgarbe“ tragen, weil sie dein Schäflein und dich auf so wundersame Weise geheilt hat!“

Der Nazl dankte Maria, verabschiedete sich beim Josef und machte sich wieder auf die Reise. Das Lämmlein sprang vergnügt neben ihm her, denn Maria hatte es ihm wieder mitgegeben. Der lange Weg heim nach Nazareth wäre vielleicht doch noch zu anstrengend für das Tier gewesen. Der Nazl aber ging heim, und erzählte von nun an, an jedem Lagerfeuer, die wundersame Geschichte wie die Schafgarbe zu ihrem Namen kam.

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