HAFER. Märchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind Gebliebene - Teil 60

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Hafer ist ein Getreide, das hauptsächlich durch die Verwendung als Pferdefutter bekannt ist. Die nahrhafte Haferflocken-Suppe ist gut für die Verdauung, schmeckt lecker als Vorspeise und lässt Kranke wieder zu Kräften kommen. In der Homöopathie hilft Avena sativa vor allem nervösen Menschen, die sich häufig überfordert fühlen und unter Schlafstörungen leiden. Hafermehl gilt als ausgezeichnete Grundlage für Schönheitsmasken (Quelle: Die Kräuter in meinem Garten). Landwirtschaftlich gesehen, war mir das Haferstroh immer am liebsten, weil es bei der Verarbeitung weniger sticht, als die anderen Stroh-Arten...

Das Märchen vom König Haferstroh

Es war einmal, in einem Land vor unserer Zeit, da lebte ein junger König. Eben erst der Kinderstube entwachsen, war er stürmisch und voller Tatendrang. Seine vielen Ideen hätte er am Liebsten alle auf einmal verwirklicht. Das altmodische Reich, das er von seinem verstorbenen Vater übernommen hatte, wollte er völlig umkrempeln.

Weil er aber unter massiven Schlafstörungen litt, wollte ihm nichts so recht gelingen. Seine Minister fanden immer wieder Mittel und Wege, mit denen sie den übermüdeten Geist des jungen Königs überlisten konnten, um ja nichts verändern zu müssen.

Grund für seine Schlaflosigkeit war das plötzliche Verschwinden seiner Mutter, die er über alles geliebt hatte. Ihr Bild trug er noch immer tief im Herzen. Die Königin war wunderschön gewesen, ihre Haare glänzten in der Sonne, wie Haferstroh. Sie war sehr liberal gewesen, seine Mutter. Trotz der Königswürde zog sie ihren Sohn selbst auf. Oft ging sie mit ihm hinaus aufs Feld, um den Schnittern zuzusehen. Noch heute sah er vor sich, wie wild und frei sie aussah, wenn ihr der Sommerwind ins gelöste Haar fuhr. Sie liebte es, mit ihm draußen zu spielen. "Auch ein Königssohn darf ruhig einmal schmutzig werden", rief sie ihm dann lachend zu. Bald schon lehrte sie ihn eigenständig zu denken und die Dinge zu hinterfragen. Aber anscheinend war sie zu liberal. Denn eines Tages verschwand sie spurlos. An der Traurigkeit die ihn daraufhin umgab, konnte nicht einmal ihr Lieblings-Reim: "Lebe lustig, lebe froh, wie die Maus im Haferstroh!" etwas ändern.

Eines Nachmittags, als unser König auf dem Weg zu den königlichen Feldern war, die vor den Stadttoren angelegt waren und füllig und golden in der Julisonne glänzten, passierte dem jungen Monarchen etwas unsagbar peinliches. Vor lauter Müdigkeit schlief er auf seinem edlen Ross ein und plumpste wie ein Mehlsack in den Straßengraben. "Verflixt nochmal! Wenn das jemand gesehen hat, kann ich mich nie wieder bei meinen Untertanen blicken lassen!" spie er von sich und seiner "Krankheit" angeekelt hervor und klopfte sich den Staub vom edlen Zwirn. Erst jetzt bemerkte er die alte Frau und das Mädchen, die neben ihm auf dem Feld arbeiteten. "Ihr beiden habt nichts gesehen! Versteht ihr! Ein Sterbenswörtchen und ich lasse euch im Kerker verrotten!"

"Keine Angst, junger Herr!", sprach ihn die Alte an. "Wir beide werden niemanden etwas von eurem Ungeschick erzählen. Aber ich habe gehört, dass ihr Nachts nicht schlafen könnt, weil ihr an massiver Schlaflosigkeit leidet. Hört mir gut zu. Dieses Getreide hier ist Hafer. Wenn ihr wollt, stelle ich euch aus dem grünen Hafer am Feldrand eine Essenz her, die euch den heiß ersehnten Schlaf bringen wird."

Der junge König aber, wollte vom Rat der Alten nichts wissen: "Papperlapapp! Ich bin doch kein Pferd! Willst du deinem Herrscher allen Ernstes Pferdefutter vorsetzten. Ein Wort noch und ich rufe die Wachen!"

"Manche Menschen lehrt eben nur das Schicksal!" erwiderte die Alte traurig, bedeutete ihrer Enkelin mitzukommen und ging gebückt ihres Weges.

Viele Jahre waren ins Land gezogen. Der König war nun nicht mehr so jung und ungestüm, seine Reformen aber, hatte er aufgrund seiner Schlaflosigkeit noch immer nicht umgesetzt. Da wurde er eines Tages zum Papst zitiert. Alle hohen Herren wurden dort versammelt, um als Krieger die Heiden im Heiligen Land zu bekehren.

Weit sollte er dort allerdings nicht kommen, unser König. Schon in der ersten Schlacht wurde er schwer verwundet. Ja, er war so krank, dass sein Leben am seidenen Faden hing. Im Fieberwahn, sah er immer wieder seine Mutter am Krankenbett, die ihn Pflegte und ihm gut zuredete. Nur war sie älter und das Haar in der Farbe von reifem Hafer, war von ersten weißen Strähnen durchzogen.

Als er endlich wieder erwachte, fühlte er sich unsäglich erschöpft und kalt. Die Pflegerin wollte ihn, wie schon Tags zuvor, mit Hafersuppe füttern. Da schrak er durch einen herrischen Schrei auf. "Was fällt dir ein, Närrin!" rief eine junge, wunderschöne Frau, die ihm irgendwie bekannt vorkam. Hafer ist kalt. Er sucht Wärme. Der König braucht Nahrung, die ihn innerlich wärmt!"

Von da an war es die junge Frau, die ihn wieder aufpäppelte. Und schön langsam begann sich der König in sie und ihre Schönheit zu verlieben: "Ihr seid so wunderschön", begann er eines Tages "Euer Teint ist reiner als der aller Edelfrauen. Wie macht ihr das nur? Wo liegt Euer Geheimnis?" Da begann sie schallend zu lachen. "Mein Geheimnis? Könnt ihr euch denn wirklich nicht mehr an mich erinnern? Dabei holte sie ein Fläschchen mit der Aufschrift "Hafer-Tinktur" hervor, und hielt sie ihm vor die Nase. "Mein Geheimnis ist Pferdefutter! Und, trotzdem sehe ich nicht wie ein Pferd aus, oder?" Dabei flößte sie ihm ein paar Tröpfchen von der Hafer-Tinktur ein. "So, bald dürften Eure Schlafstörungen Geschichte sein! Und, wie sagt das alte Sprichwort: Lebe lustig, lebe froh, wie die Maus im Haferstroh!" Damit stand sie auf und ließ den verblüfften Monarchen wieder mit seinen Gedanken allein.

Wie ein Film zogen nun die Erinnerung an seinem geistigen Auge vorbei. Da war die alte Frau damals, die ihn mit der Tinktur heilen wollte. Auch seine Mutter sah er, wie sie ihm ihren Lieblingsspruch lehrte.

"Wer bist du?" wollte er am nächsten Morgen wissen, als er aus dem längsten Schlaf der letzten 15 Jahre erwachte. "Ich bin Avena, die Enkelin der alten Frau. Aber wartet einen Moment, ich will euch noch jemanden vorstellen!"

Da schob plötzlich seine Mutter den Vorhang, der sein Lager von den anderen Kranken trennte, beiseite. Sie sah genau so aus, wie er sie im Fieberwahn gesehen hatte. Unter Tränen fielen sich beide in die Arme. "Weine nicht mein Liebster", sagte die Königin. Ab jetzt will ich wieder bei dir sein. Damals musste ich dich verlassen, denn die falschen Berater deines Vaters trachteten mir nach dem Leben. Heimlich bin ich dir aber all die Jahre gefolgt, schickte meine alte Amme, um deine Schlaflosigkeit zu heilen. Auch ins Land der Heiden bin ich dir nachgereist. Aber erst jetzt, da du geheilt bist und deine falschen Ratgeber absetzen kannst, wage ich es wieder bei dir zu sein. Erst wenn sie das Land verlassen, bin ich wieder sicher!"

An jenem Tag sollten sich Mutter und Sohn noch lange in den Armen halten, hatten sie doch viele Jahre, die sie aufholen mussten.

Als sie wieder in ihr Land zurückkehrten, und der König endlich ans wahre Regieren gehen konnte, wurde außerdem eine Hochzeit gefeiert. Avena hieß die glückliche Braut, die den König, für damals untypisch, in allem unterstützen sollte. Ihr Hauptresort aber, war das Gesundheitswesen im Reich.

Als Hochzeitsgeschenk bekamen sie von der Königin-Mutter 2 Strohsäcke (Matratzen) geschenkt, die mit Haferstroh gefüllt waren. Und da die beiden insgesamt 10 Kinder bekommen sollten, sind sich die Geschichtsschreiber heute nicht mehr so sicher, ob nicht das Sprichwort: "Wenn dich der Hafer sticht..." von diesen beiden herrührt...

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