Die Farnik-Brüder leben anders
Servus Steinach, hola Kolumbien

Sie wollen von Herzen die Natur schützen: Sebastian und Kajetan Farnik aus Steinach in ihrer zweiten Heimat Kolumbien.
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Kajetan und Sebastian Farnik haben an der kolumbianischen Karibikküste eine zweite Heimat gefunden. Sie tun dort der Natur und den Menschen Gutes.

WIPPTAL/ORINOCO. Eine gute Busstunde von der 500.000 Einwohner-Stadt Santa Marta weg, halb oben auf einem echten Berg und somit tief im kolumbianischen Dschungel hat sich Kajetan Farnik seit 2019 fix niedergelassen. In das Fleckchen mit Aussicht auf die Karibikküste hat er sich sofort sehr verliebt, wie er sagt: "Ich bin viel gereist und hier habe ich einfach gespürt, dass ich bleiben möchte." Der 32-Jährige hat sich nur mit von selbst umgefallenen Bäumen ein Häuschen gebaut und sechs Hektar Land gekauft. Er baut Kakao, Avocados und anderes Gutes an, macht Heilbehandlungen und arbeitet zusätzlich auf dem Bau. Von Zeit zu Zeit besucht ihn Bruder Sebastian für ein paar Wochen oder Monate. Er hat ebenfalls in Kolumbien Fuß gefasst, sein Lebensmittelpunkt befindet sich aber im Wipptal (mehr dazu unter "Zur Sache").

Landwirtschaft im Einklang mit der Natur

Sebastian besitzt rund 34 Hektar Wald. Die Frage nach dem "Wozu?" ist schnell beantwortet: "Um ihn zu schützen! Der Vorbesitzer hatte bereits vier Hektar gerodet. Er wollte kurzfristig Profit machen, anstatt langfristig zu denken. Deshalb sind sogar Wasserläufe versiegt. Dank physischer und spiritueller Arbeit fließen die Bäche jetzt wieder. Für die Fläche planen wir jetzt einen Waldgarten bzw. einen Fruchtwald, der von der lokalen Bevölkerung zu leistbaren Bedingungen genutzt werden soll. So kann die Ernährungssicherheit für die Bewohner sicher gestellt werden. Sollte sich später ein Überling aus der Veredelung der Produkte ergeben, möchte ich damit weiteres Land kaufen und schützen."

Ausstieg auch aus dem System

Aussteiger bzw. Beschützer der einzigartigen Natur gibt es im kleinen Ort Orinoco mehrere. Ein Schweizer hat sich auf Kaffee spezialisiert, ein Ehepaar aus der Hauptstadt Bogotá – sie Juristin, er Architekt – unterstützt unentgeltlich mit Fachwissen. Die Idee dabei ist, vom System so unabhängig wie möglich zu sein. Sie alle wollen mit der Natur zusammenleben, anstatt von ihr. Daher wird geschenkt, wo es einmal geht und fällt wieder einmal Arbeit an, wäscht eine Hand die andere.

"Weniger Abholzung bringt mehr Regen"

Zwar ist der Ruf Kolumbiens immer noch viel schlechter, als es das schöne Land eigentlich verdient hätte, der Anfang war trotzdem eine Herausforderung, berichten die Farnik-Brüder: "Natürlich begegnete man uns mit Zweifeln. Dass wir Plätze mit Wasser gekauft haben, war für die Einheimischen zuerst erschreckend. Seitdem sie aber gemerkt haben, dass durch ein Miteinander auf Augenhöhe auch ihr Standard steigt, ist ein sehr gutes Einvernehmen hergestellt. Seit weniger abgeholzt, die Böden gesund gehalten und weniger Gift gespritzt wird, regnet es zum Beispiel wieder öfters und es sind wieder mehr Tiere zu sehen. Das wird von der Bevölkerung wohlwollend registriert und zunehmend nachgeahmt. Und wir versuchen generell, uns sehr zu integrieren."

90.000 Bäume und eine Aula

Für die Rekultivierung kooperieren die Steinacher mit einer Organisation vor Ort. Im Team wurden allein in den letzten eineinhalb Jahren fast 90.000 Bäume gepflanzt. Als eines der nächsten Gemeinschaftsprojekte soll die Schule in Orinoco eine neue Außenaula für Veranstaltungen bekommen. Sie lesen es damit schon heraus: Zeit für einen Heimaturlaub bleibt Kajetan kaum: "Etwa alle eineinhalb Jahre fliege ich nach Hause, um Familie und Freunde wiederzusehen."

Zentrum für Naturmedizin in Planung

Die Freizeit in der zweiten Heimat verbringt der gelernte Koch und Kellner am liebsten am Strand von Los Cocos, wo sich bisher noch kaum Touristen hinverirren. Der ist rund 40 Minuten Fußmarsch und eine nochmal so lange Fahrt über wilde Pisten mit dem Motorrad oder dem Mototaxi entfernt. Und retour geht's natürlich niemals leer – da werden dann Dinge des täglichen Bedarfs hinaufgetragen. Mittelfristig will Kajetan in Kolumbien ein Zentrum für Naturmedizin eröffnen. Dafür studiert er eingehend das tausendjährige Wissen des indigenen Kogui-Stammes der Sierra Nevada von Santa Marta und zweier indigener Völker der Amazonas-Gegend. Es bereichert seine bereits zuvor gewonnenen Erkenntnisse auf diesem Gebiet nochmal enorm.

Spenden willkommen

Das Wichtigste bei all ihrem Tun ist den Brüdern, dass es ihnen Spaß macht. Erst dann kommt das Geld. Somit sind die finanziellen Mittel der beiden stets begrenzt, oder anders formuliert sind jegliche Spenden für ihr Engagement herzlich willkommen. "Das würde Vieles erleichtern, denn die Umsetzung der Projekte ist kostspielig. Wir wollen einen positiven Fußabdruck hinterlassen – wir wollen von Herzen die Natur schützen. Jeder Cent kommt garantiert dort an, wo er gebraucht wird!" Wer etwas geben möchte, kann spenden auf das Konto bei der Tiroler Sparkasse AT782050303352910149 – Verwendungszweck Kolumbien – oder sich bei Sebastian Farnik unter Tel.: 0677/64064488 melden, um noch genauer über die Verwendung informiert zu werden.

Zur Sache

Vielleicht erinnern sie sich: Sebastian war es, der 2021 einen Bauernhof suchte (wir berichteten). Den hat er noch nicht gefunden. Gefunden hat er aber ein zu seinen Vorstellungen vom Leben passendes Refugium in Ellbögen. Dort kommt er seinem Traum vom Selbstversorgerdasein schon einmal näher. Der 35-Jährige hat sich dafür ganz der Permakultur und Landschaftsheilung verschrieben. Er kennt sich mit dieser zukunftweisenden bzw. eigentlich ursprünglichsten Form der Landwirtschaft bestens aus. Bald will er dazu auch vermehrt Kurse und Workshops im Wipptal anbieten. Bis er vielleicht einmal davon leben kann, montiert er nebenbei noch Photovoltaikanlagen.
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