Vom Traumschiff ans Ende der Welt
Herr Skalnik geht den Jakobsweg

- Robert Skalnik auf dem Jakobsweg.
- Foto: Robert Skalnik
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Jeder Mensch hat Träume, die er sich irgendwann erfüllen möchte. Manche schreiben diese auf eine Liste – eine sogenannte "Bucket List". Für Herrn Skalnik stand ein besonderer Wunsch ganz oben auf dieser Liste: einmal den Jakobsweg zu gehen. Jahrelang blieb dieser Wunsch unerfüllt, bis er sich jetzt nach seiner Pensionierung auf den Weg machte.
Der Jakobsweg ist ein uralter Pfad und doch spricht er Menschen heute vielleicht dringlicher an, denn je. Seit dem 9. Jahrhundert folgen Gläubige dieser Wanderroute auf der Suche nach Trost, Sinn und Erneuerung. Sie kommen aus allen Teilen der Welt, getragen von Krisen, Träumen, Umbrüchen oder stiller Sehnsucht. Manche suchen nach Antworten, andere einfach nach einem tieferen Atemzug. Die Gründe sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Doch eines haben sie alle gemeinsam: ihr Ziel, nämlich die Kathedrale von Santiago de Compostela in Nordwestspanien, wo die Gebeine des Apostel Jakobus ruhen, jenes Apostels der beim letzten Abendmahl Jesu dabei gewesen sein soll.

- Robert Skalnik auf dem Jakobsweg.
- Foto: Robert Skalnik
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Robert Skalnik war viele Jahre lang Küchenchef auf dem legendären Traumschiff – jenem berühmten Kreuzfahrtschiff, das Millionen Menschen aus dem Fernsehen kennen. Auf hoher See lernte er nicht nur ferne Länder kennen, sondern auch die Liebe seines Lebens: seine spätere Frau. In fast fünf Jahrzehnten auf See durchquerte er sämtliche Weltmeere und große Flüsse, umrundete mehrfach den Globus und führte Küchen auf Schiffen, die ganze schwimmende Städte waren. Ohne Übertreibung lässt sich sagen: Er blickt auf eine außergewöhnliche berufliche Laufbahn zurück – geprägt von Disziplin, Verantwortung und internationalem Flair.
Doch der Preis für diese steile Karriere war hoch. Robert Skalnik war nahezu ständig im Einsatz – verplant, unabkömmlich, immer unterwegs. Zeit zum Innehalten blieb kaum. Was ihm all die Jahre fehlte, war das, was vielen als selbstverständlich erscheint: Zeit für sich selbst.
So war es nicht verwunderlich, dass ihm schon lange der Gedanke vorschwebte, einmal den Jakobsweg zu gehen. Vom Meer aus hatte Skalnik immer wieder den spanischen Küstenabschnitt des Jakobsweges, vorbei am Kap Finisterre, dem mythologischen „Ende der Welt“, gesehen: dort, beim Leuchtturm und den Pilgern beim berühmten 0-km-Stein.
Nach seiner Pensionierung war es nun so weit. Der Rucksack war gepackt und es konnte losgehen.

- Robert Skalnik auf dem Jakobsweg.
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Genussmensch auf Pilgerreise
„Ich bin ihn gegangen“, schreibt er heute von sich selbst. Schritt für Schritt, mit offenen Sinnen, und mit einem Ziel, das erst der Anfang einer tieferen Reise sein sollte. Skalnik wählte den berühmtesten aller Wege, den Camino Francés – rund 800 Kilometer von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela, dem Ziel seiner Pilgerreise. Trotz Müdigkeit und Erschöpfung drängte es ihn, noch weiterzugehen. Er spürte, dass sein Weg noch nicht zu Ende war. Er wollte weiter bis nach Finisterre, dorthin, wo man bis zur Entdeckung Amerikas das Ende der Welt vermutete. Robert Skalnik ist kein Leistungssportler. Er selbst sagt mit einem Lächeln: „Ich bin ein Genussmensch, mit einigen Kilos zu viel und einem Faible für gutes Essen.“
Was also treibt Robert Skalnik an trotz aller Anstrengungen und Beschwerden weiter über das Ziel Santiago hinauszugehen? „Dort, wo der Horizont aufhört, beginnt der Blick nach innen – und das Weitergehen ohne Wegweiser“, sagt er. Ein Satz, der nachklingt. Heute blickt Robert Skalnik mit Stolz und Demut zugleich auf seinen Weg: auf die äußere Reise, die ihn an die 1000 Kilometer geführt hat, und auf die innere, die, wie er sagt, noch weit darüber hinausreicht.

- Robert Skalnik auf dem Jakobsweg.
- Foto: Robert Skalnik
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Robert Skalniks Weg war persönlich. Obwohl er nicht auf der Suche danach war, wurde ihm auf seiner Reise viel geschenkt: viele Lebensweisheiten und Antworten für sich selbst und andere, die er auch gerne teilen möchte. Am Ende fand er schließlich auch zu sich selbst. 55 Tage war Herr Skalnik unterwegs, begleitet von nichts als seinem Rucksack, seinen Gedanken und der Handykamera, mit der er seine Erlebnisse festhielt und via Facebook und Instagram veröffentlichte.
Die letzten 120 Kilometer von Sarria bis Santiago legte Robert Skalnik gemeinsam mit seiner Frau zurück. "Eine einzigartigen Erfahrung für uns", lächelt Skalnik, "Regen, Wind und Matsch lassen sich zu zweit leichter ertragen und geteilte Freude wiegt doppelt." Gemeinsam, Hand in Hand in Santiago de Compostela anzukommen, sei ein unvergesslicher Moment gewesen.
In seinem aktuellen Buchprojekt beschreibt er nicht nur die Geschichte eines Mannes, der nach einem arbeitsreichen Leben in der Welt der Gastronomie einen neuen Weg, nämlich seinen eigenen, gefunden hat. Es ist auch ein Reisetagebuch mit historischen Einschüben, Pilgerzitaten, Legenden und tiefgründigen Gedanken beim Gehen. Seine Berichte erzählen von Begegnungen mit Menschen, von einfachen Herbergen und der Kraft des Verzichts. Sein Lieblingszitat: Der Camino gibt dir nicht, was du willst, sondern das, was du brauchst!

- Robert Skalnik auf dem Jakobsweg.
- Foto: Robert Skalnik
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Ein Auszug aus Etappe 7
„Der gestrige Abend war wieder einer dieser kleinen, spirituellen Momente: Ein einfaches, herzliches Essen an einer langen Tafel, geteilt mit Fremden, die sich vertraut anfühlten. Vor dem ersten Bissen ein still gesprochenes Gebet – kurz, schlicht, bewegend. Danach begannen die typischen Fragen: Wie heißt du? Woher kommst du? Warum gehst du? Und wieder war da dieses Gefühl, dass der Weg selbst die Antwort ist.“
Auf die Fragen, was ihn angetrieben hat und was er von dieser Reise mitgenommen hat: "Ich wollte meinen Kindern, meiner Familie, vielleicht auch mir selbst zeigen, dass man auch im späteren Leben noch aufbrechen kann und dass man nie zu alt ist, um sich zu verändern." Robert Skalnik hat gelernt, dass der Mut, loszugehen, manchmal größer ist als der, einfach stehenzubleiben. Der Camino schenkte Robert Skalnik vieles: Stille. Schmerz. Ausdauer. Begegnung. Aber vor allem, so schreibt er in seinem Buch, schenkte er ihm eines: Vertrauen in den Weg. In das Leben. In das, was noch kommt.

- Robert Skalnik auf dem Jakobsweg.
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Robert Skalnik lädt dazu ein, ihn auf seiner Reise am Jakobsweg mit Bildern, Gedanken und Momenten vom Camino zu folgen:
Facebook: Robert Skalnik
Instagram: Robert Skalnik
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