Krisenzeit für die Psyche
Proaktiv raus aus der Panikspirale
Expert:innen wissen, wie man aktuell der eigenen Ohnmacht und dem Angstkreislauf entkommt. Aktiv sein statt zu erstarren – so das allgemeine Motto.
STEIERMARK/SÜDOSTSTEIERMARK. Man steht quasi mit ihnen auf und geht mit ihnen schlafen: Neuigkeiten vom Krieg in Europa – und natürlich nicht zu vergessen auch Nachrichten rund um die Pandemie. "Natürlich gibt es Menschen, die durchaus große Sorgen und Ängste wegen des Krieges haben – teils reale Ängste, teils irreale", betont Andrea Descovich, Fachbereichsleiterin des PSD am Standort Feldbach. Das grundsätzliche Problem sei, dass man als Empfänger:in der Fernsehbilder und Schlagzeilen auf allen möglichen Kanälen sehr "ohnmächtig und hilflos" sei.
Bewusst abschalten
Descovich macht darauf aufmerksam, dass viele Fake-News die Runde machen würden und man sich sich auf Qualitätsmedien konzentrieren solle. Generell rät sie davon ab, sich rund um die Uhr nur auf jenes Thema zu konzentrieren.
Doch was ist nun ein probates Mittel gegen Angst und Panik? "Der beste Ansatz ist jener, selbst ins Tun zu kommen. Das kann etwa heißen, dass ich in Reihen einer Flüchtlingshilfsorganisation aktiv werde", rät Descovich. Ansonsten helfe es auch, mit Freunden über die Situation zu sprechen.
Kommt man aber trotz allem mit der Situation nicht zurande oder liegt schon eine diagnostizierte Angst- oder Panikthematik vor, sollte man nicht zögern, sich etwa an das Team des PSD, die Telefonseelsorge oder Rat auf Draht zu wenden.
Auslöser starker Gefühle
Wie geht es eigentlich speziell der jungen Generation mit der Situation? "Auf jeden Fall haben die Jugendlichen Sorge, Krieg macht immer hilflos und löst starke Gefühle wie Angst, Trauer oder auch Wut aus", so Roland Knausz aus Reihen des Streetwork Südoststeiermark.
"Tue was, was dich ablenkt und dir Freude macht", gibt er Jugendlichen mit auf den Weg. "Viele heimische Gemeinden und auch Schulen führen Aktionen für die Ukraine durch. Auch das Streetwork hat schon Lebensmittel-Spenden zusammengestellt. Dies ist eine Möglichkeit, wie Jugendliche aktiv werden können", weiß der Streetworker.
Sachlich bleiben
Auch die Eltern seien gefragt, die Jugendlichen aufzuklären. Hier betonen Knausz und auch Descovich, dass eine sachliche Ebene gefragt sei. Eine Grundaussage könne natürlich sein, dass es falsch ist, andere Menschen zu verletzen. Auch für Jugendliche gelte in der Beratung grundsätzlich: Wenn die Seele zu sehr schmerzt, ohne zu zögern an Facheinrichtungen wie z.B. das Streetwork wenden.
Wahrnehmen, wo wir leben
Das Kriseninterventionsteam Steiermark rund um den fachlichen Leiter Edwin Benko unterstützt bezüglich der Situation in der Ukraine in der ganzen Steiermark unter anderem Quartiergeber:innen und ehrenamtliche Helfer:innen. Es ginge darum, die Aktiven zu stabilisieren, was in der Folge dabei helfe, die Unterstützungsangebote für die Ankommenden auch langfristig aufrecht erhalten zu können.
Benkos ganz allgemeiner Tipp: "Man sollte jetzt mit allen Sinnen wahrnehmen, wo wir wohnen, wo wir leben und auch einen Blick auf unser soziales Gefüge zu werfen. Dann haben wir viel mehr Sicherheit."
Kontakt zu Facheinrichtungen
Kriseninterventions-Hotline: 0800 500 154, täglich von täglich von 9 bis 21 Uhr
PSD:03152/5887, Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr
Rat auf Draht:147
Streetwork Südoststeiermark: 03152/67464; Roland Knausz: 0664/80785 4109
Telefonseelsorge:142
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