Bedeutendste Bronzezeitsiedlung der Steiermark
Rätselhafter Königsberg

- Ausgrabungsleiter Wolfgang Neubauer berät bei der Grabung.
- Foto: Johann Schleich
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Der Königsberg bei Tieschen zählt zu den spannendsten archäologischen Fundplätzen der Steiermark. Bereits vor rund 6500 Jahren war er, mit kurzen Unterbrechungen, besiedelt. Neue Ausgrabungen liefern nun faszinierende Einblicke in eine versunkene Welt, die von Handel, Zerstörung und Textilhandwerk geprägt war.
TIESCHEN. Seit fünf Jahren leitet Wolfgang Neubauer von der Universität Wien gemeinsam mit einem Forschungsteam systematische Grabungen auf dem Königsberg. „Der Nachweis einer befestigten Siedlung aus der Kupfer- und Bronzezeit ist eine kleine Sensation“, so Neubauer. Besonders bemerkenswert: Tieschen stellt den südöstlichsten bekannten Siedlungsplatz der Chama-Kultur aus der Kupferzeit dar.

- Dieses frühgeschichtliche Tonstück aus vorigen Grabungen gibt Rätsel auf.
- Foto: Johann Schleich
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Die Ausgrabungen konzentrieren sich aktuell auf eine spätbronzezeitliche Anlage, die sich aus zwei durch mächtige Wallanlagen geschützten Siedlungsplateaus zusammensetzt. Mehrere Toranlagen konnten nachgewiesen werden. Unter den freigelegten Strukturen sticht ein rund 10 mal 30 Meter großer Blockbau hervor, der aus Flechtwerkwänden mit Ständerbauweise und Steinfundamenten gebaut wurde.

- Vor 6500 Jahren war der Königsberg bereits besiedelt.
- Foto: Johann Schleich
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Je tiefer gegraben wird, desto älter werden die Funde und reichen bis zurück in die Jungsteinzeit. Eine neu entdeckte Pfeilspitze aus Stein ist ein Sensationsfund und belegt diese frühe Besiedlung. Gleichzeitig deuten Brandspuren auf Keramikfragmenten sowie die enorme Menge an Scherben darauf hin, dass die Siedlung nicht friedlich verlassen, sondern möglicherweise gewaltsam zerstört wurde.
Unter den bedeutendsten Funden der letzten Jahre befinden sich neben Töpfen, Spinnwirteln und Webgewichten auch drei kleine Räder eines Wagenmodells sowie ein bereits früher entdeckter Feuerbock. Ein weitere interessante Entdeckung ist ein selten erhaltener Kuppelofen aus der Zeit zwischen 1200 und 1000 v. Chr., in dem Quarzitsteine erhitzt und später zum Kochen oder Wassererwärmen verwendet wurden.

- Spinnwirteln und Objekte für die Textilerzeugung.
- Foto: Johann Schleich
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Die Vielzahl an Spinnwirteln und Flachsspulen verschiedener Größen lässt vermuten, dass auf dem Königsberg Hauswerkstätten für die Textilproduktion betrieben wurden. Das wiederum setzt den Anbau faserliefernder Pflanzen voraus. Die hergestellten Stoffe dürften auch eine Handelsware gewesen sein.
Ein weiteres Rätsel stellt die Besiedlungslücke zwischen 2800 und 1300 v. Chr. dar, für die es bislang keine gesicherte Erklärung gibt. Ebenso bemerkenswert ist das vollständige Fehlen von Knochenfunden.
Wer mehr über die faszinierenden Entdeckungen erfahren möchte, hat am Samstag, dem 26. Juli, Gelegenheit dazu:
Beim ganztägigen Archäologiefest in Tieschen werden an 13 Stationen mit Vorträgen, Technik und Originalfunden spannende Einblicke in die urgeschichtliche Vergangenheit des Königsbergs geboten. Die Veranstaltung ist öffentlich zugänglich und ein Highlight für alle Geschichtsinteressierten.

- Eine Pfeilspitze aus Stein gehört zu den Sensationsfunden.
- Foto: Johann Schleich
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