Für mehr Bodengesundheit
Aussaat von Begrünungsmischungen mittels Drohnen
Die Begrünung trägt entscheidend zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Bodengesundheit bei. Im Rahmen eines Lokalaugenscheines wurde jetzt ein Feld in Studenzen unter die Lupe genommen, das im Herbst des Vorjahres für den Winter mittels Aussaat über eine Drohne begrünt worden war.
SÜDOSTSTEIERMARK/STUDENZEN. Die EU geht davon aus, dass sich 60 bis 70 Prozent aller Böden in der EU in einem ungesunden Zustand befinden. Verdichtung, Erosion, Nährstoffüberschuss und der Verlust der Biodiversität trügen maßgeblich dazu bei, dass es zur Bodendegradation komme. Um eine nachhaltige Bewirtschaftung unser Böden zu gewährleisten, hat die EU im Juli 2023 eine Richtlinie zur Bodenüberwachung und Bodenresilienz, das Bodenüberwachungsgesetz, verabschiedet.
Dem Bodenschutz verschrieben
Die Region Südoststeiermark hat sich in der Landwirtschaft von jeher dem Bodenschutz verschrieben. Mit der Unterzeichnung der Bodencharta 2013 haben sich die Gemeinden im Steirischen Vulkanland und 13 Institutionen dem Schutz des Bodens verpflichtet. Auch in Sachen Winterbegrünung hat die Region viel Bewusstseinsbildung betrieben. Denn eines ist unbestritten: Es braucht gesunde Böden für eine nachhaltige Bewirtschaftung unserer Äcker.
Um Ackerbau betreiben zu können muss Boden bearbeitet werden – mit dem Ziel, den Boden zu lockern, Beikräuter zu entfernen oder das Saatbett zu bereiten. Bodenbearbeitung birgt aber immer auch Gefahren für den Boden. Verdichtungen, offener Boden und Erosion oder Störung des Bodenlebens können negative Auswirkungen der Bodenbearbeitung sein. Drohnen in der Landwirtschaft können helfen, die Begrünung bodenschonend vorzunehmen.
Begrünung hemmt Erosionen und vermindern damit das Abschwemmen von Boden und Nährstoffen in Gewässer. Sie nimmt aber auch Nährstoffe aus dem Boden auf und reduziert damit wesentlich die Auswaschung selbiger ins Grundwasser. Die Anlage von Begrünungen ist somit eine aktive Wasserschutzmaßnahme, die auf vielfältige Weise wirkt.
Die Begrünung und das System "Immergrün" auf Ackerflächen sind zentrale Elemente zur Bekämpfung von Bodenverdichtung, Humusabbau und Erosion. Und sie leisten einen wesentlichen Beitrag zum Gewässerschutz. Das System Immergrün ist eine besondere Form des Begrünungsmanagements am Acker. Es geht von einer ganzjährigen Bodenbedeckungmit Pflanzen aus. Nach der Ernte von Hauptfrüchten wie Weizen, Mais oder Soja werden Begrünungen eingesät und verbleiben am Acker bis zum Anbau der nächsten Hauptfrucht.
Die Ausbringung mittels Drohnen bringt dabei wesentliche Vorteile im Vergleich mit der herkömmlichen Aussaat mit Bodenbearbeitung, wie ein Praxistest in Studenzen zeigt.
Vorteile der Aussaat mittels Drohnen
Das südoststeirische Kompetenzzentrum für Acker, Humus und Erosionsschutz (KAHE) der Landwirtschaftskammer hat an mehreren Versuchsstandorten im Herbst 2023 die Aussaat von Begrünungsmischungen mittels Drohnen getestet. Dabei wurde die hauseigene Begrünungsmischung "Vulkanland spät" verwendet. Die Saat der Begrünung wurde etwa zwei bis drei Wochen vor der Ernte von Soja bzw. Mais durchgeführt. Diese vorgezogene Aussaat ist in der Form nur mittels Drohnen möglich. Dabei ergeben sich, wie das Versuchsfeld in Studenzen zeigt, einige Vorteile.
Abgesehen davon, dass eine Bodenbearbeitung bzw. ein Befahren des Bodens mit dem Traktor nicht notwendig sei und somit der Boden und das Leben in ihm geschont würden, könne die Saat unabhängig vom herrschenden Bodenfeuchtegehalt erfolgen, wie die Experten rund um Johannes Maßwohl vom Bodenkompetenzzentrum erklären. Von Vorteil sei, dass das Begrünungssaatgut bereits im Schatten der Hauptfrucht bei günstigen Bodenbedingungen keimen und wachsen könne. Ernterückstände von der nachfolgenden Soja- oder Maisernte würden nach ersten Versuchsergebnissen dem Wachstum der Begrünungspflanzen nicht schaden. Ganz im Gegenteil: Bei sehr trockenen Verhältnissen würden die Ernterückstände durch die Mulchschicht sogar das Wachstum der Begrünung fördern.
Außerdem: Die Wachstumszeit der Begrünung verlängere sich dank der Drohnenaussaat um mehrere Wochen. Mehr Pflanzenmasse zum Humusaufbau und bessere Durchwurzelung zur Stabilisierung des Bodens seien die positiven Auswirkungen.
Landwirte unterstützen
Kammerobmann Franz Uller: "Bodengesundheit und Bodenfruchtbarkeit sind zentrale Anliegen der Öffentlichkeit und der Landwirte. Gesunde Böden haben eine weitreichende Wirkung. Klimawandel, Wasserschutz, Biodiversität und Ernährungssicherheit sind nur einige Schlagworte dazu." Mit dem Kompetenzzentrum Acker, Humus und Erosionsschutz verfüge die Region über ein kompetentes und engagiertes Team, das in Zusammenarbeit mit erfahrenen Landwirten praxisnahe, bodenaufbauende Lösungen erarbeite.
In dieselbe Kerbe schlägt Landwirt und Berater Markus Sundl: "Mit Drohnensaat erspare ich mir eine kostenintensive Bodenbearbeitung im Herbst, kann eine Begrünung unabhängig von Bodenfeuchte aussäen und schaffe einen durchgehenden Bewuchs mit lebenden Pflanzen." Die Begrünung schaffe ideale Bedingungen für das Bodenleben und die Folgekultur. Laut Johannes Maßwohl können "Drohnen in der Landwirtschaft uns helfen, Praktiken wie Minimalbodenbearbeitung oder das System Immergrün umzusetzen". Diese Ackerbausysteme seien für den Erhalt der Bodengesundheit hoch effizient und ökonomisch. Allerdings bräuchten Boden und Landwirte Zeit und Unterstützung für diesen Umstellungsprozess, wie Maßwohl betont
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