Social Business Hub Styria
Riegersburger Chocolatier als Weltretter
Der Riegersburger Chocolatier Josef Zotter ist Gesicht der Kampagne „Wir retten die Welt! Bist du dabei?“ vom Social Business Hub Styria. Er macht Mut, warnt vor Turbowachstum und betont, dass Nachhaltigkeit eben auch kostet.
GRAZ/RIEGERSBURG. Mit Josef Zotter konnte der Social Business Hub Styria, ein Netzwerk für Menschen, die gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen auf unternehmerische Art und Weise lösen, einen (südost)steirischen „Andersmacher“ als Testimonial für die „Wir retten die Welt! Bist du dabei?“-Kampagne gewinnen.
Bewusst einen Gang zurück
Zotter nimmt unter anderem Stellung zum Thema Wirtschaftswachstum. "Wir sind total programmiert auf ewiges Wachstum. Jetzt fürchten sich alle vor einer Rezession, denn das würde ja bedeuten, dass wir ein bisschen zurückfallen werden. Die Wahrheit ist aber, dass wir uns das wünschen sollten. Wollen wir eine Wirtschaft, die einen Sinn hat, dann müssten wir sie eigentlich bewusst zurückfahren. Sicher kann man sagen, dass man in Afrika, in China oder in Indien noch wachsen kann, nur wenn die alle so wachsen wie wir, dann ersticken wir sowieso", betont der Chocolatier.
Risiko kann sich bezahlt machen
Zotter steht nicht nur für Wachstum mit Vernunft, sondern auch Mut. Das zeigte sich ja 1999, als er sich maximal auf Schokolade konzentriert hat, nachdem man mit der Konditorei Pleite gegangen war. "Wir standen dann vor der Entscheidung, ob wir uns auf den sanierten Betrieb oder die Schokolade konzentrieren sollten. Sich auf Zweites zu konzentrieren war riskant, hat sich aber letztendlich bezahlt gemacht. Ohne die Unterstützung meiner Frau wäre das aber nicht möglich gewesen."
Oft reicht ein Hauch mehr Effizienz
Und wie steht Zotter zum viel zitierten Begriff Innovation? Er meint, dass man das Rad nicht neu erfinden müsse, es ginge einfach oft darum, einen Weg zu finden, der noch effizienter sei. "Auch hier stellt sich die Frage, wann der Plafond erreicht ist. Aktuell ist alles voll mit Apps, aber irgendwann wird es auch einmal genug davon geben", ist er sich sicher. Die Herausforderung sei immer eine Nische zu finden und etwas Neues zu finden, was Menschen anspricht. "Es gibt Leute, die befassen sich mit Insekten als Nahrungsmittel der Zukunft. Der andere sagt, um Gottes Willen wie grausig ist das? Wir bieten das trotzdem an. Das ist jetzt kein 'must have'. Aber ich glaube an den Zauber einer Idee", betont der Weiterdenker.
"Wenn man eine Idee umsetzt, dann passieren manchmal Wunder, manchmal kann eine Idee aber auch ein 'Bauchfleck' sein."
Josef Zotter
Nachhaltigkeit kostet eben
Ein Thema darf natürlich nicht fehlen: die Nachhaltigkeit. Auch hier nimmt sich Zotter kein Blatt vor den Mund: "Ich habe früher oft Vorträge in Weltläden gehalten und bin dort sozial und nachhaltig denkenden Menschen begegnet. Und der Ablauf war immer der gleiche. Wir haben uns zwei Stunden die Seele wund geredet, was wir alles machen und wie super das ist. Aber am Schluss kam dann immer die Frage nach den Kosten. Und das ist schlimm. An der Realität kommt man nicht vorbei und die ist eben so, dass Nachhaltigkeit ihren Preis hat."
Aber welchen Ratschlag hat der Chocolatier eigentlich für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer parat? Wichtig sei, klein anzufangen und sich nicht in der Gründungsphase damit zu beschäftigen, was ohnehin noch in ferner Zukunft liegt. Zudem sei es wichtig, sich auch mal eine Niederlage einzugestehen, die eben bei einem "kleinen" Anfang nicht so schwer wiege.
"Der beste Skifahrer kann noch so gut trainiert sein, er wird trotzdem einmal aus der Piste fliegen. Und dann muss er halt noch mal rauf zum Start und schauen, dass er bei der gleichen Kurve nicht noch einmal rausfliegt."
Josef Zotter
Zotter warnt davor, sich gleich mal einen großen Kredit aufzuhalsen, denn eine Drucksituation sei so vorprogrammiert. Generell empfiehlt er in Sachen „Start-up“ das ganze Denken drumherum neu zu definieren. "Der Begriff klingt zwar cool, aber er suggeriert meiner Meinung auch, dass alles schnell gehen muss. Das kann aber auch kontraproduktiv sein", unterstreicht er. Er weist auch darauf hin, dass die Expertise, die das Social Business Hub Styria bietet, und auch die Vernetzungsveranstaltungen für das gesamte Ökosystem von großem Wert wären.
Schau rein beim Social Business Hub Styria
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