Umfrageergebnis
Kein qualitativer Unterricht mehr wegen Lehrermangel?

Haben wir in Tirol einen LehrerInnenmangel und wirkt sich das auf die Qualität des Unterrichts aus? | Foto: Pixabay/Taylor Flowe (Symbolbild)
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Wie jedes Jahr wird zum Schulbeginn in Österreich über den LehrerInnenmangel diskutiert. Wir wollten in unserer Umfrage der Woche von euch wissen, ob ihr befürchtet, dass Tiroler Kinder und Jugendliche aufgrund dessen bald keinen qualitativ wertvollen Unterricht mehr erhalten können.

TIROL (LK). Noch 2020 kamen in Österreich auf einen Lehrer 12 SchülerInnen (Grundschule). Damit reihte sich Österreich bei einem europäischen Vergleich der Klassengestaltung im guten Mittelfeld ein (Quelle: Agenda Austria). Eine Klasse umfasst in Österreich im Schnitt ca. 20 Kinder. Schlimmer hat es da Frankreich oder Tschechien erwischt, hier gibt es durchschnittlich 26 Kinder in den Unterstufenklassen.

Ergebnis unserer Umfrage der Woche zum Lehrermangel

Hier das Ergebnis unserer Umfrage der Woche*:

Insgesamt haben 349 Leserinnen und Leser an unserer Umfrage der Woche zum Thema Lehrermangel und den Folgen teilgenommen. Wir wollten von euch wissen, wie ihr das seht

  • 259 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befürchten, dass Kinder und Jugendliche dadurch bald keinen qualitativ wertvollen Unterricht erhalten könnten
  • 46 Leserinnen und Leser gehen davon aus, dass Quereinsteiger die Lücke füllen könnten
  • 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer glauben, dass es schon irgendwie gehen wird.

Bei unserer Umfrage der Woche haben 349 Leserinnen und Leser teilgenommen. Dabei befürchten 74 Prozent, dass die Qualität des Unterrichts leiden könnte und dass Schülerinnen und Schüler keinen qualitativ wertvollen Unterricht mehr erhalten werden können. 13 Prozent gehen davon aus, dass Quereinsteiger die Lücken, die durch den Lehrermangel entstehen auffüllen können.Ebenfalls 13 Prozent glauben, dass es schon irgendwie gehen wird.

Nicht alle Stunden werden stattfinden können

In der Lehrergewerkschaft hat man keine großen Hoffnungen, dass sich die Situation in den nächsten Jahren bessert. Der Zenith des LehrerInnenmangels ist gar erst noch zu erwarten. Zwar würde es jetzt bereits extrem an Personal fehlen, doch 2027 solle die Belastung am schlimmsten werden. Der Mangel an LehrerInnen zieht zudem eine extreme Belastung des bestehenden Personals mit sich und führt auch noch zu mehr Ausfällen. So geht man bei der Gewerkschaft davon aus, dass in den kommenden Schuljahren nicht alle Stunden gehalten werden können. 
LehrerInnenmangel ist kein neues Problem in Österreich. Bereits in den letzten Jahren haben Schulen in ganz Österreich nur mit großem Aufwand und vielen Provisorien Unterricht aufrechterhalten können.

Als Maßnahme will die Lehrergewerkschaft den Druck auf das Ministerium erhöhen, denn die bisher getroffenen Maßnahmen reichen hinten und vorne nicht. Die vom Ministerium mehrfach von den Bildungsdirektionen eingeforderte Entlastung sei bisher nicht an die Schulen weitergegeben worden, teilweise seien sogar neue Aufgaben dazugekommen. Abspecken könne man zum Beispiel bei der "sogenannten Qualitätssicherung". Hier würden Papiere für Behörden erzeugt, die Schulen keinen konkreten Nutzen brächten. Lieber sollten sich die Schulleiter um Personalentwicklung und gute Pädagogik kümmern. 

Gehälter sind nicht konkurrenzfähig

Der Mangel entspring wohl auch den Lehrergehältern. Diese wären laut der Lehrergewerkschaft nicht konkurrenzfähig. Um das Arbeiten in der Schule attraktiver zu machen, müssten somit auch die Gehälter für Lehr- und Unterstützungspersonal angehoben werden. 

Allerdings ist der LehrerInnenmangel nicht auf alle Fächer verteilt. Während manche hoffen, in ihrer Wunschschule einen Job zu bekommen, sind andere froh, mit ihrer Fächerkombination überhaupt eine Stelle zu ergattern. Zum Beispiel gibt es für angehende Junglehrer für Englisch in Allgemeinbildenden höheren Schule (AHS) viel weniger Chancen als an Volks- oder Mittelschulen. 

Angehende JunglehrerInnen haben es teilweise extrem schwer einen Job zu finden, es kommt auf das studierte Fach an. Nicht alle Fächer haben einen LehrerInnenmangel.  | Foto: Pixabay/ThisisEngineering RAEng (Symbolbild)
  • Angehende JunglehrerInnen haben es teilweise extrem schwer einen Job zu finden, es kommt auf das studierte Fach an. Nicht alle Fächer haben einen LehrerInnenmangel.
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Die LehrerInnenmangelsituation ist komplexer als gedacht. Man muss bei den Fächern unterscheiden wie auch bei den Schultypen. So ist der Mangel an Deutsch- und EnglischlehrerInnen vor allem in Allgemeinbildenden Pflichtschulen (APS) extrem, der Mangel an Informatik-Lehrkräften in AH-Schulen höher. 
Von den insgesamt 71 Englischstellen entfallen 92 Prozent auf Mittelschulen und Polytechnische Schulen. In Deutsch sind es 87 von 113 Stellen, also 77 Prozent.

QuereinsteigerInnen gegen den LehrerInnenmangel?

Eine Lösung gegen den LehrerInnenmangel sieht man in QuereinsteigerInnen. Das bedeutet, dass Arbeitskräfte aus anderen Sparten ohne Lehramtsstudium in den Schulbetrieb einsteigen. Allerdings müssen sie auch einen Hochschullehrgang für die pädagogische Ausbildung besuchen. Die Voraussetzungen: ein Bachelorstudium ein eine dreijährige Berufserfahrung. 
Angesprochen werden sollen beispielsweise DolmetscherInnen, die als EnglischlehrerIn oder ChemikerInnen, die als ChemielehrerInnen arbeiten möchten.
Allerdings wird das Modell der QuereinsteigerInnen in Tirol bisher nur wenig genutzt. Im vergangenen Schuljahr wurden lediglich acht QuereinsteigerInnen als LehrerInnen angestellt. 
Österreichweit haben sich Stand Jänner 2023 500 interessierte QuereinsteigerInnen beim Bildungsministerium gemeldet. Sie müssen sich einem Auswahlverfahren unterziehen, erst dann können sie sich bei der Bildungsdirektion Tirol für einen Job bewerben.

*Die Umfrage ist nicht repräsentativ

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